Читать книгу Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern - Cedrina Lautenfeld - Страница 10
Zwischenprüfung
ОглавлениеWochenlang hatte Cassandra jetzt mit René für seine Zwischenprüfung geübt. Einige Kapitel kannte selbst sie inzwischen auswendig. Doch es waren noch 10 Tage bis zur Prüfung und sie wollte jeden Moment nutzen, um sicher zu sein, dass René auch wirklich gut vorbereitet war.
„Cassandra können wir nicht wenigsten heute Abend einmal etwas anderes machen als lernen?“ fragte René leicht genervt. Cassandra sah in seinem Gesicht, wie angespannt er war. Sie hatte auch den leicht genervten Unterton in seiner Stimme vernommen. Jetzt überlegte sie. Sie liebte ihn zu sehr, um ihn leiden zu lassen.
„In Ordnung. Du hast in den letzten Wochen fleißig und konzentriert gelernt“, Cassandra machte eine Pause und grinste vielsagend. René lächelte und war gespannt mit welcher Idee sie ihn nun überraschen würde.
„Ich schlage daher vor, dass wir heute Abend schwimmen gehen. Das ist ein Sport, der den ganzen Körper beansprucht und uns den nötigen Ausgleich zum Lernen bringt. Was meinst Du dazu?“
René nickte erfreut und nahm Cassandra in seine Arme. Er war froh heute nicht mehr lernen zu müssen, sondern stattdessen Cassandras Körper in ihrem knappen Bikini zu sehen und mit ihr um die Wette schwimmen zu können.
Kurze Zeit später veranstalteten sie im Schwimmbad sehr viele Wettschwimmen gegeneinander, da der jeweils unterlegene eine Revanche forderte. Zwischendurch machten sie Pausen, in denen sie viel lachten und einander komplett nass spritzten. Glücklicherweise war das Schwimmbad nur von wenigen anderen Badegästen besucht, so dass sich keiner über den Lärm und die Unruhe beschwerte, die sie durch ihr Spiel im Wasser verursachten.
Die nächtliche Heimfahrt mit dem Fahrrad kostete noch einmal Kraft und so war es kein Wunder, dass sowohl Cassandra als auch René in seinem Bett müde und erschöpft nebeneinander einschliefen, ohne Hand an den jeweils anderen gelegt zu haben.
Erst gegen Mittag des Folgetages wachten beide auf. René sah erholt aus. Trotzdem gönnte ihm Cassandra einen weiteren Tag der Erholung, bevor sie den Endspurt zur Prüfung startete. René lernte bereitwillig noch einmal ein paar Tage. Dann war der große Tag da und er sollte seine Zwischenprüfung schreiben.
Mit mulmigem Gefühl betrat er den Prüfungsraum und als ob die angespannte Stimmung, die sich im großen Raum breit gemacht hatte nicht reichte, sah René auch noch Cecilia, die sich ganz in seiner Nähe niederließ und versuchte mit ihm zu flirten. René wollte sie ignorieren. Doch dann dachte er an ihren Vater und seinen Einfluss in der Bank, in der er unbedingt als Trainee arbeiten wollte und lächelte ihr charmant zu.
Als die Prüfungsunterlagen verteilt wurden, konzentrierte sich René nur noch auf seine Prüfung. Er dachte an das, was er mit Cassandra gelernt hatte und konnte ohne Zögern fast alle Fragen sofort beantworten. Müde und immer noch nervös verließ er dann nach ein paar Stunden den Prüfungsraum wieder.
Bei der Abgabe seiner Prüfungsunterlagen war er noch guten Mutes gewesen, dass er alles richtig beantwortet hatte, doch umso mehr er über seine Antworten nachdachte, desto weniger hatte er den Eindruck, dass er richtig geantwortet hatte. Verunsichert kam er in seinem Studentenzimmer an. Cassandra sah sofort, wie angespannt und nervös er immer noch war, weshalb sie keine Fragen stellte und ihn nur liebevoll umarmte. René spürte ihre Wärme, ihre Nähe und ihre Zuneigung und beruhigte sich. Er war froh, dass Cassandra für ihn da war und dass sie ihn auch ohne Worte verstand.
Etliche Zeit später war endlich klar, dass René seine Zwischenprüfung nach dem 6. Semester bestanden hatte. Er war überglücklich, dass seine Mühe sich gelohnt hatte und zeigte Cassandra sein Prüfungsergebnis.
