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Englischkenntnisse

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„Gehen wir vorher noch etwas essen?“ fragte René als Emilie und Christian sich in seinem Studentenzimmer eingefunden hatten. Cassandra grinste und sah auf die Uhr. „Du hast unseren Billardtisch für 21.00 Uhr bestellt, oder?“, fragte sie nun ihre Freundin Emilie. Emilie nickte. „Gut“ triumphierte René, „dann haben wir noch genug Zeit zum Essen.“

Während die vier Freunde sich auf den Weg zur U-Bahn machten, überlegten sie, wo sie essen gehen wollten. Die Männer bevorzugten natürlich Fleisch als Hauptgericht und konnten sich mit einem gemischten Gemüseauflauf nicht anfreunden. Kompromissbereit schlug Cassandra ein Restaurant vor, dass ganz in der Nähe des Billardcafés lag und Fleisch anbot. Emilie schüttelte den Kopf.

„Wieso dahin?“ Cassandra lächelte. „Weil es dort nicht nur leckeres Schweinefleisch in den verschiedensten Variationen gibt, sondern auch Gemüse und Pommes frites dazu. Erinnerst Du Dich nicht, dass wir dort schon einmal waren?“ Sie schaute Emilie überrascht an.

„Doch, da habe ich diese riesige Kartoffel mit Sour Cream gegessen.“ Emilie grinste. „In Ordnung. Wir gehen da hin. Einverstanden Jungs?“ René und Christian schauten Emilie erstaunt an, nickten aber. So einen flotten Spruch hatten sie von ihr noch nicht gehört. Derartige Töne passten eher zu Cassandra.

Cassandra grinste und freute sich, dass Emilie durch ihre glückliche Beziehung zu Christian, an Selbstvertrauen gewonnen hatte.

Kurze Zeit später fanden sich die vier im besagten Restaurant wieder. René bestellte ein großes Jägerschnitzel, Christian ein paniertes Schnitzel, Cassandra entschied sich für eine Fleischpfanne mit Gemüse und Pommes frites und Emilie aß erneut eine riesige Kartoffel mit Sour Cream und Putenstreifen.

Als Getränk gab es zwar auch Wein, doch da alle wussten, dass sie nachher beim Billard Bier trinken würden, entschieden sie sich im Restaurant auch für Bier.

Das Essen wurde schnell serviert und schmeckte allen sehr gut. Auch für die Männer waren die Portionen groß genug. Cassandra grinste, da sie wusste wieviel mehr Hunger als sie René normaler weise hatte. Doch er wurde satt und sah zufrieden aus.

Mit vollen Bäuchen verließen sie das Restaurant und gingen die wenigen Meter zu ihrem Billard Café. Das Billard-Café befand sich im Erdgeschoß eines Mehrzweck-Gebäudes, dass sowohl verschiedene Restaurants, aber auch eine Autovermietung, ein Sportzentrum und zwei verschiedene Freizeit Einrichtungen beherbergte.

In dem Sportzentrum spielte Cassandra manchmal mit René oder mit Emilie Tennis oder Badminton. Mit den Freizeiteinrichtungen waren der Betreiber des Billard-Cafés und die Betreiber einer Bowlingbahn, einer Kegelbahn und einer Minigolfbahn gemeint.

Als die vier Freunde das Billard-Café betraten, begrüßte sie einer der Mitarbeiter sehr freundlich. Es war Malte, ein Freund von René, der auch an der Hamburger Uni studierte. Die Tätigkeit im Billard Café diente ihm nur dazu sein knappes Studentenbuget aufzustocken.

Außer ihnen hatten sich schon etliche andere Gäste an den zahlreichen Billardtischen eingefunden. An den Wänden des Billard-Cafés waren Spiegel angebracht zur optischen Vergrößerung des Raumes. Zwischen den Spiegeln waren Halterungen montiert, die die Billardqueues hielten. Daneben standen kleine Gefäße für die Kreide, mit der die Spitze des Queues eingerieben werden konnte, um ein unbeabsichtigtes Wegrutschen der weißen Spielkugel zu verhindern.

Über den mit grünem Filz bespannten Tischen, hingen längliche Lampen, die nur den Tisch, nicht aber die Umgebung beleuchteten. Das sorgte dafür, dass die jeweiligen Spieler im Licht standen, ihre Gegenspieler und die Zuschauer aber im Halbdunkel daneben.

Die Atmosphäre hatte etwas verruchtes, dunkles, geheimnisvolles, dass Cassandra jedes Mal bemerkte und dennoch nicht genau benennen konnte.

