Читать книгу Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern - Cedrina Lautenfeld - Страница 18
Das Gewitter
ОглавлениеAm nächsten Morgen wachte José mit der Gewissheit auf, wieder nur von Cassandra geträumt zu haben. René war gestern Abend nicht mehr zu ihnen zurückgekommen, was José als sicheres Zeichen gedeutet hatte, dass René mit Cassandra geschlafen hatte. José seufzte und schaute durch das bodenlange Fenster im Zimmer nach draußen.
Es war ein schöner Morgen. Die Sonne schien und ein paar Schäfchenwolken zeigten sich am blauen Himmel. Ein Blau so schön wie Cassandras Augen, dachte José gerade, als Michael ihn grüßte. „Guten Morgen“ Michael grinste. Er erkannte an Josés Blick, dass José mit offenen Augen träumte. „Was, wie bitte?“, fragte José jetzt. Michael grinste erneut, wiederholte seine Worte aber nicht.
Beim Frühstück bemerkte José sofort, dass Cassandra und René einträchtig lächelten. Josés Herz schmerzte bei diesem Anblick und er seufzte unhörbar für die anderen. Lissi aber, riss ihn mit ihren Worten aus seinem Schmerz.
„Wir wünschen Dir heute viel Spaß Cassandra. Du hast Dir zu Deinem Geburtstag in der nächsten Woche einen Ausritt am Strand gewünscht. Den darfst Du heute schon unternehmen, da wir keinen anderen Termin dafür bekommen haben. Robert und ich kommen nicht mit. Reiten ist nichts für uns. Aber die Männer begleiten Dich. Also viel Spaß.“
Sie drückte Cassandra eine Karte in die Hand in der eine Wegbeschreibung zum Reitstall und die Buchungsbestätigung lagen. „Danke, Mama und Papa.“ Cassandra strahlte über das ganze Gesicht, als sie sich die Karte ansah.
José wurde plötzlich wieder munter und hoffnungsvoll. Reiten, sie würden heute reiten gehen. José grinste zuversichtlich. Michael auch, nur René schaute skeptisch. Er wollte Cassandra zwar gern einen Wunsch erfüllen, doch reiten war noch nie sein Sport gewesen.
Im Reitstall fragte der Reitlehrer mit bedauernder Stimme: “Wer von Ihnen kann sehr gut reiten?“ Dann schaute er in die Runde seiner Gäste. José zögerte, hob aber dann doch seinen Finger. „Sehr gut“, antwortete der Reitlehrer erleichtert. „Ich gebe Ihnen unseren schwarzen Hengst dort drüben. Der ist sehr temperamentvoll, aber eines unserer Schulpferde lahmt seit heute Morgen und kann nicht eingesetzt werden.“ Der Reitlehrer nickte José zuversichtlich zu und sattelte für ihn den schwarzen Hengst.
Alle anderen Teilnehmer erhielten währenddessen Reithelme und ihre Pferde. Als Cassandra, René, Michael und die anderen Teilnehmer bereits auf ihren Pferden saßen und auf dem Übungsplatz ein paar Runden ritten, kam José mit dem Reitlehrer und dem schwarzen Hengst aus dem Stall. Alle Augen waren neugierig auf ihn gerichtet.
José hatte bereits beim Aufsitzen Probleme mit dem schwarzen Hengst. Das Pferd wollte ihn nicht aufsteigen lassen. Doch José blieb hartnäckig und schwang sich in den Sattel des Pferdes. Das Pferd wehrte sich und versuchte ihn abzuwerfen. Doch José blieb im Sattel.
Dann wollte das Pferd sich nicht vorwärts bewegen. José sprach ein paar Worte mit dem Tier, streichelte beruhigend seinen Hals und gab ihm Anweisungen mit seinen Beinen. Jetzt erst ging das Pferd gehorsam im Schritt nach vorn.
Der Reitlehrer atmete auf und stieg in den Sattel seines Pferdes. Aber er hatte sich zu früh gefreut. Der schwarze Hengst rannte plötzlich und unterwartet mit José auf seinem Rücken los. Doch José blieb im Sattel und galoppierte an der ganzen Reitergruppe vorbei, sprang über ein kleines Gatter und ritt über ein dahinterliegendes Reitgelände.
Alle schauten ihm zu, wie er mit dem schwarzen Hengst kämpfte. Das Pferd wollte ganz offensichtlich erst einmal genau wissen, wen es da auf seinem Rücken hatte. Es buckelte und stieg abwechselnd. Doch so sehr der schwarze Hengst auch versuchte José loszuwerden. Sein Reiter blieb im Sattel.
Die Bemühungen von José wurden aufmerksam und interessiert von Cassandra und René beobachtet. Cassandra war beeindruckt und merkte schnell, welche sehr guten Kenntnisse José vom Reiten und von Pferden hatte.
René staunte, denn er lernte seinen Konkurrenten von einer ganz neuen Seite kennen. José ging einfühlsam mit dem Hengst um. Er hatte viel Geduld und zeigte Einfühlungsvermögen in das Wesen des Pferdes. Er konnte wirklich sehr gut reiten, was René besonders beeindruckte, da er selber nicht reiten konnte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis klar war, wer den Ton angab. Doch schließlich hatte José den schwarzen Hengst davon überzeugt, dass er und nicht das Pferd sagte wo es lang ging. Verschwitzt, aber triumphierend grinsend ritt José im flotten Trab auf die Gruppe der anderen Reiter zu.
Er stoppte zu spät und erschreckte Cassandras braune Stute, neben der José beabsichtigt hatte zu halten. Doch nun galoppierte die Stute erschrocken über den Übungsplatz, verlangsamte ihr Tempo und sprang über das gleiche Gatter wie zuvor der schwarze Hengst.
José war überrascht, denn mit dieser Reaktion von Cassandras brauner Stute hatte er nicht gerechnet. Da er nicht wusste, wie gut Cassandra reiten konnte, folgte er ihr in schnellem Trab. Der schwarze Hengst sprang wieder über das Gatter und galoppierte dann der braunen Stute von Cassandra hinter her. Kurz vor Ende des Reitgeländes holte er Cassandra ein. José griff ihr in die Zügel und stoppte die Stute.
Cassandra sah José erstaunt an und war froh, dass er ihr geholfen hatte. Sie wusste nicht genau, was den Spurt ihrer Stute ausgelöst hatte, doch war sie sehr froh noch im Sattel zu sitzen. „Ist alles in Ordnung bei Dir?“, fragte José sie jetzt sichtlich besorgt. Cassandra nickte und lächelte. „Ja, alles in Ordnung.“ Doch sie war etwas verunsichert vom Verhalten ihres Pferdes.
José atmete erleichtert auf und ritt neben ihr im Schritt zurück zur Gruppe. Er war froh, dass sie nicht vom Pferd gefallen war. Cassandra schien seine Gedanken erraten zu haben und sagte:“ Ich habe zum Glück nicht alles vergessen, was ich einmal im Reitunterricht gelernt habe.“ Dann lächelte sie ihn fröhlich an.