„Du hast Deine Prüfung mit einer sehr guten Note bestanden.“ Cassandra strahlte René an. „Ich bin sehr stolz auf Dich.“ Sie umarmte und küsste ihn. René strahlte über das ganze Gesicht und genoss Cassandras Umarmung und Kuss. Er sah ihr ins Gesicht.
„Ich möchte mich bei Dir bedanken für die Zeit und die Mühe, die Du Dir mit mir gemacht hast.“ Cassandra schüttelte den Kopf. „Doch, doch ohne Dich hätte ich das nicht geschafft. Nur mit Dir habe ich so intensiv wie nötig gelernt.“ René lächelte und umarmte sie innig.
„Aber, ich habe auch eine Belohnung für Dich.“ Cassandra grinste und schaute ihn neugierig an. „Meine Eltern haben mir eine Reise geschenkt. Ich darf eine Person meiner Wahl mitnehmen.“ René machte eine Pause und sah sie grinsend an. „Fährst Du mit mir nach London?“
Cassandra glaubte ihren Ohren nicht. „Wie bitte?“, fragte sie. „Wir fahren nach London?“ René nickte fröhlich. „Super, klasse, toll!“ Cassandras Freude und Begeisterung fand keine weiteren Worte. Sie war sprachlos.
„Wir fliegen mit dem Flugzeug nach London. Dort wohnen wir eine Woche lang in einer kleinen Pension, die in einem Vorort von London liegt.“ Berichtete er ihr mit viel Begeisterung in der Stimme. „In zwei Tagen fliegen wir los.“ Er lächelte in Vorfreude.
„Ach und übrigens“, sprach er dann weiter, „meine Eltern haben Dich ausdrücklich zu dieser Reise eingeladen. Sie wissen, dass ich ohne Dich die Prüfung nicht mit einem solchen Ergebnis bestanden hätte.“ René lächelte glücklich und spürte wie sehr er Cassandra liebte.
Noch auf dem Flughafen Fuhlsbüttel in Hamburg steckte René seine Bewerbung für einen Traineeplatz in der Bank von Cecilias Vater ein. Er wollte keine Zeit verlieren und hoffte inständig einen dieser begehrten Plätze bekommen zu können.
Dann flog er mit Cassandra nach London. Die kleine Pension war sehr gemütlich und ihre Vermieterin sprach so klar und deutlich Englisch, dass René keine Probleme hatte sie zu verstehen. Sie hörte sofort Cassandras U.S. amerikanischen Akzent heraus und vermutete daher, dass sie Amerikanerin war. Doch als Cassandra ihr ihren deutschen Personalausweis zeigte, war auch der alten Dame klar, dass Cassandra keine U.S. Amerikanerin war.
London war eine tolle Stadt. Cassandra und René waren begeistert und schauten sich so viel wie möglich in dieser Weltstadt an. Sie bevorzugten alte, historische Sehenswürdigkeiten, weshalb die Tower Bridge und der Tower of London zu ihren ersten Besichtigungszielen gehörten.
Cassandra und René nahmen an einer Führung auf Englisch durch den Tower of London teil. Ein Beefeater, der zur historischen Sicherheitsmannschaft des Towers gehörte und eine schöne, historisch korrekte Uniform in rot, schwarz und weiß mit Hut trug, führte sie durch den Tower und erklärte ihnen, dass im Tower heute die Kronjuwelen der englischen Königin aufbewahrt wurden.
Zu Zeiten von Heinrich dem VIII. waren Menschen hier eingekerkert worden, die entweder anderer politischer Meinung waren, als wie der König oder die aus irgendwelchen Gründen Hochverrat gegenüber dem König verübt hatten. So war auch Anne Boleyn, die zweite Ehefrau von Heinrich dem VIII. und Mutter, der späteren Elisabeth der I. von England, hier eingesperrt gewesen. Offiziell, weil sie an einem Komplott gegen den König beteiligt gewesen sein soll. Inoffiziell aber, hatte der König von ihr genug, da sie ihm keinen männlichen Erben gebären konnte. Heinrich der VIII. wollte auf elegante Art und Weise seine noch Ehefrau loswerden, um eine neue Frau ehelichen zu können, die er sich bereits ausgesucht hatte und mit der er auf männliche Nachkommen hoffte.