Wieder waren mehr Männer als Frauen im weitläufigen Raum beim Spiel zu sehen. Cassandra vermutete, dass das am Spiel selber lag, da Geschick und Taktik, aber auch ein bißchen Mathematik zum Billardspiel gehörten.

Sie gingen zu ihrem Tisch, legten ihre Jacken ab, bestellten ihre Biere bei Renés Freund Malte und holten sich je einen Billardqueue. Cassandra legte das Dreieck auf den grün bespannten Billardtisch und holte die Billardkugeln aus ihrem Fach unter dem Tisch. René half ihr bei den Vorbereitungen für das erste Spiel.

Erneut stieg ihm ihr Parfüm vermischt mit dem Duft ihrer Haut in die Nase. Er hatte es schon in der U-Bahn war genommen, als Cassandra ihre Arme um seinen Hals gelegt hatte, um ihn zu küssen. Jetzt grinste René genüsslich und schaute mit noch mehr Freude in ihr Dekolleté, dass er in den nächsten Stunden noch häufig genießen durfte, da er wusste, dass Cassandra sich gern auf die Kugeln konzentrierte. Damit sie dabei erfolgreich zielen konnte, legte sie ihren Oberkörper fast in die Waagerechte, was ihm immer einen tiefen Blick in ihr Dekolleté ermöglichte.

Cassandra hatte Renés Blick bemerkt und lächelte verführerisch. Es machte ihr immer wieder Spaß mit René zu flirten und dieser Blick war nur der Anfang für den heutigen Abend.

Schnell hatten sie entschieden wie üblich zu spielen und das hieß jeder gegen jeden. Christian notierte wieder wer gewann und verlor. Da zum Billardspielen nicht nur Können, sondern auch ein bißchen Glück gehörte, wenn man diese Sportart nicht ständig ausübte, gab es am Anfang keinen Favoriten.

Dennoch spielten Cassandra und René von Anfang auf Sieg. Ihre Leidenschaft für Wettkämpfe ließ sich nicht leugnen. Emilie und Christian amüsierte es, da Cassandra und René auch fernab vom Billardtisch versuchten sich gegenseitig vom Spiel abzulenken, um besser punkten zu können.

Dies führte zu allerlei witzigen und lustigen Spielszenen an deren Ende meist ein Kuss stand, da Cassandra gleichzeitig mit René flirtete und er ihrem reizvollen Spiel nicht widerstehen konnte.

Emilie spielte gern Billard, doch an diesem Abend hatte sie einfach kein Glück. Mehrfach rutschte ihr eine falsche Kugel in ein Loch und sorgte für Punkte ihres Gegenspielers. Sie konnte nicht so geschickt über die Bande spielen wie Cassandra und René. Sie zielte zu häufig auf die falsche Seite der weißen Spielkugel.

Dennoch amüsierte sie sich, denn es ging ihr nicht um das Gewinnen, sondern um Spaß am Spiel und darum eine angenehme Zeit mit Cassandra, René und Christian zu verbringen.

Da auch Christian nicht der beste Billardspieler war, freute er sich besonders, wenn er Punkte sammelte. Ansonsten hatte auch er Freude daran Cassandra und René zuzuschauen.

Kurz nach Mitternacht stand dann das Endergebnis fest. René hatte mit einem knappen Vorsprung von einer Kugel gewonnen. Triumphierend sah er Cassandra an, die seinen knappen Sieg gelassen hinnahm und lächelte.

René freute sich so sehr über seinen Sieg, dass er in überschwänglich fröhlicher Art auf Cassandra zuging, sie in seine Arme nahm und ihr seinen Lieblingssatz „Du darfst mit dem Sieger schlafen“ zuflüsterte.

Cassandra grinste und genoss nicht nur seine liebevolle Umarmung, sondern auch seine zahlreichen, zärtlichen Küsse. Sie verlor zwar nur sehr ungern gegen René, doch es gab ja immer ein neues Spiel und damit eine neue Gelegenheit auf einen Sieg.

Sie bezahlten und machten sich auf den Weg nach Hause. Während sie auf die U-Bahn warteten, schaute Emilie auf eine Werbewand, die zwischen den Gleisen auf dem Bahnsteig stand. Voller Begeisterung rief sie Cassandra zu sich, die sich gerade mit René und Christian unterhielt.

