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Repetitio est mater studiorum – Wiederholung ist die Mutter des Studierens

Das Buch ist nicht linear aufgebaut, sondern nicht-linear. Es beginnt mit einem simplen Verständnis, entwickelt sich, wird komplexer, sich weiter verzweigen und immer wieder auf sich beziehen, Vorheriges in Frage stellen, überwinden, sich weiter entwickeln usw. Keine geradlinige Abhandlung, sondern ein zirkulierender Organismus – wie der Körper für den es bestimmt ist.

Alle wichtigen Gedanken werde ich wiederholt wiederholen, um sie zu wiederholen, damit Ihnen das Wiederholte in Fleisch und Blut übergeht und nicht nur verstanden wird. Dabei wird nichts wirklich wiederholt, sondern immer nur der Sinn. Seine Hülsen, die Worte, Perspektiven und Übungen werden sich wandeln. Ein Buch wie ein Mantra, wie ein Apfelmännchen – wie Krafttraining.

Zu erwarten, dass ein Buch die tieferen Schichten eines Menschen erreicht, indem es jeden wichtigen Gedanken nur einmal bewusst macht, ist so naiv, wie zu glauben, dass beim Krafttraining eine Wiederholung reichen würde, um den Körper zu formen. Nicht mal ein Satz ist ausreichend. Wir benötigen viele Sätze, über unzählige Trainingseinheiten hinweg. Weit über 10.000 für eine vollkommene Führung der Bewegung und die umfassende Formung des Körpers – je nach Begeisterung, Motivation, denn die wirkt wie ein Brandbeschleuniger.

Die oberflächliche Literatur der Ratgeberszene lässt sich leicht lesen und schlucken – doch sie ist nur Regen auf das gefrorene Meer in uns. Sie wird dem unbewussten Riesen einverleibt, färbt vielleicht leicht, aber macht weder Eindruck noch sprengt sie die Kruste der Gewohnheiten – die den Menschen an seinen Winterschlaf fesseln.

Was zeigt uns dies Bild?

Es verdeutlicht die Schädlichkeit zu leichter Literatur, zu schwacher Literatur. Man lässt sich davon berieseln, in der Hoffnung, sie würde den Eispanzer erweichen, doch tatsächlich verhärtet sie ihn: Je leichtfertiger ein Mensch sich gegen etwas wehrt, desto fester wird es ihn packen – wie der Sonnentau, die Würgeschlange, die Handschelle oder die Zeugen Jehovas.

Wie oft sehe ich genau die Menschen, die sich befreien wollen, sich immer tiefer verstricken, statt die Fesseln zu sprengen. Sie setzen sich fest, kommen nicht ein noch aus. Das nebensächliche Problem wird zum Mittelpunkt und frisst den gesamten Menschen mit Haupt und Haushalt.

Das hat der Mensch von seinem leicht fertigen, schwachen Gebaren, seinem Kompromiss-Leben und Halbtags-Streben – ein eisiges, starres Ver-Wesen.

Will er sich befreien, so muss er aufwachen, lauthals lachen, die Fesseln sprengen, witzeln, er sei in einem Zeugen-Schutzprogramm – Konventionen, Triebe und vor allem die Furcht überwinden, die ihm alle Glieder binden. Doch woher erhält ein Mensch so viel Kraft?

Solch eine Kraft, auf der geschrieben steht: „GANZ ODER GAR NICHT!“ Sie muss das große Ausrufezeichen des Lebens sein, das reinigende Gewitter, der Flammenspeer des Himmels – der Blitz aus der Wolke. Nur solch eine Wucht vermag den Eispanzer zu sprengen.

Doch solche Schläge schenkt nur das Schicksal. Ein Buch kann das nicht. Ein Buch lässt sich zu leicht zur Seite legen. Es lässt sich meiden, vergessen, schwerlich essen – dabei sollte man es fressen, es sich wie Salz einverleiben und wieder erbrechen, um damit alle Gifte und schwachen Geister auszutreiben.

Kafka weiß um die Kraft des Buches:

„Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“

Ein starkes Buch teilt Hiebe aus. Seite für Seite – Seitenhiebe!

Sie vermögen den gefrorenen Panzer unserer Starre ebenso aufzubrechen, wie der einmalige Schicksalsschlag. Doch es ist mühsamer, wenn auch weniger grausam. Dieses Buch liefert Hiebe, viele Hiebe, ein vielseitiges Buch – mit 400 Seiten, knapp 10.000 Sätzen und der Best.-Nr. 10400.

Manche werden meckern: Warum wiederholt sich der Christian immer wieder? Seneca würde antworten: „Warum macht Ihr immer wieder die gleichen Fehler?“

Sobald Ihnen meine Wiederholungen auf die Nerven gehen sind wir auf dem richtigen Weg. Die Nerven sind das mächtigste Bindeglied zwischen Körper und Geist. An sie will ich ran. Und beginnt der Verstand zu rebellieren, wie bei jedem konsequenten Training, dann wird das Buch wirksam. Den Geist und die durch ihn wirkende Trägheit muss überwinden, wer seinen Körper, das mächtige Unbewusste, das gefrorene Meer bewegen will. Nur so wird ihn das Licht des Lebens durchdringen, statt reflektiert zu werden.

Viele Menschen mögen leben und lächeln. Sehen Sie sie sich genau an und Sie werden den Unterschied erkennen – zwischen der aufgesetzten Fratze des Scheins und dem leuchtenden, lebendigen Sein eines tiefen, bewegten Wesens.

Dies ist ein Buch über Tiefe, über inneres Lächeln – ein Bilderbuch für die Augen der Seele, denn reine Abstraktion ist des Geistes und somit schwach.

Damit Bilder wirksam werden, müssen sie nicht logisch sein, sondern einprägsam – manche sind gerade einprägsam, weil sie unlogisch sind. Gehen Sie also nicht mit den Augen des Rationalisierungsfachmanns an das Buch heran. Lassen Sie es einfach auf sich wirken, unbefangen wie ein Kind. Öffnen Sie den Filter, lassen Sie es rauschen, Ihr Körper wird aufsaugen, was ihn stärkt und durchlassen, was ihn nicht berührt. Er ist weiser und selektiver, als wir glauben.

Leider geil, fett & faul

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