Sie hatte ihm genau zugeschaut, als er mit seinem schwarzen Hengst kämpfte. José konnte wirklich sehr gut reiten. Wo hatte er das gelernt? Cassandra hätte José das gern gefragt, doch sie waren bereits bei der Gruppe der anderen Reiter angekommen.
Cassandra stoppte ihr Pferd genau neben dem von René. Dann fragte René genau das gleiche wie José vor ein paar Minuten „Ist alles in Ordnung bei Dir?“ Cassandra lächelte ihn an und nickte.
Der Reitlehrer schüttelte den Kopf. So etwas war ihm noch nicht passiert bei einer Reitergruppe von Feriengästen. Auf jeden Fall aber, konnte dieser junge Mann aus Mexiko wirklich sehr gut reiten. Dennoch sollte José das Schlusslicht der Gruppe bilden.
Geschickt sorgte José dafür, dass Cassandra vor ihm ritt. Auf diese Weise hatte er sie immer im Blick.
Auf dem Ritt zum Strand schaute sich José die Gegend ganz genau an. Denn die Reaktion von Cassandras brauner Stute hatte ihn auf eine Idee gebracht. Sie ritten an Feldern und einem kleinen Waldgebiet vorbei, bevor sie den Strand erreichten.
Dann am Strand ritt José neben Cassandra und sah sie vielsagend an. Er versuchte abzuschätzen, ob sie bereit war für einen flotten Galopp über den Strand. Aber Cassandra schaute ihn nicht an. Sie konzentrierte sich auf den Ritt und ihr Pferd. José grinste und fragte sie dann ganz direkt: „Na, wie wäre es mit einem flotten Galopp über den Strand?“ Cassandra sah José an und zögerte. José grinste.
Dann gab er Cassandras Stute einen Klapps aufs Hinterteil. Die Stute rannte los und galoppierte mit Cassandra über den Strand. José jagte im Galopp auf seinem schwarzen Hengst hinterher. Er holte Cassandra ein und ritt neben ihr über den leeren Strand. Cassandras anfängliche Furcht wich einem Gefühl von Freiheit und Glück. Es fühlte sich so wunderbar an auf dem Rücken ihrer braunen Stute über den Strand zu reiten. Außerdem konnte nicht viel passieren. Denn José war bei ihr.
Der Reitlehrer schüttelte erneut den Kopf und ritt ruhig und gleichmäßig im Schritt weiter. Allerdings ließ er Cassandra und José nicht aus den Augen. Beide konnten zwar gut reiten, das sah er, doch er hatte die Verantwortung für die Pferde.
René machte sich Sorgen. José war offensichtlich ein guter Reiter, aber würde er Cassandra jetzt nicht überfordern? Er seufzte, denn er konnte nicht hinterher reiten. Daher hoffte er auf Josés Verantwortungsgefühl.
Michael grinste als Cassandra und José auf ihren Pferden an ihm vorbei geritten waren. Er wusste wie gut José reiten konnte und das Pferde eine heimliche Leidenschaft von ihm waren. Sein Onkel hatte eine Ranch, auf der José schon als kleiner Junge reiten gelernt hatte.
Als sie fast aus Sichtweite der Reitergruppe waren, verlangsamte José das Tempo und stoppte schließlich beide Pferde. José hatte seinen schwarzen Hengst, der inzwischen genau das tat was er wollte, neben Cassandras brauner Stute angehalten. Jetzt schaute José Cassandra neugierig an und fragte dann: „Na, hat Dir der Ritt am Strand gefallen?“
Cassandra strahlte über das ganze Gesicht. „Ja, das war wunderbar.“ José erfreute ihre Antwort so sehr, dass er sich zu ihr hinüberbeugte und sie küsste. Cassandra genoss seinen Kuss, ließ sich das aber nicht anmerken. José amüsierte es, da er genau gespürt hatte, wie sehr sie seinen Kuss genossen hatte. Dann wendete er sein Pferd und wartete bis die Reitergruppe sie eingeholt hatte.
Der Reitlehrer sah José mit einem skeptischen Blick an und ließ die ganze Reitergruppe wenden. Dann ging es im Schritttempo wieder zurück. René konnte sich davon überzeugen, dass es Cassandra gut ging und ritt etwas beruhigter mit der Reitergruppe zurück.
Cassandra reihte sich auch wieder in die Gruppe ein und dachte glücklich an den Galopp über den Strand von eben. José ritt neben ihr und fragte sie nach kurzer Zeit erneut. „Möchtest Du noch einmal über den Strand galoppieren?“ José lächelte sie jetzt schelmisch an. Cassandra sah diesen schelmischen Ausdruck in seinem Gesicht und lachte amüsiert.
„Ja, ich möchte noch einmal galoppieren.“ Auf diese Antwort hatte José gehofft. Sofort gab er Cassandras Stute wieder einen Klapps aufs Hinterteil und die Stute galoppierte los. Erneut galoppierte José auf seinem schwarzen Hengst hinter Cassandra her. Der Reitlehrer hatte damit gerechnet und wunderte sich nicht mehr.
Cassandra genoss ihren Ritt über den Strand. Noch nie hatte sie so gern auf dem Rücken eines Pferdes galoppiert. Aber vielleicht lag das auch am harten Sand unter den Pferdehufen. José ritt neben ihr und genoss das Gefühl von Freiheit und Glück genauso wie Cassandra.
Doch als langsam das kleine Waldgebiet näher kam, dass er vorhin gesehen hatte, verlangsamte er das Tempo der Pferde und sorgte dafür, dass sie genau am Anfang des Waldgebietes zum Stehen kamen. Dann bat er Cassandra abzusteigen. „Wieso, was ist los?“ fragte Cassandra irritiert.
„Ich möchte Dir etwas zeigen.“, behauptete José und half ihr vom Pferd zu steigen. Er war bereits abgestiegen und hatte auch seinen Reiterhelm schon abgelegt. Cassandra war froh, den Reiterhelm abnehmen zu können. Sie befestigte ihn an den Zügeln ihres Pferdes und folgte José in das kleine Waldgebiet.
José ging so weit hinein in das Waldgebiet bis sie nicht mehr vom Strand aus zu sehen waren. Cassandra war bereits ungeduldig und wollte ihn gerade fragen, was er ihr zeigen wollte, als José sie stoppte, seine Arme um sie legte und sie küsste. Cassandra war überrascht und irritiert. Dann beichtete ihr José: „Ich wollte Dir nichts bestimmtes zeigen. Ich will einfach nur allein sein mit Dir.“
Dann wurde seine Umarmung inniger und er küsste Cassandra noch einmal. Sie genoss seine Umarmung und seine Küsse, doch ahnte sie worauf das hinauslaufen würde. Sie seufzte und legte ihren Kopf an seine Schulter, während sie überlegte wie sie aus dieser Situation wieder herauskam.
