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3.2 Biografischer Kontext

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So viele und so intime Details wie über das Leben von Jean-Jacques Rousseau sind kaum über das Leben eines anderen Menschen bekannt (vgl. Rang 1979; Holmsten 1996; Hansmann 2006). Sein Werk ist angefüllt mit schonungslos offenen autobiografischen Aufzeichnungen (z. B. „Die Bekenntnisse“, „Rousseau als Richter über Jean-Jacques“ und „Träumereien des einsamen Spaziergängers“). Rousseau wird 1712 als Sohn eines von Hugenotten abstammenden Uhrmachers und seiner calvinistischen Ehefrau in Genf geboren. Die Mutter stirbt eine Woche nach Rousseaus Geburt. Der Vater kümmert sich intensiv um seinen Sohn, verlässt Genf aber 1724 nach einem Streit mit Mitbürgern und übergibt seinen Sohn Jean-Jacques einem Onkel zur Erziehung. Dieser reicht den Pflegling weiter an einen Pfarrer. Rousseau wird zunächst Lehrling bei einem Gerichtsschreiber, dann bei einem Graveur. Im Alter von 16 Jahren reißt er aus und wandert nach Turin. Dort tritt er zum katholischen Glauben über und lebt als Lakai in Turiner Adelshäusern. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Priesterseminar und einer Lehre als Musikschüler vagabundiert er als Landstreicher, Musiklehrer und Musikant durch die Schweiz und Frankreich. Durch autodidaktische Studien verschafft Rousseau sich sehr gute Literatur- und Musikkenntnisse. 1741 siedelt er nach Paris über und nimmt Stellungen als Hauslehrer und Privatsekretär an. Aus der Verbindung mit Thérèse Levasseur wird 1746 sein erster Sohn geboren. Dieses Kind und vier weitere Kinder aus dieser Lebensgemeinschaft, die er erst kurz vor seinem Tod legalisieren lässt, werden gleich nach der Geburt dem Findelhaus übergeben. Damit verhält Rousseau sich so wie viele Eltern seiner Zeit. Ständige finanzielle Notlagen und zahlreiche Erkrankungen (so plagt ihn ein chronisches Blasenleiden) prägen seinen Alltag. Durch die Veröffentlichung des „Discours sur les sciences et les arts“ (Diskurs über die Wissenschaften und die Künste), einer äußerst kritischen Abhandlung im Jahre 1750, wird Rousseau berühmt. In dieser Zeit kehrt er zum Calvinismus zurück. Weil Rousseau mit seinen politischen Auffassungen in schroffem Gegensatz zum „Ancien Régime“ steht, wird er angeklagt, verurteilt und polizeilich verfolgt. Gezwungenermaßen wechselt er häufig seine Aufenthaltsorte; reiche Gönnerinnen beherbergen und unterstützen den Flüchtenden. In großen Notzeiten verdient er seinen Lebensunterhalt als Notenkopist. Trotz dieser widrigen Lebensverhältnisse ist er sehr kreativ und produktiv; zahlreiche literarische und musikalische Werke entstehen. 1762 erscheinen seine beiden berühmtesten Werke:

„Émile ou de l’éducation“ (Émile oder über die Erziehung) und „Du contrat social“ (Der Gesellschaftsvertrag). Die meisten seiner Werke bringen ihm vor allem neue Gegner; einer davon ist Voltaire. In der gemeinsamen Heimatstadt Genf werden Rousseaus Bücher verbrannt. Rousseau zieht sich seit 1772 immer mehr zurück; er wird zunehmend einsam, und schließlich isoliert ihn ein Verfolgungswahn vollends. 1778 stirbt er plötzlich. Zwölf Jahre nach seinem Tod wird er im Pariser Panthéon, dem Ehrentempel bedeutender Franzosen, beigesetzt.

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