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KAPITEL 1 Früher Lorbeer 1915 bis 1934: Kindheit und Karrierebeginn

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50.000 Zuschauer drängten sich am 28. September 1930 im Ostragehege, dem Heimstadion des Dresdner Sport-Clubs. Die kürzlich eingeweihte große Holztribüne auf der Gegengeraden war hoffnungslos überfüllt, ebenso die moderne steinerne Haupttribüne und die Stehränge rings um das Spielfeld. Vor dem Anpfiff kreiste ein Flugzeug über dem Stadion, zeigte Loopings, Turns und Rollen. Unten marschierte eine Militärkapelle über den Rasen.

Die Dresdner Fußballbegeisterten waren gekommen, um die deutsche Nationalmannschaft gegen Ungarn spielen zu sehen. Vor allem aber waren sie gekommen, um ihren »König Richard« zu erleben – Richard Hofmann, den Stürmerstar des Dresdner SC, von dessen Taten im Nationaldress man Wunder berichtete. Nur wenige Monate zuvor hatte er beim sensationellen 3:3 gegen England in Berlin alle deutschen Treffer erzielt. Und das, obwohl er noch im März einen schweren Autounfall erlebt und dabei die rechte Ohrmuschel verloren hatte. Seither spielte er mit einer Ohrenklappe.

Zunächst wurden die Hoffnungen der Dresdner Zuschauer enttäuscht. Zur Halbzeit lagen die Deutschen mit 0:3 zurück, und kurz nach Wiederanpfiff hätten die Ungarn beinahe das vierte Tor geschossen. Doch dann kam der Auftritt von »König Richard«. Mit wuchtigen Schritten zog er an mehreren Gegenspielern vorbei, drang in den Strafraum ein und schoss unhaltbar ein. Das Publikum brüllte vor Freude, und das Spiel drehte sich. Nun stürmten die Deutschen ununterbrochen nach vorne und erzielten vier weitere Treffer. 5:3 hieß es am Ende. Tausende strömten nach dem Schlusspfiff den Rasen, feierten ihre Idole und trugen sie auf Schultern zu den Umkleidekabinen.

Unter den begeisterten Zuschauern im Ostragehege befand sich ein 15-jähriger, hochaufgeschossener, spindeldürrer Schlaks. Helmut Schön hatte als Ballholer hinter einem der Tore gestanden und aus nächster Nähe miterlebt, wie Nationaltorhüter Willibald Kreß drei Gegentreffer passieren lassen musste. Umso begeisterter war er, als Richard Hofmann mit seinem flachen Schuss ins lange Eck die Wende einleitete. »Seit diesem Tag, seit diesem Tor«, so erzählte Schön später, »schwärmte ich für Richard Hofmann«.

»Mein Idol«, so nannte er ihn und hielt ihn noch vier Jahrzehnte später für »einen der größten und bekanntesten Spieler, die Deutschland je besessen hat«. Da hatte Helmut Schön bereits, als Assistent oder Chef, solche Größen wie Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer oder Günter Netzer trainiert. »König Richard« vergaß er über sie nicht. Dessen Qualitäten kannte er genau, denn an des Königs Seite hatte er seine größten Erfolge als Spieler gefeiert.

Helmut Schön

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