Inzwischen hatten der Reitlehrer und die Reitergruppe die verlassenen Pferde eingeholt. Der Reitlehrer wunderte sich und bat René und Michael abzusteigen und nach Cassandra und José zu suchen. Doch beide fanden keinen Hinweis, wohin Cassandra und José gegangen waren und wieso. Deshalb entschloss sich der Reitlehrer die Pferde ohne Reiter mitzunehmen. Er hoffte, die beiden Reiter würden sich per Mobil Telefon bei ihm melden, so wie es abgesprochen war, für den Fall eines Problems.
René und auch Michael machten sich Sorgen um die beiden und ritten mit einem mulmigen Gefühl zurück zum Reitstall.
Während Cassandra überlegte spürte sie, wie Josés zärtliche Hände über ihren Körper wanderten. Sie wurde traurig. Zwar genoss sie seine Zärtlichkeit, doch sie wusste auch, dass es nicht richtig war. Sie war Renés Freundin und hatte nicht die Absicht ihn mit José zu betrügen. Verzweifelt überlegte sie was sie tun konnte.
Dann trat sie José so kräftig sie konnte auf einen Fuß und nutzte den Überraschungseffekt, um sich von ihm zu lösen. Kopflos rannte sie quer durch das kleine Waldgebiet und versuchte José zu entkommen. Doch José war nicht so leicht abzuschütteln. Er lief nur wenige Schritte hinter ihr.
Dann sah Cassandra den Rand des Waldgebietes und lief genau darauf zu. Als sie den Waldrand dann erreicht hatte und im freien Stand, wusste sie nicht in welche Richtung sie weiterlaufen sollte. José nutzte ihr zögern um sie einzuholen. Er umarmte sie erneut und riss sie zu Boden. Cassandra landete unsanft auf einem von dicken Gräsern gepolsterten Randstück eines Feldes.
José hatte Panik gehabt sie könnte ihm davon laufen. Doch jetzt lag er auf ihr und küsste sie, während er geschickt versuchte ihren Jeansreißverschluss zu öffnen. Cassandra spürte bereits zwei Finger von José an ihrem String-Tanga, als sie in Panik in seine Nase biss um ihn erneut im Überraschungseffekt los zu werden.
Cassandra kam auf ihre Füße und rannte quer Feld ein über ein bereits abgeerntetes Feld, als sie in der Ferne ein Gewittergrollen hörte. Ohne ihr Tempo zu reduzieren lief sie weiter und schaute sich dabei um. José war dicht hinter ihr und das Gewittergrollen mit dunkeln Wolken am Himmel in der Ferne vor ihr.
Cassandra hatte Panik. Was sollte sie jetzt machen? Da entdeckte sie am Rande eines weiteren abgeernteten Feldes eine kleine Scheune, die in der Nähe von hohen Bäumen stand. Während sie die Richtung leicht änderte und auf die Scheune zulief, überlegte sie ob sie in der Scheune vor dem Gewitter sicher war. Doch dann fielen bereits die ersten dicken Tropfen und Cassandra beeilte sich zur Scheune zu kommen.
René und Michael hatten die dunklen Gewitterwolken am Himmel auch bemerkt, als sie auf dem Weg zurück zum Ferienhaus waren. Kaum waren sie dann im Haus, als es auch schon heftig zu regnen begann. Kurz danach blitzte und donnerte es, als würde sie Welt untergehen. René und Michael hatten Lissi und Robert sofort erzählt was passiert war. Alle vier machten sich jetzt Sorgen um Cassandra und José.
Cassandra war bis auf die Haut durchnässt, als sie bei der Scheune ankam. Die ersten Blitze erhellten die Umgebung, als auch José total durchnässt neben ihr an der Scheune stand. Er war so schnell gelaufen, dass er jetzt erst einmal nach Atem rang. Cassandra ging es nicht anders.
Dann rüttelte José an der Scheunentür und öffnete sie. Cassandra ging in die Scheune und trat in eine riesige Wasserpfütze. Erschrocken trat sie zur Seite und entdeckte eine Holzleiter zum Heuboden der Scheune. Während José versuchte die Tür der Scheune gegen den Wind des Gewitters wieder zu schließen, kletterte Cassandra vorsichtig die Holzleiter hoch.
Oben lagen Strohballen übereinander und nebeneinander überall auf dem Boden. Zwei kleine, glasscheibenlose Fenster sorgten für Tageslicht und einen stetigen Lufthauch.
Cassandra setzte sich erschöpft auf die Strohballen, die in der Mitte standen und legte ihren Kopf in ihre Hände.
José hatte die Scheunentür geschlossen und war zu ihr nach oben geklettert. Er setzte sich vorsichtig neben sie und lehnte sich dann auf die ausbereiteten Strohballen. Er wollte zwar mit Cassandra allein sein, doch er hatte nicht beabsichtigt sie in Gefahr zu bringen. „Es tut mir leid“, begann er sich zu entschuldigen. Sein Herz klopfte heftig, da er nicht wusste wie sie reagieren würde.
Cassandra sah ihn traurig an. Wasser tropfte aus seinen Haaren, über seine Stirn und seine Nase, wo jetzt ein großer Wassertropfen hin. „Es tut mir auch leid“, sagte Cassandra und wischte vorsichtig das Regenwasser von seiner Nase. „Ich wollte Dich nicht treten und beißen, aber ich war in Panik.“ Sie spürte wie ihr Herz schneller schlug als sonst und das lag nicht an dem Gewitter, das sich über dem Scheunendach und ihren Köpfen austobte.
Sie sah ihn entschuldigend an. José nickte. „Ich weiß. Aber es war auch nicht Deine Schuld. Ich habe Dich überrumpelt.“ Er sah sie traurig und reuevoll an. „Entschuldige“, mehr konnte José im Moment nicht sagen. Er war nervös, denn er hatte die Situation nicht wie gehofft im Griff.
Schweigend saßen sie eine Zeitlang nebeneinander. Blitzte erhellten immer wieder die Scheune. Donnergrollen ertönte und ließ die Macht der Natur hörbar werden. Cassandra zuckte zusammen. Ließ sich aber von José nicht in den Arm nehmen.
Dann sagte José mit sanfter Stimme. „Ich wollte einfach nur mit Dir allein sein.“ Er sah sie liebevoll an und hoffte auf Verständnis von ihrer Seite. Cassandra nickte. Sie konnte ihn gut verstehen. Dennoch fragte sie. „Wieso möchtest Du mit mir allein sein?“
José grinste, sah aber auch ein wenig empört aus. „Das fragst Du noch? Du hast mir gefehlt. Ich musste ein Jahr ohne Dich leben.“ Cassandra sah ihn überrascht und irritiert an. Sie wusste, dass er sie noch liebte und dass er deshalb ihre Entscheidung für René ignoriert hatte. Beim Gedanken an René schlug ihr Herz wieder schneller. Er würde sich jetzt sicherlich Sorgen um sie machen.
