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Das leidige Knie

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Verletzungen, vor allem Probleme mit dem Knie, begleiteten Helmut Schön fast seine gesamte Karriere über und verhinderten insbesondere größere Erfolgserlebnisse in der Nationalmannschaft. Zwischen den erwähnten Zwangspausen im Dezember 1934 und im Oktober 1936 lagen zwei weitere: Schon im Herbst 1935 hatte Schön verletzungsbedingt bei einigen Ligaspielen gefehlt und eine mögliche Berufung ins Adlerdress verpasst. Als er genesen war und sich im Februar 1936 Hoffnungen machen durfte, am Testspiel der Nationalelf gegen Spanien und anschließend am olympischen Turnier teilzunehmen, erhielt er von Reichstrainer Otto Nerz einen unterkühlten Brief, in dem es u.a. hieß: »Leider traf ich Sie bei meinem Besuch in Dresden nicht in der Verfassung an, die für die Nationalmannschaft notwendig ist. Ich sah Sie bandagiert, und nach dem Spiel erklärten Sie mir, dass Sie verletzt waren. […] Nach Spanien kommen Sie nun nicht mit. Das geht nicht. Darüberhinaus möchte ich Ihnen sagen, dass Sie andauernd und oft verletzt sind. Es kommt wohl daher, dass Sie Ihre Verletzungen nicht ausheilen.« Ein rauer, unpersönlicher Ton durchzog den Brief; der junge Schön fühlte dennoch Stolz darüber, denn das Schreiben schien ihm Beweis dafür, tatsächlich zum engeren Kreis der Nationalspieler zu gehören.

Vorerst aber verhinderte der Meniskusschaden am linken Knie, den er sich im Februar 1936 in einem Ligaspiel gegen den VfB Leipzig zugezogen hatte, jeden weiteren Einsatz auch für den Verein. Schön entschloss sich zu einer Operation im Sanatorium von Hohenlychen, das damals als Vorzeigeklinik insbesondere für Sportler galt. Laut Otto Nerz hätte aus Hohenlychen-Patienten eine komplette Nationalelf rekrutiert werden können. Auch Nazigrößen wie Heinrich Himmler und Rudolf Heß ließen sich dort behandeln.

Schön wurde am Innenmeniskus des linken Knies operiert, ein seinerzeit schwerwiegender Eingriff mit langwierigen Folgen. Erst im Mai 1936 kehrte er nach Dresden zurück; an eine Teilnahme an den Olympischen Spielen, die Anfang August begannen, war natürlich nicht mehr zu denken. Den Dresdner SC vertraten in Berlin u.a. Rudolf Harbig (Sechster über 800 Meter und Bronze mit der 4 x 400-Meter-Staffel), Luise Krüger (Silber im Speerwerfen) sowie Käthe Krauß (Bronze über 100 Meter). Dem jungen Helmut Schön blieb ein Negativerlebnis erspart: die 0:2-Niederlage der deutschen Fußballer gegen Norwegen. Im Juni hatte er bereits wieder das Training aufgenommen – zu früh, wie sich am 18. Oktober 1936 zeigte. Wiederum bei einem Ligaspiel in Leipzig, dieses Mal bei TuRa, streikte sein linkes Knie, als er sich nach dem Ball streckte. Erneut musste er für zwei Wochen nach Hohenlychen. Schön resümierte in einem Rückblick 1970: »Wenn ich damals gewußt hätte, was ich heute weiß, wäre ich gewiß vernünftiger gewesen. Ich habe für dieses voreilige Spielen bitter büßen müssen.«

Das Schreiben seiner Victoria-Krankenversicherung vom Dezember 1936, in dem diese eine Entschädigung ablehnte, verdeutlichte die bereits zu diesem Zeitpunkt immense Vorschädigung des Patienten: »Das linke Knie von Herrn Schön ist vielmehr durch die früheren Verletzungen und die Operation derart geschwächt gewesen, dass die nicht ungewöhnliche Bewegung beim Fussballspielen am 18.10., die ein normales Knie nicht weiter berührt hätte […], hier einen neuen Erguss hervorgerufen hat.« Dieses Mal folgte eine Zwangspause bis Mai 1937, und es sollte nicht die letzte bleiben. Fortan spielte Helmut Schön fast durchgängig mit einer Bandage am linken Knie.

Wie sehr er seinem Dresdner SC nach Verletzungen fehlte, bewiesen die Kommentare im Fachblatt »Fußball«. Drei Beispiele: »Der Tormacher Schön […] ist durch die beim letzten Leipziger Spiel wieder auftretende Knieverletzung auf lange Zeit seinem Verein verloren. Mit ihm hätte m.E. das heutige Spiel wohl einen anderen Ausgang genommen« (Oktober 1936). »Das Fehlen eines Hellmuth [sic] Schön wurde wieder einmal allzu deutlich und schmerzlich für den zahlreichen Anhang des DSC. sichtbar« (Dezember 1936). »Der feine Ballkünstler Schön pausiert schon seit Monaten, mit seinem Wiedermitwirken wird der DSC. wesentlich gewinnen« (April 1937). Und als er endlich wieder auf den Platz zurückgekehrt war, frohlockten die »Dresdner Neuesten Nachrichten«: »Ob der Dresdner Sport-Club am Sonntag ohne seinen großartigen Mittelstürmer Helmut Schön auch gegen Guts Muts gewonnen hätte? Das darf bezweifelt werden« (Oktober 1937).

Helmut Schön

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