„Hast Du das gesehen? Das ist die Werbung für das neue Theaterstück dieser englisch sprachigen Amateur Theater Gruppe, deren Aufführungen wir schon ein paar Mal gesehen haben. Das neue Stück heißt „Love Letters“ und ist von A.R. Gurney.“ Cassandra nickte. „Toll, da gehen wir wieder hin. Das letzte Stück hat mir sehr gut gefallen. Das war Ende Mai Anfang Juni. Erinnerst Du Dich?“ Emilie nickte.

Inzwischen hatten sich René und Christian zu den Mädchen gestellt. „Worum geht es? Was begeistert Euch so?“, wollte René wissen, der dicht hinter Cassandra stand und ihr jetzt von hinten seine Arme auf den Bauch legte.

Emilie erklärte: „Wir sprechen vom nächsten Stück dieser englisch sprachigen Amateur Theater Gruppe, deren Aufführungen wir schon mehrfach sahen.“ Cassandra nickte und ergänzte: „In zwei Wochen spielen sie ihr neues Stück im Theater an der Marschnerstraße. Emilie und ich wollen hingegen. Kommt ihr mit?“

René und Christian grinsten und sahen einander zögernd an. Dann entschied René. “Ja, wir kommen mit. Worum geht es?“ Cassandra grinste. Sie freute sich, dass René mit ihr ins Theater gehen wollte.

Dann erklärte sie. „Das Stück heißt „Love Letters“ und es geht um, Moment“ Cassandra las den englischen Text laut vor. „Love Letters is the touching, amusing and fascinating story of two people trying to find themselves, their place in society and each other before the background of changing times and morals in the USA. Andy, a conservative, ambitious lawyer, and Melissa, a lively, but troubled artist, share their joys, frustrations, disappointments and triumphs through a lifelong exchange of letters. Love Letters takes the audience on a ride from childhood through puberty to adulthood, providing laughs, compassion, surprise, love and loyalty – and a bittersweet and gentle love story.”

Cassandra und Emilie lächelten in Vorfreude. „Das verspricht ein interessantes Stück zu werden“, sagte Cassandra und lächelte. Emilie grinste als sie Renés und Christians zweifelnde Blicke sah. Auch Cassandra hatte die Zweifel der Männer bemerkt und übersetzte den Text schnell ins Deutsche.

„Also, da steht. Es ist die Geschichte zweier Leute, die versuchen sich selber zu finden, ihren Platz in der Gesellschaft und auch einander vor dem Hintergrund vom Wechsel der Zeit und der Moral in den USA. Andy, ein konservativer, ehrgeiziger Rechtsanwalt und Melissa, eine lebhafte, aber schwierige Künstlerin, teilen ihre Freude, Enttäuschung und Triumphe während eines lebenslangen Austausches von Briefen. „Love Letters“ handelt von ihrer Kindheit, der Pubertät bis hin zum Erwachsen sein und offeriert eine bittersüße, zarte Liebesgeschichte.“

Cassandra grinste und dachte an ihre eigene Liebesgeschichte mit René. Doch bevor René auf ihre Übersetzung reagieren konnte, fuhr die U-Bahn in den Bahnhof und sie stiegen ein.

René war sehr froh über diese Unterbrechung ihres Gesprächs, da er nicht zugeben wollte, dass er erst durch Cassandras Übersetzung des englischen Textes wirklich verstanden hatte, worum es in dem Theaterstück ging. Schlagartig war ihm klargeworden, dass seine Englischkenntnisse aus Schulzeiten eine Auffrischung nötig hatten. Doch dass wollte er in diesem Moment auf gar keinen Fall zugeben.

„Also Jungs, können wir vier Karten für eine Vorstellung kaufen, oder nicht?“ Emilie war hartnäckig und wollte ganz sicher gehen, dass René und Christian auch wirklich mitkamen.

„Natürlich kommen wir mit“, bestätigte René und war ein wenig entrüstet darüber, dass Emilie meinte erneut seine Zustimmung erfragen zu müssen. Christian grinste. Er hatte bemerkt, dass René ein Problem mit der englischen Sprache hatte, vermied es aber taktvoll dieses Thema jetzt anzusprechen. Stattdessen bestätigte er Emilie seinerseits, dass er mit kommen würde. Dann brachte er das Gespräch auf ein anderes Thema.

René sah ihn dankbar an und beteiligte sich jetzt wieder fröhlich am Gespräch. Aber auch Cassandra hatte bemerkt, dass das Thema Englischkenntnisse für René unangenehm gewesen war und sie überlegte, wie sie ihn zum Besuch eines Englischkurses bewegen konnte ohne ihn zu kränken.