José sah ihren verunsicherten Gesichtsausdruck und fühlte sich gezwungen erneut zu beichten. „Es reicht mir nicht Dich jeden Tag zu sehen. Ich begehre Dich zu sehr. Ich will mit Dir schlafen.“ Etwas unsicher schaute José Cassandra jetzt an. Er hoffte sie nicht verschreckt zu haben, denn seine Begierde war bereits so stark, dass es ihm schwer fiel sich zu beherrschen.
Cassandra rückte erschrocken von ihm weg. Sie hatte zwar mit so einer Antwort gerechnet, dennoch war sie jetzt überrascht, dass er so direkt zur Sache kam. Sie wollte Zeit gewinnen und sagte daher. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du ein Jahr lang keinen Sex hattest.“ Selbstsicher und provozierend schaute sie ihn nun an.
José grinste. Er mochte es, wenn sie ihn so anschaute und er ihren starken Willen spürte. Lächelnd gab er zu: „Stimmt. Nachdem Du mich verlassen hast, hatte ich ein paar One-Night-Stands, die mich zwar sexuell befriedigt haben, aber wobei ich nicht gefunden habe was ich wirklich brauche.“ José sah Cassandra minutenlang liebevoll an und genoss den Blick in ihr schönes Gesicht. Cassandra wich seinem Blick nicht aus. Sie sah in Josés Gesicht und hörte ihm aufmerksam zu. Sie spürte deutlich wie sehr seine Worte sie berührten.
„Dann traf ich Antonia. Sie erinnerte mich irgendwie an Dich, obwohl sie schwarze Haare hat und nicht so wunderschöne blonde wie Du.“ José lächelte charmant. Cassandra grinste. Sie wusste, dass er versuchte ihr zu schmeicheln. Es war ein Teil seiner Verführungsstrategie. Doch José meinte es ernst.
„Antonia ist seither meine Freundin. Ich mag sie. Der Sex ist gut.“ José schaute Cassandra dennoch traurig an. Sie sah in seiner Traurigkeit echtes Gefühl und erschrak.
„Aber ich liebe Dich. Antonia kann mir nicht geben, was Du mir gibst. Wenn ich mit Dir schlafe befriedige ich nicht nur meine sexuellen Wünsche, meine Lust und Begierde. Cassandra da ist mehr, viel mehr. Du gibst mir Nähe, Wärme, Zuneigung und Liebe.“ José sah sie flehend an. Es fiel ihm immer schwerer seine Begierde für sie unter Kontrolle zu halten.
„Ich liebe Dich und ich brauche nur Dich. Keine andere.“ Cassandra rückte erschrocken über seine ehrlichen Worte noch weiter von ihm ab. Ihr Herz pochte wie wild und sie spürte ein starkes Verlangen ihn zu küssen und umarmen zu wollen. Doch sie schüttelte heftig den Kopf und stand auf. Sie ging ein paar Schritte hin und her. José beobachtete sie. Er sah und spürte den inneren Kampf, den sie mit sich ausfocht.
Dann setzte sich Cassandra erschöpft wieder neben José und sah ihn an. „Ich wusste nicht, wie innig Du mich immer noch liebst.“ Cassandra seufzte und sah ihn traurig an. José sah in ihr Gesicht und wartete geduldig auf das was sie ihm jetzt sagen wollte.
„Ich, …ich …“Cassandra suchte nach den richtigen Worten. Doch dann gestand sie ihm ganz einfach was sie wirklich fühlte. „Ich liebe Dich auch noch. Aber ich habe mich für René entschieden, weil ich ihn mehr liebe als wie Dich.“ Sie kämpfte mit ihren Gefühlen. José lächelte sie sanft an und hörte weiter zu. Er wusste aus Erfahrung, dass er ihr Zeit geben musste, wenn er ihren Widerstand brechen wollte.
„Ich spüre ein starkes Verlangen mit Dir schlafen zu wollen.“ Cassandra sah wie Josés Augen vor Freude über ihre Worte strahlten. „Aber ich will René nicht betrügen. Ich bin ihm seit einem Jahr treu.“ Sie seufzte. Ihr Herz raste und erschwerte ihr das Denken. „Ich habe nicht die Kraft Euch beide zu lieben.“ Cassandra schüttelte verzweifelt ihren Kopf und sah José traurig an.
José nahm sie zärtlich in seine Arme und küsste sie. Cassandra ließ es zu. Sie brauchte jetzt seine Zuneigung. Doch obwohl José ihr liebevoll über den Rücken streichelte, zitterte sie plötzlich. José bemerkte es. „Du musst Deine nassen Kleidungsstücke ausziehen, sonst erkältest Du Dich.“ José sah sie besorgt an.
Cassandra schüttelte den Kopf. Sie fror und zitterte immer stärker, doch sie weigerte sich vehement ihre Kleidung auszuziehen. Sie befürchtete, dass es für sie und José dann keinen Halt mehr gab, wenn sie nackt nebeneinander sitzen würden.
José konnte ihr zögern nur zu gut verstehen. Nackt war sie für ihn noch erotischer. Dennoch zog er seine nassen Kleidungsstücke langsam und Stück für Stück aus. Cassandra schaute ihm zu und zitterte weiter vor Kälte. Dann betrachtete sie unwillkürlich seinen schönen attraktiven Körper. Seine männliche leicht behaarte Brust, sein Waschbrettbauch und dann seine erregte Männlichkeit, die ganz offensichtlich nach Sex mit ihr schrie.
Cassandra wendete ihren Blick ab und biss sich auf die Unterlippe. Zitternd überlegte sie was sie tun konnte. Doch als schließlich auch noch ihre Zähne klapperten, zog sie sich langsam ihre nassen Kleidungsstücke aus. Ihr Herz klopfte jetzt so heftig, dass sie schon befürchtete, dass es aus ihrer Brust springen würde.
José grinste und schaute ihr genussvoll zu. Er schaute ihre runden Brüste an, sah ihren flachen Bauch und ihre rasierte Weiblichkeit, die er so sehr begehrte. Sein Blick wanderte dann weiter über ihre wohlgeformten Beine zu ihren nackten Füßen, die er jetzt gern warm massieren würde, da er vermutete, dass sie eiskalt waren durch die Nässe.
Cassandra hatte seinen durchdringenden Blick auf ihrem nackten Körper gespürt und setzte sich jetzt mit weitem Abstand von ihm wieder auf die Strohballen. Mit Schwung warf sie eine nasse Haarsträhne aus ihrem Gesicht über ihren Kopf. Die Strähne störte sie, aber sie hoffte durch diese Geste auch ihre Verunsicherung verschleiern zu können.