Cassandra sah René bei dieser Erklärung an und schüttelte sich. René grinste und flüsterte ihr zu. „Mir wäre es egal, ob Du mir als erstes Kind einen Jungen oder ein Mädchen schenkst.“ Cassandra grinste. Typisch René. Seid sie beide über dieses Thema gesprochen hatten, ging es ihm offensichtlich nicht mehr aus dem Sinn, so sehr wünschte auch er sich Kinder mit ihr.
An einem anderen Tag sahen sie sich das House of Parliament oder auch Palace of Westminster an, wie das Parlamentsgebäude in London genannt wurde. Besichtigen konnten sie es nicht, aber es war auch schon von außen ein beeindruckendes Bauwerk.
An einer Seite des Parlamentsgebäudes stand der berühmte Uhrenturm Big Ben. Er kam Cassandra viel höher vor als auf all den Fotos, die sie von diesem historischen Turm schon gesehen hatte.
Ganz in der Nähe von Big Ben konnten sie Westminster Abbey auch von innen besichtigen. Die riesige Kathedrale diente nicht nur als Gotteshaus, sondern es wurden auch die Krönungszeremonien für die englischen Könige und Königinnen hier abgehalten. U.a. waren Königin Elisabeth die II. und ihr Vater George der VI. hier gekrönt worden. Deshalb fuhren Cassandra und René nach der Besichtigung der Kathedrale zum Buckingham Palace, dem Wohnsitz der englischen Königin, wenn sie sich in der Stadt aufhielt.
Ihr Landsitz war Windsor Castle, das Cassandra bei einem anderen Aufenthalt in England bereits gesehen hatte.
René war genauso wie Cassandra begeistert von London und all den historischen Gebäuden, so dass er nicht müde wurde mit ihr durch die Stadt zu gehen oder mit der Tube, der Londoner U-Bahn zu fahren.
Als sie die St. Paul´s Cathedral besichtigt hatten und wieder draußen vor der großen und sehr eindrucksvollen historischen Kirche standen, fragte René Cassandra völlig überraschend. „Würdest Du mich heiraten, wenn ich Dich fragen würde?“ Seine Stimme hatte etwas gezittert, doch er meinte offensichtlich, was er sagte.
Cassandra konnte die Ernsthaftigkeit seiner Frage in seinem Gesicht sehen. Überrascht und irritiert zögerte sie. Dann sagte sie mit ruhiger, fester Stimme. „Wenn Du mich irgendwann fragen würdest, ob ich Dich heiraten werde, dann würde ich „Ja“ sagen.“
Sie sah ihn ernst an und hoffte, dass er ihr hier in London keinen Heiratsantrag machte, da sie sich zum Heiraten noch viel zu jung fühlte. Sie würde in wenigen Wochen erst ihren 22. Geburtstag feiern.
René schien ihre Bedenken zu erahnen, lächelte aber trotzdem glücklich über ihre Antwort. Er hatte gehofft, dass sie „Ja“ sagen würde, doch ganz sicher war er sich bis eben nicht. Er lächelte erneut und nahm sie liebevoll und glücklich in seine Arme.
Am nächsten Tag besuchten sie das Shakespeare Globe Theater, das ein original getreuer Nachbau der Theaterkonstruktion zu Zeiten des berühmten Shakespeare war. Cassandra liebte die Theaterstücke von Shakespeare, auch wenn sie im englischen Original schwer zu verstehen waren. Dennoch waren alle seine Werke sehr interessante und tiefgründige Stücke.
Das Theater war eine halbrunde, prächtig ausgestattete Holzkonstruktion. Cassandra hätte zu gern eine Vorstellung besucht, doch die Karten für die Vorstellungen waren Wochen im Voraus ausverkauft.
Zum Abschluss ihrer London Reise besuchten sie noch die Sternwarte Maritime Greenwich durch deren Gebäude, der berühmte Null-Meridian verlief.
René hatte Cassandra während ihrer ganzen Zeit in London immer wieder mit seinen jetzt sehr guten Englischkenntnissen und auch einer nicht allzu deutsch klingenden Aussprache beeindruckt. Sie war sichtlich stolz auf ihn. René hatte ihre Bewunderung mehrfach direkt wahrgenommen und fühlte sich geschmeichelt, da ihm ein Kompliment von Cassandra besonders viel bedeutete.