Dann sah sie plötzlich an der Werbewand einer anderen U-Bahnhaltestelle erneut, das kleine Werbeplakat für das Theaterstück „Love Letters“. Cassandra übersetzte die zwei Worte „Liebesbriefe“. Sie grinste und dachte unwillkürlich an José. Augenblicklich lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken und sie spürte eine feuchte Wärme in ihrem Schritt. Auch wenn er weit weg von ihr war, so wirkte die Erinnerung an ihre Zeit mit ihm immer noch nach.

Er schickte ihr zwar keine Liebesbriefe im herkömmlichen Sinne, denn seine „Briefe“ waren elektronischer Art und nicht aus Papier, aber sie hatten die gleiche Wirkung. Cassandra erhielt Information über José, wie es ihm und seinem Umfeld erging und vor allem, dass er sie immer noch liebte und sie ihm sehr fehlte.

Cassandra wunderte sich, wieso sie jetzt nur wegen dieses einen Wortes „Liebesbriefe“ an José dachte. Sie war glücklich mit René. Er saß ihr jetzt in der U-Bahn gegenüber, hielt ihre Hände sanft in seinen und sah sie von Zeit zu Zeit liebevoll an.

Cassandra hörte dem Gespräch ihrer Freunde nur mit einem Ohr zu. Sie war ganz in Gedanken und betrachtete René. Dieser große, kräftige, schlanke und sehr gutaussehende Mann war ihr Freund, der sie liebte und den sie liebte und der so liebevoll ihre Hände in seinen hielt. Also, wieso dachte sie jetzt an José?

Vielleicht wegen dem Text über das Theaterstück. Ein Teil der Inhaltsangabe ging ihr nicht aus dem Kopf. „Lebenslang begleitet durch den Austausch von Briefen“, genau an diesen Teil der Inhaltsangabe dachte Cassandra jetzt. Würde sie José auch lebenslang durch seine E-Mails begleiten? Das war ein eigenartiger Gedanke. Cassandra wusste nicht ob sie diesen Gedanken mochte oder nicht. Auf jeden Fall aber löste er Unbehagen in ihr aus. So dass sie jetzt auch nicht mehr daran denken wollte. Sie hörte wieder mit beiden Ohren aufmerksam dem Gespräch ihrer Freunde zu. Es dauerte auch nicht lange und José war wieder aus ihren Gedanken verschwunden.

Gemeinsam gingen sie zum Theater. Draußen standen schon viele andere Leute, die sich angeregt unterhielten und vereinzelt rauchten. Cassandra sah es und war froh, dass es sowohl im Foyer als auch im Theater ein striktes Rauchverbot gab. Zigarettenrauch veranlasste sie immer zu husten und sorgte manchmal auch dafür, dass sie Kopfschmerzen bekam.

An der Abendkasse holte Emilie ihre vorbestellten Karten ab und verteilte sie an ihre Freunde. René wollte natürlich direkt neben Cassandra sitzen, doch das wollte auch Emilie. Daher nahm Cassandra einen Mittelplatz, flankiert von René und Emilie. Christian grinste und nahm nur zu gern den noch freien Platz neben Emilie.

An der Garderobe traf Cassandra ihre Freundin Brigitte. „Hallo Brigitte , schön Dich zu sehen. Ich wusste nicht, dass Du heute Abend hier bist.“ Brigitte lächelte fröhlich. „Das geht mir genauso. Schön, dass Du mit Deinen Freunden unser neues Stück anschaust. Wer ist der gutaussehend Mann hier neben Dir?“ Brigitte lächelte charmant und musterte René.

Cassandra grinste. „Das ist René, mein Freund.“ René lächelte charmant und reichte Brigitte erst seine rechte Hand und dann seine Jacke. Brigitte lächelte schelmisch zurück und nahm seine Jacke entgegen. Der Freund von Cassandra gefiel ihr. Sie mochte große, schlanke und so charmant lächelnde Männer wie diesen René, doch er war Cassandras Freund und außerdem ein paar Jahre zu jung für sie. Brigitte grinste.