José grinste. Es amüsierte ihn, dass sie sich weigerte in seine Nähe zu kommen. Doch er bemerkte auch ihre Verunsicherung. Cassandra sah ihn immer noch etwas frierend an. José breitete charmant lächelnd seine Arme aus und sah sie an.
Cassandra brauchte jetzt Wärme, seine Wärme. Sie zögerte. Doch dann setzte sie sich neben ihn und ließ sich von ihm wärmen. Es fühlte sich für Cassandra so gut und so angenehm an, als José seine warmen Hände über ihren Rücken gleiten ließ, dass sie vor Wonne ihre Augen schloss und den Moment einfach nur genoss.
José sah und spürte wie sehr sie seine Zärtlichkeit genoss. Sein Herz schlug wieder schneller. Er war glücklich ihr so nah sein zu können. Er küsste ihre Schultern und ihren Rücken. Er kitzelte sie und Cassandra kicherte. Dann zuckte sie zusammen und wollte ihn stoppen. Doch José kitzelte sie weiter. Sie rangelten miteinander und plötzlich lag Cassandra mit dem Rücken auf einem Strohballen.
José hatte sich über sie gebeugt und legte sich jetzt mit seinem Oberkörper auf sie. Cassandra sah in ernst an. José lächelte und küsste sie. Dann streichelte und liebkoste er sanft ihre Brüste. Cassandra genoss es und schloss für einen Moment erneut die Augen.
Doch als sie spürte, wie Josés eine Hand zu ihrer Weiblichkeit wanderte und er dann zwei Finger in sie hineingleiten ließ, öffnete Cassandra schnell wieder ihre Augen und sah José flehend an.
„Nein, José, nicht.“ Cassandra spürte wie er seine Finger bewegte und konnte ein lustvolles Stöhnen nicht unterdrücken. José hörte es gern. Es steigerte seine ohnehin schon starke Begierde mit ihr schlafen zu wollen.
„Nein, José, zwinge mich bitte nicht René zu betrügen.“ Mit letzter Kraft versuchte Cassandra sich gegen Josés Verführung zu wehren. Sie drückte seinen Oberkörper von sich weg. Doch José war stärker. Er lächelte sie genussvoll an und ignorierte ihre flehende Bitte. Er bewegte seine Finger in ihrer Weiblichkeit und hörte sie erneut lustvoll stöhnen.
Cassandras ganzer Körper erbebte vor Lust. Dann legte José sich komplett auf sie und drang mit seiner Männlichkeit in sie ein. Cassandra liefen Tränen über die Schläfen, dann bewegte sie ihr Becken in einem sinnlichen Rhythmus, den José mitmachte und steigerte. Cassandra spürte José hart und kraftvoll in sich und gab sich ihrer Lust hin. Obwohl sie wusste, dass sie René in diesem Moment betrog, genoss sie ihre Sinnlichkeit und schlief mit José ohne sich zurückzuhalten.
Es blieb nicht bei dem einen Mal. Cassandra und José konnten die Finger nicht voneinander lassen und fielen immer wieder übereinander her. Bis Cassandra erschöpft einschlief. José hielt sie liebevoll in seinen Armen, küsste ihre Stirn, lächelte glücklich und zufrieden und schlief dann auch ein.
Es hatte längst aufgehört zu regnen, als Cassandra und José wieder erwachten. José küsste sie zärtlich und streichelte ihren Rücken. Dann sagte er: „Ich liebe Dich“ und küsste sie erneut.
Cassandra sah José glücklich an und schmiegte sich an ihn. Dann spürte sie einen leichten Luftzug an ihrem Rücken und dachte plötzlich wieder an René. Ihr schlechtes Gewissen ließ sie aufschrecken. Sie setzte sich auf.
„Was ist los?“, fragte José überrascht. „Ich habe René mit Dir betrogen.“ Cassandras Stimme klang traurig und zitterte leicht. Ihr Herz schlug schnell. Dann liefen ihr dicke Tränen über die Wangen. José setzte sich auf und umarmte sie. Ihre Tränen liefen ihm über die Brust und ließen ihn deutlich spüren in welchen Gewissenskonflikt er sie gestürzt hatte. José drückte Cassandra noch zärtlicher an sich. Er hatte zum ersten Mal ein schlechtes Gewissen mit ihr geschlafen zu haben. Er liebte und begehrte sie, aber er wusste auch, dass sie die Freundin eines anderen war.
José wusste nicht wie er sie trösten sollte und hielt sie einfach nur liebevoll in seinen Armen bis sie nicht mehr weinte. Dann fragte er: „Wirst Du es René erzählen?“ Cassandra sah in überrascht an. Dann nickte sie. „Ja, ich werde es ihm erzählen. Ich war immer ehrlich zu ihm und so soll es auch bleiben.“ Sie sah José traurig an.
„Wie geht es jetzt weiter mit uns?“, fragte José nun mit sanfter Stimme. „Ich bleibe bei René, falls er mir meine Untreue verzeiht.“ José sah sie an und nickte. Er hatte mit dieser Antwort gerechnet. Trotzdem fragte er: “Gehst Du mit mir nach Mexiko, wenn René Dir nicht verzeiht?“
Cassandra sah ihn entsetzt an. Panik kam in ihr auf. Was wenn René mir nicht verzeiht? Erneut standen Tränen in ihren Augen und ihr Herz klopfte augenblick wieder schneller. Sie schüttelte den Kopf. „Auch wenn René mir nicht verzeihen sollte, bleibe ich in Hamburg.“ Entschlossen sah sie José an. José nickte traurig und hoffte dennoch sie mit nach Hause, mit nach Mexiko nehmen zu können.
Cassandra legte erschöpft ihren Kopf auf Josés nackte Schulter und seufzte. Sie hatte etwas getan was sie eigentlich vermeiden wollte. Sie hatte René mit José betrogen. René musste die Wahrheit erfahren. Doch würde er sie dann noch lieben? Würde er ihr verzeihen können? Cassandra wusste es nicht. Sie wusste nur, dass René vom ersten Moment an, von dem er von Josés Existenz wusste, sehr eifersüchtig auf ihn gewesen war. Würde diese Eifersucht jetzt seine Liebe zu ihr zerstören? Cassandra wusste es einfach nicht. Sie hatte Angst davor René zu beichten was passiert war, doch er musste es erfahren.
„Wir sollten uns anziehen und versuchen den Weg zurück zum Ferienhaus zu finden, bevor es dunkel wird“, sagte José und sah sie besorgt an. Cassandra nickte, stand auf und zog ihre immer noch etwas feuchten Kleidungsstücke an.
José zog sich ebenfalls an. Dann half er ihr die steile Holztreppe wieder herunter zu klettern und öffnete kraftvoll die Tür der Scheune. Cassandra trat ins Freie und wartete bis José die Tür der Scheune wieder geschlossen hatte. Sie sah ihn an und lächelte. José lächelte zurück und nahm ihre rechte Hand in seine linke. Dann ging er zielstrebig mit ihr über das abgeerntete Feld, an das die Scheune grenzte und hielt nach einem Weg oder einer Straße Ausschau.
