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Corruptio optimi pessima – Die Entartung des Besten führt zum Schlimmsten

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Die gedankliche Freiheit des Menschen ist seine Chance und sein Problem. Er kann sich weiter entwickeln, aber auch tiefer fallen als jedes Tier. Je freier ein Lebewesen denken kann, desto größere Dummheiten kann es auch machen.

Daher ist es wichtig, die Freiheit konstruktiv zu nutzen und die damit einhergehenden Chancen zu realisieren. Idealerweise folgt auf die relativ kurze, aber prägende Zeit der elterlichen Erziehung und gesellschaftlichen Bildung, die beide extrinsisch bedingt sind, eine intrinsisch motivierte Weitererziehung und -bildung von Körper und Geist für den Rest des Lebens.

Leider verpasst es unsere Gesellschaft, auf eine Ausgewogenheit der Verhältnisse zu achten. Schulsport gibt es nur einmal pro Woche, die Eltern bewegen sich selten, auf grundlegende Fähigkeiten wie Atmung, Haltung, Konzentration und Versenkung wird keinerlei Wert gelegt. Vorbilder sind Mangelware. Selbst Eltern, Lehrer und Professoren glänzen selten. Im Lehrbetrieb fehlt der Fluss. Alles ist staubtrocken, verkopft, fern von Fleisch und Blut, kaum lebendig – so dass es meist langweilt, unterfordert und abschreckt.

Nachdem die Bildungs- und Erziehungsinstitute unsere Jugend mürbe gekaut und nach knapp 20-30 Jahren entkörpert und unmotivert ausgespuckt haben, kümmert sich kaum noch jemand um seine körperliche Weiterbildung; selbst die geistige bleibt meist auf der Strecke. Der Funke ist erloschen. Unzählige Menschen, die weder lesen noch trainieren, die einfach nur existieren und mehr gelebt werden, denn selbst zu leben.

„Denken Sie an den betrübenden Kontrast zwischen der strahlenden Intelligenz eines gesunden Kindes und der Denkschwäche des durchschnittlichen Erwachsenen. Wäre es so ganz unmöglich, dass gerade die religiöse Erziehung ein großes Teil Schuld an dieser relativen Verkümmerung trägt?“

Was Sigmund Freud in Die Zukunft einer Illusion schreibt, wäre denkbar. Es gibt mehrere Gründe und die sind miteinander verwoben. Das körperkritische Bild vieler Religionen gehört dazu. Fest steht: Hier geht eine Menge schief. Nichts fasziniert, ergreift und belebt mehr, als das eigene Potenzial zu erkennen und zu realisieren. Das erfüllt uns mit Leben, mit Energie, macht uns stärker, gekonnter, stilvoller, attraktiver, erfolgreicher, ausgeglichener, erfüllter und glücklicher. Das Zusammenschweißen von Körper und Geist, die gezielte Weiterentwicklung dessen, was uns zum Individuum macht. All das, der Grundschritt im Tanz zur Menschwerdung und die Voraussetzung zur Weisheit, geht bei uns bereits in jungen Jahren in die Brüche. Ist dies bei einer Generation geschehen, so wird es für die nächste bereits zur Norm – getreu dem Motto: „Das war schon immer so.“

Es schmerzt, in einer Gesellschaft zu leben, in der Individuen zerbrochen, in der Körper und Geist getrennt werden, in der das Potenzial zur Entwicklung missachtet wird, in der man so alleine ist – unter Millionen von Menschen, die es nie gelernt haben, sich selbst zu erziehen und die einfach nur ihre Ruhe haben wollen, obwohl sie im Prinzip noch gar nicht tot sind.

Leider geil, fett & faul

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