Dann nahm sie auch die Jacken von Emilie und Christian entgegen. Cassandra stand immer noch an der Garderobe und wartete bis Brigitte Emilie und Christian ihre Garderobenmarken gegeben hatte. „Sehe ich Dich in der Pause?“, fragte sie nun ihre Freundin. „Aber klar, wir treffen uns in der Pause. Ich möchte doch eine erste Rückmeldung wie Euch unser Stück gefällt. Wir haben so viel Kraft, Zeit und Mühe in dieses Stück gesteckt, da will ich doch wissen ob es Euch gefällt. Außerdem haben wir uns zu lange nicht gesehen. Aber jetzt weiß ich auch warum.“

Brigitte grinste und warf einen erneuten Blick auf René, der hinter Cassandra stand und charmant lächelte. Cassandra grinste. Brigitte kannte sie gut. Sie brauchte ihrer Freundin nicht zu erklären, wie gern sie Zeit mit René verbrachte. Brigitte hatte es sofort erkannt, da sie die gleichen Neigungen hatte wie Cassandra. Daher verstand sie sich auch so gut mit ihr, trotz des großen Altersunterschiedes zwischen Ihnen.

Trotz der inzwischen zahlreichen Theaterbesucher, die im Foyer standen, alkoholische Getränke zu sich nahmen und angeregt mit einander plauderten, war die Wanddekoration im Foyer gut zu betrachten. An den Wänden hingen Bilder der Schauspieler und Szenen von vorherigen Theaterstücken, die diese Amateurgruppe gespielt hatte.

Die Fotos der Theaterstücke sahen so professionell aus. Cassandra konnte nicht glauben, dass es „nur“ Amateurschauspieler waren, die da jedes Mal auf der Bühne standen. Sie waren einfach alle so gut, weshalb sie auch keines ihrer Stücke verpasste und gern Werbung für sie machte, bei ihren Freunden und den anderen Studenten.

„Was möchtest Du trinken?“, fragte René und ging mit Cassandra an die Bar. Emilie und Christian folgten ihnen. „Ich möchte einen halbtrockenen Sekt.“ Cassandra grinste René schelmisch an. „Einen jetzt und einen in der Pause.“ René nickte amüsiert. Dann bestellte er ihren Sekt, so wie sie es sich gewünscht hatte und trank selber ein herbes Bier.

Sie hatten noch Zeit, bevor die Vorstellung beginnen sollte und so standen die vier Freunde im Kreis neben der Bar und genossen ihre alkoholischen Getränke. Emilie hatte wie Cassandra ein Glas Sekt in der Hand und betrachtete die Fotos der vorherigen Theaterstücke. Jedes Foto wurde gesondert angestrahlt und erhielt daher durch den Betrachter besondere Aufmerksamkeit. Die Tische vor den Fotos waren zum Sitzen gedacht, so dass die Theatergäste, die auf den Stühlen Platz genommen hatten, keines der Fotos verdeckten.

Christian nahm einen weiteren Schluck aus seiner Bierflasche und fragte noch einmal nach dem Titel des Stückes, das sie gleich sehen würden. Emilie grinste und Cassandra antwortete: “Das Stück heißt „Love Letters“ Liebesbriefe. Klingt sehr romantisch, oder?“ Cassandra lächelte René kokett an.

René grinste und küsste sie. Er hatte ihr nur einen Liebesbrief geschrieben, aber der war auch wirklich ein echter Brief aus Papier gewesen. René wusste, dass Cassandra seinen Brief aufgehoben hatte. Er grinste. Das war ihre romantische Seite, die er auch an ihr mochte.

Cassandra schien zu ahnen, was René gerade dachte. Sie hatte ihr Glas geleert und es zur Seite gestellte. Jetzt hatte sie beide Hände frei und konnte René innig umarmen und noch einmal küssen, bevor die Klingel ertönte und die Theatergäste aufgeforderte ihre Plätze einzunehmen.

Das Theater war ein mittelgroßes Theater mit etwa 400 Sitzplätzen. Rechts und links der Reihen war ein breiter Gang und kurz vor der Bühne auf einer Seite ein Notausgang. Der weinrote Vorhang auf der Bühne war zugezogen und wurde nur mit einem Spotlight beleuchtet, nachdem alle Gäste sich gesetzt hatten und das Hauptlicht erloschen war. Ein Mitglied der Amateurtheatergruppe kam auf die Bühne und stellte sich ins Spotlight. Sofort wurde es ruhig im Theatersaal und alle hörten aufmerksam zu.

Die Frau auf der Bühne begrüßte alle Gäste sehr herzlich auf Englisch. Sie erwähnte den Titel des nächsten Stückes der Gruppe, wies auf den Info-Tisch im Foyer hin, der über die Arbeit der Theatergruppe informierte und direkten Kontakt anbot. Sie bat darum alle Mobiltelefone auszuschalten und wünschte allen Gästen viel Spaß beim aktuellen Stück, das nun begann.