Schweigend gingen sie neben einander her. Es hatte etwas gedauert, aber gemeinsam hatten sie den Weg zurück zum Ferienhaus gefunden. Nun kamen sie langsam dem Haus immer näher. Sie konnten die Straße in dem es lag und in die sie gleich einbiegen mussten schon sehen, als José Cassandra stoppte.
Er lächelte sie an, umarmte und küsste sie und sagte: „Egal was passiert, egal ob René Dir verzeiht oder nicht. Ich liebe Dich. Ich werde Dich immer lieben.“ Cassandra sah ihn überrascht an. Sie hatte nicht mit einer erneuten Beichte von José gerechnet. Ihr Herz schlug jetzt wieder schneller. Die bange Frage wie René reagieren würde drängte sich ihr wieder auf. Sie zitterte innerlich vor Angst, dass sie ihn verlieren könnte.
Sie lächelte unsicher und sah José direkt ins Gesicht. Er küsste sie erneut und da er ihre Angst spürte, versuchte er ihr Zuversicht zu geben. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein inzwischen wieder trockenes Haar, da er wusste dass ihre Befürchtung seine Hoffnung war. Sein Herz schmerzte bei dem Gedanken ohne sie nach Mexiko zurückkehren zu müssen. Er lächelte und sagte: „Ich gebe auch die Hoffnung nicht auf, dass Du mich eines Tages heiraten wirst.“ Er lächelte sie zuversichtlich an und umarmte sie noch einmal innig, bevor er mit ihr die letzten Meter bis zum Ferienhaus ging.
Cassandra wunderte sich über die Ernsthaftigkeit seiner Äußerung. Er liebte sie wirklich innig und aufrichtig. Er würde sie nie gehenlassen und natürlich hoffte er, dass René ihr nicht verzeihen konnte, das war Cassandra jetzt ganz deutlich klar.
Auf den letzten Metern zum Ferienhaus wurden Cassandras Beine schwer wie Blei. Sie seufzte und sah José verzweifelt an. Er nickte zuversichtlich und zog sie weiter in Richtung Tür des Hauses, obwohl auch ihm sehr mulmig zumute war. Er rechnete mit einem Wutausbruch von René und mit Vorwürfen durch Michael. Auch seine Gastgeber Lissi und Robert, die Cassandras Eltern waren, hatte er sicherlich enttäuscht mit seinem Verhalten. Doch er hatte aus Liebe zu Cassandra gehandelt und würde seine Strafe jetzt erhobenen Hauptes entgegen nehmen.
José betätigte die Klingel und sah Cassandra aufmunternd an. Sekunden später öffnete René die Tür mit Wucht und sah erst José und dann Cassandra fragend an. Cassandra entgegnete seinem Blick mit einem um Verständnis flehenden und ging dann langsam auf ihn zu. Noch bevor sie René umarmen konnte, sah sie wie er José wütend anschaute. René platzte innerlich vor Wut über Josés Verhalten. Er schien zu ahnen was passiert war. Doch er beherrschte sich und wartete auf eine Erklärung.
Michael erschien ebenfalls in der Haustür und erkannte sofort die Spannung, die in der Situation lag. René umarmte und küsste Cassandra und ging dann mit ihr ins Haus. Michael schaute José fragend und vorwurfsvoll an. José senkte seinen Kopf und sagte dann auf Spanisch in der Hoffnung das Lissi es nicht hörte. „Ich konnte nicht anders handeln. Ich liebe Cassandra.“ Dann ging er an Michael vorbei ins Haus. Michael schüttelte den Kopf, schloss die Tür und folgte ihm.
Lissi und Robert hatten mitbekommen, dass Cassandra und José wieder wohlbehalten zurückgekommen waren. Sie waren sehr froh darüber. Ließen sie aber dennoch erst einmal allein, da auch sie die Spannung spürten, die sich schlagartig aufgebaut hatte bei der glücklichen Rückkehr der beiden verloren geglaubten.
René war mit Cassandra in ihr Schlafzimmer gegangen und ließ sie jetzt erst einmal duschen. Er hatte sich gewundert, weshalb sie sich nicht im Schlafzimmer ausgezogen hatte, um nur mit ihrem Bademantel bekleidet ins Bad zu gehen, aber er hatte sie auch nicht nach dem Grund dafür gefragt. Er hatte Angst um sie gehabt und war froh, dass sie jetzt wohlbehalten wieder da war. Nun wollte er ihr Zeit geben zu duschen und saubere Kleidung an zuziehen, bevor er sie fragen wollte was passiert war.
Cassandra genoss das warme Wasser unter der Dusche. Sie entspannte sich und das gab ihr Kraft für dass, was sie René gleich erzählen musste. Sie wusch ihren Körper gründlich und bemerkte dabei auch die kleinen Schürfwunden, die das harte Stroh in der Scheune in ihre Haut gerissen hatte. Sie seufzte und trocknete sich vorsichtig ab. Im Bademantel, mit nassen Haaren und ihren verschmutzten Kleidungsstücken über dem Arm, kam sie zurück zu René in ihr Schlafzimmer.
Er lächelte als er sie sah, doch er bemerkte auch ihre Traurigkeit. Cassandra legte ihre Kleidung über einen Stuhl, befestigte ihre nassen Haare mit einer Spange und ließ ihren Bademantel vor Renés Augen auf den Boden fallen. Sie stand jetzt komplett nackt vor ihm und René sah sofort die vielen kleinen Schürfwunden an ihrem sonst so makellosen und schönen Körper. Er erschrak und sah sie besorgt an.
„Was ist passiert? Wer hat Dich so zugerichtet?“ Cassandra musste unwillkürlich lächeln bei dem Wort „zugerichtet“. Dann wurde sie wieder ernst und bat René ihr beim Eincremen der kleinen Schürfwunden zu helfen. Seine sanften Berührungen ihrer Haut und ihres Körper, taten ihr gut und ließen sie hoffen, dass er ihr ihre Untreue verzeihen würde.
Dann erzählte sie René was passiert war. „So ein Schuft. Dieser Mistkerl. Dieser Idiot. Er hat die Situation provoziert und sie dann ausgenutzt.“ Mit schmerzerfülltem Gesicht sah René Cassandra jetzt an. Sein Herz pochte laut und schmerzte. Er betrachtete ihren nackten Körper und schaute auch auf ihre rasierte Weiblichkeit, die José ganz offensichtlich genauso sehr begehrte wie er selber. René seufzte wütend.
„Cassandra, nein, ich will es nicht glauben. Er hat wirklich mit Dir geschlafen?“ Unwillig ihre Worte zu glauben sah René sie jetzt an. Cassandra nickte. Dann sagte sie traurig. „Ja, ich habe mit José geschlafen.“ Sie zitterte, da sie immer noch nicht wusste, was René fühlte.
