Читать книгу Die unfruchtbare Witwe - Boika Asiowa - Страница 13
Vranica kaufte sich Halva
ОглавлениеVranica überschritt die Schwelle. Die Kühle liebkoste ihren weißen Hals. An den Tischen, auf ihre Spazierstöcke gestützt, schlummerten zwei alte Männer vor sich hin. Sie wartete, bis die Kinder, die sich vor dem Tresen drängten, ihre Bonbons eingepackt hatten, griff in ihre linke Hemdbrust und holte aus der Innentasche einen Geldbeutel hervor – ein kleines schwarzes Ledersäckchen. Ziemlich leer und aus diesem Grund platt gedrückt, als wäre jemand daraufgetreten. Sie ertastete das einzige Geldstück darin und reichte es dem Hirsebierverkäufer. Mit den Fingern schob sie das kleine Geldstück auf dem nassen Tresen zu ihm hin, wobei sie ihn aus nächster Nähe ansah.
»Schneid mir für diesen Lev Halva ab«, sagte Vranica, ohne ihren Blick von seinen Augen abzuwenden.
Er brach mit einem kleinen Hackmesser ein großes Stück ab, und ohne es auf die Waage zu legen, wickelte er es geschickt in ein Stück Papier ein und reichte es der Frau. Sie wog das Erhaltene mit den Augen. Offenbar war es mehr wert als der von ihr gegebene Lev. Ohne ein Wort zu verlieren, überschritt sie wieder die Schwelle des Hirsebierladens hinaus auf die Straße, wobei sie nicht wusste, ob sie sich von der ungewogenen Großzügigkeit beleidigt fühlen oder ob sie ihm danken sollte. Genau dann, noch bevor es Vranica gelungen war, von ihrem Gesicht die Zufriedenheit über den Blick des Hirsebierverkäufers abzuwischen, drängte sich Rabiye mit ihr am Eingang.
Sie war sich bereits sicher, dass Vranica sich vom Hirsebierladen her aus der Hintertür des Hofes schlich. In aller Herrgottsfrühe, bevor der Morgen graute. Sie wusste es, hatte sie aber nicht gesehen. Sie hat unglaublich Lust, ihr den Weg abzuschneiden. Nicht, dass sie nicht bereit gewesen wäre, sich in aller Frühe auf die Lauer zu legen, aber sie hatte ein bisschen Angst vor Adem. Ein mürrischer Kerl und Albaner obendrein. Ein Arnaute. Du weißt nicht, mit was für einer Peperoni er geschärft worden ist. Dass er nicht hergeht und sie zur Unzeit trifft.
Es juckte sie wie verrückt: »Sie ist es. Es kann nur sie sein«, sagte sie bestimmt zu sich selbst. »Und wenn sie es nicht ist?« Aber ob es die Kriegswitwe war oder nicht, selbst wenn es eine andere Frau wäre, nichts davon ging sie etwas an. Aber nein, Rabiye würde keinen Frieden finden, solange sie nicht herausfand, wer die Schürze des Hirsebierverkäufers wusch.