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Die unwillkommenen Habsburger

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Durch König Ottokars Landfrieden wurde der Graben zwischen freien und unfreien Adeligen weitgehend eingeebnet, da nun für beide das Hofgericht zuständig war. Dies weckte den Widerstand der großen Grundherren. Der Landrichter Otto von Maissau verschwor sich mit dem unzufriedenen böhmischen Bruderpaar Baron Benesch und Baron Milota von Diedicz (Rosenberg) gegen Ottokar, weshalb dieser die Brüder 1265 köpfen ließ. Die »Erbbürger« Wiens waren Ottokar hingegen dankbar: sie waren nun den Rittern gleichgestellt und lehensfähig. Reiche Bürger traten an die Spitze der Landesverwaltung, wie Paltram Vatzo von Wien und Gozzo von Krems, sie verbanden sich Ottokar durch einen Treueschwur.

Nach der Wahl Rudolfs von Habsburg (reg. 1273–1291) zum deutschen König verließen allmählich viele seiner Gefolgsleute den Böhmenkönig. Die Geheimagenten Rudolfs, Minoriten und Dominikaner, verbreiteten die Nachricht darüber gewissenhaft im ganzen Land, um auch die Übrigen zum Treuebruch zu bewegen. Einige dieser Mönche wurden von Ottokars Leuten abgefangen und als Spione gerädert oder gehängt. Bald hielt nur noch Wien, und da vor allem Paltrams Familie, die Vatzonen, treu zu Ottokar, und auch sein Schwiegersohn, der Landmarschall Heinrich von Kuenring, verriet ihn nicht. Erst nachdem sich König Rudolf verpflichtet hatte, die Stadt nicht für ihre Anhänglichkeit an den Böhmenkönig büßen zu lassen, sondern ihre alten Freiheiten zu bestätigen, öffnete Wien dem Sieger die Tore. Die Versöhnung Rudolfs mit Ottokar hielt aber nicht lange: In Wien arbeiteten die Vatzonen weiter für den Böhmenkönig, beim österreichischen Adel taten dies die Kuenringer, doch wurde die Verschwörung entdeckt. Nun wurden die Güter der Kuenringer und der Vatzonen konfisziert, Paltram, sein Bruder und seine sechs Söhne zum Tode verurteilt. Sie ergriffen jedoch rechtzeitig die Flucht. Da sich die Stadt von ihnen nicht zum Abfall hatte verleiten lassen, erneuerte Rudolf zum Dank ihre Privilegien im »Rudolfinum«, machte diese aber davon abhängig, dass in Hinkunft niemand mit der geächteten Familie Paltrams Verbindungen anknüpfte. Jeder Kontakt galt hinfort als Hochverrat. 1282 belehnte der König seine Söhne mit Österreich und verließ das Land für immer.

Der neue Herzog, Rudolfs Sohn Albrecht I. (reg. 1282–1308), soll niemals gelächelt und sogar ausgesprochen grimmig ausgesehen haben, nachdem er eines seiner Augen verloren hatte. Er nahm die Wiener, die noch an den lebenslustigen und liebenswürdigen Ottokar gewöhnt waren, gar nicht für sich ein, und die Schwaben, die ihm nach Österreich gefolgt waren, machten sich ebenfalls rasch unbeliebt. So brach 1287 in der Stadt ein Aufruhr los, an dessen Spitze Konrad von Breitenfeld stand. Sogar der »Povel«, der Pöbel, war aufgewiegelt und rottete sich vor der Hofburg zusammen. Der Herzog zog sich in die Festung auf dem Leopoldsberg zurück und schnitt der Stadt die Versorgung ab, worauf die Handwerker die patrizische Partei zum Nachgeben zwangen. Am 18. Februar 1288 mussten sich Richter, Bürgermeister, Ratsherren und Geschworene und die ganze Gemeinde der Stadt Wien urkundlich verpflichten, dem Herzog Gehorsam zu leisten und jegliche Verschwörung zu unterlassen. Die 29 Führer der Bewegung, darunter etliche, die sich bereits 1281 zur Treue verpflichtet hatten – vor allem Verwandte Paltrams –, mussten besondere Treuebriefe ausstellen. Sie verzichteten damit auf die Reichsunmittelbarkeit der Stadt. Albrecht zeigte nun sowohl auf Grund der Bitten seiner Frau Elisabeth von Görz und des Schottenabtes Wilhelm II. als auch der eigenen Neigung und Vernunft folgend unerwartete und erstaunliche Milde: niemand wurde hingerichtet. Er verzichtete auf jede Rache, zerriss aber die alten Urkunden. Am 12. Februar 1296 erhielt Wien ein neues Stadtrecht, das bis 1526 die Grundlage der Stadtverfassung bildete. Wien war nicht mehr »des riches hauptstat in Osterrich«, sondern »ein houbet und ein behalterinne unseres fuerstentumes«. Kein Wunder, dass es insgeheim in der Stadt weiter gärte.

Das Ende Albrechts I. erschütterte ganz Europa. Johann, der Sohn Rudolfs, des verstorbenen Bruders von Albrecht, fühlte sich um sein Erbe geprellt und erschlug gemeinsam mit vier anderen Unzufriedenen nach dem Flussübergang bei Brugg seinen Onkel. Heute steht dort das Kloster Königsfelden. Dem Königs- und Verwandtenmörder Johann, deshalb Parricida genannt, seinen Freunden Rudolf von Palm, Walter von Eschenbach und Konrad von Tegerfeld gelang die Flucht; die Habsburger, allen voran Albrechts Witwe Elisabeth und seine zarte Tochter Königin Agnes von Ungarn, führten unbarmherzig blutige Rachefehde gegen die Angehörigen der Täter. Der fünfte Beteiligte, Rudolf von Wart, der selbst nicht die Hand gegen Albrecht erhoben hatte, wurde gefasst und am Tatort aufs Rad geflochten. Seine Frau Gertrud kletterte zu dem Sterbenden hinauf, um ihm viele Stunden lang Beistand zu leisten. Ihr verzweifelter Wunsch, mit ihm zu sterben, ging nicht in Erfüllung, sie fand später Aufnahme in einem Baseler Kloster.

Hexen, Mörder, Henker

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