René sah wie sie zitterte und nahm sie liebevoll in seine Arme. Er drückte sie fest, aber zärtlich an sich. Cassandra hörte wie sein Herz raste und sie spürte wie wütend er war. Dann sah René sie an.
„Ich gebe Dir keine Schuld für das was geschehen ist.“ Cassandra konnte den Schmerz in seinen Augen sehen und in seiner Stimme hören. Sie hatte ihn betrogen und sein Vertrauen missbraucht. „José ist der eigentlich schuldige. Er hat Dich verführt.“ Sagte René jetzt. Er sah Cassandra zärtlich an und küsste sie. Er liebte sie und begehrte sie und wollte sie daher mit keinem anderen Mann teilen.
Cassandra spürte seine innige Umarmung und seinen zärtlichen Kuss. Sie vermutete, dass er sie immer noch liebte. Doch sie musste es jetzt genau wissen und sah ihn unsicher an.
„Liebst Du mich noch, obwohl ich Dich mit José betrogen habe?“ René war überrascht. Was war das für eine unsinnige Frage? „Ja, ich liebe Dich noch. Ich werde Dich immer lieben.“ Er küsste sie zum Beweis. Dann gab er zu. „Natürlich schmerzt es mich, dass Du mit ihm geschlafen hast. Aber Deine Ehrlichkeit und Deine Reue lässt mich Dir verzeihen.“ René sah in ihre schönen, blauen Augen und seufzte traurig.
„Ich bin mir sicher, dass Du bis zum letzten Moment versucht hast ihm zu widerstehen. Aber ich weiß auch, dass wenn José nur annähernd so fühlt wie ich, Du von Anfang an, keine Chance hattest seiner Verführung zu entgehen.“ René sah sie ernst an. Er hatte schon bei der ersten Begnung mit José gespürt, dass José eine Gefahr für Cassandra darstellte und seine Beziehung zu ihr gefährenden könnte. Dennoch wollte er seinen Konkurrenten nicht gewinnen lassen. Cassandra war das Liebste was er hatte. Sein Herz schmerzte bei dem Gedanken sie jemals verlieren zu können.
Sie sah in sein Gesicht und streichelte sanft seine Wangen. René hatte Verständnis geäußert wegen des Verhaltens von José, doch er billigte es Natur gemäss nicht. Er fühlte sich von José hintergangen und sah ihn als Hauptschuldigen an.
Cassandra seufzte. Diese Situation war sehr unangenehm für sie und sie war auch immer noch ein wenig böse auf José, dass er seine Begierde nicht im Griff hatte. Daher war sie froh, dass ihr Betrug nicht zur Trennung von René führte. Erleichtert seufzte sie erneut.
Sie küsste René und sie war glücklich, dass sich seine Gefühle für sie nicht geändert hatten und er sie immer noch liebte. Außerdem wusste sie, dass René Recht hatte, mit dem was er über José gesagt hatte.
Sie hatte vom ersten Moment an, als sie José in Hamburg wieder sah gespürt, dass es dazu kommen würde, dass sie mit ihm schlief. Deshalb hatte sie sich auch so vehement dagegen gewehrt, um dann doch zu verlieren. Allerdings hatte sie René nicht erzählt wieviel Lust und Genuss sie beim Sex mit José empfunden hatte. Das war ihr kleines Geheimnis.
Michael hatte José ebenfalls erst duschen und sich dann saubere Sachen anziehen lassen, bevor er ihn zur Rede stellte. Als José ihm dann erzählte was passiert war, reagierte Michael entsprechend entsetzt.
„Bist Du wahnsinnig? Was soll das? Wieso mischt Du Dich in die Beziehung von Cassandra und René ein? Was soll daraus werden?“ José schaute Michael traurig an. „Ich weiß. Ich habe falsch gehandelt. Aber ich konnte nicht anders reagieren. Ich liebe Cassandra. Ich werde sie immer lieben.“ José seufzte und sah Michael traurig an. Er hoffte auf Verständnis.
Aber Michael schüttelte nur den Kopf. Zwar sah er in Josés Gesicht, dass er meinte was er sagte. José liebte Cassandra wirklich, innig und bedingungslos. Doch was sollte er dagegen machen? Erneut schüttelte Michael seinen Kopf. Er ahnte in welche Gewissenskonflikte José Cassandra gebracht hatte und war gewarnt.
Als Cassandra und René ins Wohnzimmer kamen, sahen und hörten sie wie Michael mit José auf der Terrasse redete. René konnte sie nicht verstehen, doch Cassandra verstand worum es ging. Die beiden sprachen auf Spanisch und Michael machte José schwere Vorwürfe. Cassandra seufzte und ging mit René in die Küche.
„Mama, kann ich Dir helfen beim Abendessen machen?“, fragte sie nun ihre Mutter. Lissi drehte sich um und umarmte erleichtert erst einmal ihre Tochter. „Nein“, sagte sie dann. „Das Abendessen ist so gut wie fertig. Es gibt Spaghetti mit Hackfleisch und Tomatensauce.“ Lissi lächelte ihre Tochter an. „Aber Du kannst zusammen mit René und Deinem Vater den Tisch decken.“ Robert war froh, dass seiner Tochter nichts passiert war und nahm sie erst einmal liebevoll in den Arm, bevor er ihr dann die tiefen Teller für die Spaghetti in die Hand drückte.
Beim Abendessen konnte auch Cassandras fröhlicher Bericht über das Ausreiten am Strand nicht über die angespannte Stimmung hinweg täuschen. Zwar waren Lissi und Robert begeistert von Josés Reitkünsten und José erzählte auch bereitwillig wo und wie er reiten gelernt hatte.
Doch Renés schweigen zu dem Gespräch, machte allen klar, dass es unbedingt noch eine Aussprache zwischen ihm und José geben musste. René starrte José mit einem wütenden Gesichtsausdruck an und aß ganz nebenbei seine Spaghetti. Cassandra saß neben René. Sie sah und spürte seine Wut.
Die Anspannung und die Ereignisse des Tages schlugen Cassandra auf den Magen, so dass sie kaum etwas aß. Das Ausreiten am Strand hatte ihr zwar viel Spaß gemacht, aber auch Kraft gekostet. Dennoch konnte sie kaum etwas essen.
José bemerkte es und versuchte ihr zu signalisieren, dass sie essen sollte, doch Cassandra schüttelte nur den Kopf. José saß ihr gegenüber und beobachtete sie genau.
Dieses Verhalten verstärkte Renés Wut. Kaum hatten René und José ihre Teller leergegessen, forderte René José zu einem Gespräch auf. José nickte und folgte René auf die Terrasse.
Alle anderen schauten den beiden besorgt nach. Dann hörten sie wie René José in gepflegtem Englisch klar machte, dass Cassandra seine Freundin war und er, José, das zu respektieren hatte. José sprach nicht. Er hörte sich schuldbewusst den Wutanfall von René an.
