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EXKURS Helmut Schön und seine Lehrmeister
ОглавлениеSchon als Junge schwärmte Helmut Schön für Matthias Sindelar, und diese Bewunderung hielt sich. Den Stürmerstar der Wiener Austria und der österreichischen Nationalmannschaft, des »Wunderteams«, nannte er auch später noch ernsthaft »mein Vorbild«. Die beiden glichen sich schon von der Statur her: schlank, hoch gewachsen und wenig robust. Auch die Spielweise von Schön und Sindelar wies Parallelen auf: Beide glänzten durch technische Eleganz und Dribbelstärke, besaßen Spielübersicht und bewiesen zudem Torgefährlichkeit.
Als der »Fußball« im Dezember 1934 auf die »papierene Verfassung« der »langen Latte« Schön hinwies, war dies wohl keine zufällige Anspielung auf den berühmten »Papierenen« Sindelar. Auch dem westdeutschen Sportjournalisten Willi Busse fiel die Ähnlichkeit auf. Er beobachtete den jungen Schön in einem Spiel der Gau-Auswahlen von Sachsen und Mittelrhein im Oktober 1934 und schwärmte: »Die Leistung dieses jungen Talents grenzte bereits an fußballerische Vollendung. […] Er spielte wie Sindelar! Mit Fuß und Kopf fehlerlos. Schnell in der Bewegung, mit technischen Einlagen wie Sindelar, als er den hoch heranfliegenden Ball virtuos zu dem zehn Meter weiter entfernten Chemnitzer Erwin Helmchen abrollen ließ. Ob Schön hart genug ist, um im Nahkampf seine Künste anzubringen? Er hat es nicht nötig, sich in körperliche Zusammenstöße einzulassen, weicht ihnen aalglatt aus.«
Es war der langjährige Chefredakteur der Berliner »Fußballwoche«, Ernst Werner, der dieses Zitat 40 Jahre später, im Januar 1976, noch einmal hervorkramte und kommentierte: »Kaum ins zwanzigste Lebensjahr eingetreten, mit Sindelar, den man seines leichten Gewichtes wegen den ›Papierenen‹ in Wien nannte und der trotzdem einer der brillantesten, erfolgreichsten Mittelstürmer aller Zeiten wurde, verglichen zu werden, das war ein Gipfellob für Schön.«