Während Cassandra und Emilie dem englischen Theaterstück ohne Probleme folgenden konnten, hatte René mühe die Worte zu verstehen. Er musste sich konzentrieren, um die Handlung mitzubekommen. Daher war er froh, dass die Schauspieler und Schauspielerinnen durch deutliche Gestik und Mimik die Handlung unterstützten. Christian hatte nicht ganz so große Schwierigkeiten wie René, aber auch er musste sich konzentrieren, um die Handlung zu verstehen.

Cassandra hatte sich entspannt in ihrem Theatersitz zurück gelehnt und genoss das Stück in vollen Zügen. Sie amüsierte sich und verstand fast jedes Wort. Daher merkte sie auch nicht wie angespannt René neben ihr zuhörte. René war froh, als der erste Akt zu Ende war und es zur Pause ging. Er hatte sich eine Erholung verdient. Dann erschrak René. Sein entspanntes Lächeln gefror und Falten zeigten sich auf seiner Stirn. Vor ihm stand plötzlich Cecilia.

„Hallo, schön Euch alle hier zu treffen.“ Flötete sie so beiläufig wie möglich. Alle wussten, dass dies kein zufälliges Treffen war. Cecilia hatte wieder irgendwie heraus bekommen, dass sie heute ins Theater gingen und war ihnen gefolgt. Der Mann an dessen Arm sie klebte, schaute etwas überrascht und dann wütend als Cecilia mit René flirtete. Doch René reagierte abweisend und war froh, als Cecilias Begleiter sie von ihm wegzog und mit ihr in der Menge der Theaterbesucher verschwand.

René atmete auf. Cassandra hatte die Szene beobachtet und sich amüsiert. Sie versuchte sich möglichst nicht mehr über Cecilias unmögliches Verhalten zu ärgern. Sie gingen zu dem Stehtisch, auf dem ihre bereits bezahlten Getränke standen und genossen gemeinsam den ersten Schluck ihrer Getränke. Doch bevor Cassandra René fragen konnte wie ihm der erste Akt gefallen hatte, kam Brigitte an den Tisch und fragte Cassandra nach dem Stück. „Na, wie hat es Dir gefallen?“ Brigitte lächelte und schaute Cassandra neugierig an.

„Sehr gut. Es war ein Genuss. Ich habe fast jedes Wort verstanden.“ Cassandras Begeisterung war ihr ins Gesicht geschrieben. Brigitte freute sich. „Klasse, dann brauchst Du unser Programmheft ja nicht.“ Brigitte lächelte und hielt das Heft hoch. René schnappte nach dem Heft mit den Worten. „Aber ich würde gern mehr über Eure Gruppe erfahren.“ Brigitte nickte und gab ihm das Heft.

Während sie jetzt die Gelegenheit nutzte, um sich mit Cassandra zu unterhalten, blätterte René so lässig wie möglich in dem Programmheft. Dann fand er was er suchte. Auf ein paar Seiten mit Szenenfotos des Theaterstückes war eine kurze, deutsche Zusammenfassung des Theaterstückes abgedruckt. René atmete innerlich auf. Schnell las er die Zusammenfassung für Akt 1, um danach schnell noch Akt 2 zu lesen. Er wollte einfach nicht zugeben wie wenig er verstanden hatte. Sein Ehrgeiz war angefacht. Es konnte doch nicht sein, dass Cassandra so viel besseres Englisch sprechen konnte als er. Doch genau das war der Fall.

Auch nach dem zweiten Akt, hatte René das Gefühl kaum etwas verstanden zu haben. Wegen der guten Zusammenfassung auf Deutsch, wusste er zwar worum es im Stück ging, doch wesentlich mehr hatte er nicht verstanden. Er beteiligte sich zwar am Gespräch von Cassandra, Emilie und Christian, doch auf dem gesamten Heimweg wurde er das Gefühl nicht los, etwas tun zu müssen gegen seine miserablen Englischkenntnisse.

Seinem Gymnasium konnte er seine Defizite nicht anlasten. Seine Englischlehrer und Lehrerinnen waren engagiert bei der Sache gewesen, nur er hatte damals anderes im Kopf als Englisch lernen. Das hatte sich jetzt geändert. Er hatte nicht mehr das Bedürfnis Mädchen hinterher zu jagen. Er hatte seine Traumfrau gefunden und konnte sich nun darauf konzentrieren sie zu beeindrucken. Also war es nur logisch, dass er seine Englischkenntnisse so schnell wie möglich verbessern musste.

Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern

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