Erst als René seinen Monolog beendete hatte, sprach José. „Du hast vollkommen Recht. Ich bin der Schuldige in dieser Sache. Ich habe Cassandra verführt und mit ihr geschlafen. Aber ich tat das aus dem gleichen Grund, weshalb Du jetzt so wütend auf mich bist. Ich liebe Cassandra und ich werde sie immer lieben.“
René hatte diese Rechtfertigung erwartet und war weiterhin wütend, da er in Josés Gesicht sah, dass er seine Worte ernst meinte. Es beunruhigte ihn. Denn auch wenn José die Schuld für diesen Betrug auf sich genommen hatte, war die Gefahr, die von ihm für Cassandra ausging nicht gebannt. René befürchtete daher weiteren Ärger durch José.
Er wollte José deshalb gerade zwingen endgültig auf Cassandra zu verzichten, als die Männer bemerkten, dass sie zu ihnen auf die Terrasse gekommen war. „Hört auf zu streiten. Ich kann es nicht ertragen. Ich … „ Weiter konnte Cassandra nicht reden. Während sie auf René zuging, sah sie erst Sterne vor ihren Augen und dann alles nur noch schwarz. René konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie ohnmächtig zusammenbrach.
Entsetzt schauten sich René und José an. Dann hörten sie Michael sagen, der jetzt auch auf die Terrasse gekommen war. „Cassandra ist ohnmächtig geworden. Tragt sie am besten zum Sofa und lagert ihre Beine hoch.“ René nickte und schaute Michael besorgt an, als er an ihm vorbei mit Cassandra auf den Armen, ins Wohnzimmer ging.
José sah Michael ebenfalls besorgt an und folgte René wortlos ins Wohnzimmer. Dort hatte René Cassandra bereits behutsam auf das Sofa gelegt. Während José nun ihre Beine hoch hielt, streichelte René Cassandras Wangen und versuchte sie aufzuwecken.
„Cassandra, Liebste, wach auf.“ Doch es dauerte einen Moment bis Cassandra ihre Augen öffnete und wieder bei Bewusstsein war. „Was ist passiert?“, fragte sie und schaute sich um. „Du bist ohnmächtig geworden“, erklärte ihr nun ihr Bruder Michael, der neben René kniete und ihr jetzt an die Stirn fasste.
„Schwesterchen Du musst etwas essen, sonst wir das noch einmal passieren.“ Cassandra nickte schuldbewusst und spürte jetzt Josés zärtliche Hände an ihren Beinen. José hatte sich zu ihren Füßen gesetzt und streichelte jetzt abwechselnd ihre nackten Füße und ihre Beine. Cassandra lächelte ihm dankbar zu. José lächelte zurück.
René war währenddessen zu Lissi in die Küche gegangen und kam mit ihrem Teller nicht aufgegessener Spaghetti zurück. Er reichte ihr den Teller und sagte grinsend im Kommandoton. „Aufessen, sofort.“ Cassandra grinste.
Sie nahm ihm den Teller ab und aß langsam jede einzelne Spaghetti und die Tomantenhackfleischsauce. Zur Belohnung durfte sie noch ein großes Glas Cola trinken. Sie trank es langsam und schaute sich dann noch einmal im Wohnzimmer um.
Lissi und Robert hatten in den Sesseln Platz genommen, die gegenüber von ihrem großen Sofa standen. Michael saß im Sessel neben ihr und vor ihr kniete René. José saß immer noch bei ihren Füßen. Alle hatten darauf geachtet, dass sie auch wirklich alle Spaghetti aß. Nun lächelten alle zufrieden. Cassandra grinste und freute sich über so viel Fürsorge.
Die Atmosphäre hatte sich entspannt. Daher war ein interessantes Gespräch über das erlebte der letzten Tage möglich geworden. Lissi fragte José was ihn am meisten beeindruckt hatte, seit er hier war. Als José die Strandkörbe erwähnte und seinen Eindruck mit der Gestaltung und Nutzung der Strandkörbe begründete, erhielt er allseits belustigtes Gelächter.
Aber auch das Eidersperrwerk und die aufwendigen Deichbauwerke hatten ihn sehr beeindruckt. Die Stimmung war sehr fröhlich geworden und alle hatten ihren Beitrag dazu geleistet, als René plötzlich bemerkte, dass Cassandras Kopf zur Seite gefallen war und sie ihre Augen geschlossen hatte. René war besorgt und wollte sie aufwecken. Doch José stoppte ihn.
„Sie ist eingeschlafen. Sie war müde.“ René sah José an. Er war erstaunt so viel Gefühl und Fürsorge in seiner Stimme zu hören. René seufzte. Er ahnte, dass er Cassandra mit José teilen musste, solange José im Lande war. Doch er wollte nicht freiwillig teilen.
„Ich bringe Cassandra ins Bett.“ Und zu José gewandt sagte René dann: „Alleine“, da er befürchtete José könnte ihm folgen. José hatte diesen Wink verstanden und nickte zustimmend. Dann nahm René Cassandra behutsam in seine Arme und trug sie nach oben in ihr Schlafzimmer.
José folgte René mit den Augen und seufzte. Er wollte jetzt zu gern nackt neben Cassandra im Bett liegen, auch wenn er in diesem Moment nicht mit ihr schlafen konnte. Doch allein der Gedanke nachts nackt neben ihr zu schlafen, den Duft ihrer Haut vermischt mit ihrem Parfüm in der Nase und das Geräusch ihrer gleichmäßigen Atmung im Ohr, ließ José ein Gefühl der Wonne empfinden. Dann fühlte er sich plötzlich beobachtet und lächelte charmant in die Runde. Die anderen sollten seine erotischen Gedanken nicht erraten.
Währenddessen hatte René Cassandra sanft aufs Bett gelegt. Behutsam zog er ihr Kleidungsstück für Kleidungsstück aus und legte sie dann unter die Bettdecke.
Schnell zog er sich auch alle Kleidungsstück aus und legte sich nackt neben sie. Er betrachtete ihren nackten Körper und strich sanft über die mit kleinen Schürfwunden verletzten Hautstellen. Die Schürfwunden waren nicht tief und würden schnell verheilen, dennoch machte sich René Sorgen.
Wie konnte ihr José nur so etwas zumuten? Doch noch bevor René wütend werden konnte auf José, stieg ihm der Duft von Cassandras Haut vermischt mit ihrem Parfüm in die Nase. Er grinste und legte seine Arme sanft um Cassandra. Jetzt spürte er ihre nackte Haut auf seiner nackten Haut und hatte das Geräusch ihrer gleichmäßigen Atmung im Ohr. René empfand Wonne und ein starkes Glücksgefühl so neben Cassandra einschlafen zu können. Er lächelte und schloss seine Augen.