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Hic et nunc – Hier und jetzt

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Das Nervensystem ist immer auf dem aktuellen Stand. Es lernt in Echtzeit. Just in diesem Moment prägen Sie ihm bestimmte Muster auf. Wie ist Ihre Haltung gerade? Einwandfrei oder verbesserungswürdig? Wie steht es um Ihre Atmung und Aufmerksamkeit? Lassen Sie sich leicht ablenken oder lesen Sie konzentriert?

Warten Sie nicht länger auf die ersten Übungen, die Ihre Körperbeherrschung steigern sollen – Sie sind bereits mittendrin! Verinnerlichen Sie genau jetzt, dass die Art und Weise, wie Sie jetzt leben und diesen Moment zelebrieren, wie Sie dieses Buch halten, darin lesen und die Informationen verarbeiten, darüber entscheidet, inwiefern Sie bereits auf dem Weg zu einem erfüllten und selbstbeherrschten Leben sind oder sich schlicht und einfach gehen lassen – von Destruktivität, triebgesteuerter Trägheit und einem durch die Inflation an Informationen antrainierten Aufmerksamkeitsdefizit. Wollen Sie das mit sich machen lassen? Sind Sie so schwach? Können Sie das überhaupt selbst entscheiden oder wer hat in Ihrem Körper die Nerven in der Hand?

Nun wissen Sie Bescheid und müssen sich entscheiden. Wer ein Problem erkannt hat und nichts zu seiner Lösung beiträgt, wird Teil des Problems. Auf welcher Seite stehen Sie, hic et nunc – hier und jetzt? Können Sie sich hier und jetzt aufraffen? Ihre Haltung aufrichten, Ihre Atmung vertiefen und Konzentration schärfen? Wenn Sie es nicht schaffen, dann klappen Sie das Buch zu und kehren Sie zu Ihrem alltäglichen Un-Sinn zurück. Adieu!

Wenn Sie nicht mal das schaffen, dann lesen Sie halt weiter – aber machen Sie sich bewusst, dass Sie niemals mehr als dieses „hier und jetzt“ haben werden. Es gibt nur einen wichtigen Moment im Leben eines Menschen und dieser Moment ist jetzt. Jetzt trainieren Sie Ihren Körper. Selbst wenn Sie nicht mehr trainieren und einfach nur faul in den Seilen hängen wollen, trainieren Sie dieses „faul in den Seilen hängen wollen“ und verstärken es dadurch.

Seien Sie wachsam, gönnen Sie sich ruhig Pausen und Ablenkungen, aber gestalten Sie sie möglichst konstruktiv. Der Mensch ist ein Produkt seiner Verhaltensweisen, die sich immer weiter verstärken, je öfter er sie realisiert (und die Außenwelt sie akzeptiert). Wollen wir unser Potenzial ausschöpfen, so sollten wir stets darauf achten, alle Tätigkeiten möglichst stilvoll und effizient auszuführen, denn ohne Stil keine Blüte. Wer sich hängen lässt, kann sich gleich erhängen. Nachlässigkeit ist Selbstmord auf Raten, weil sie sich mit jeder nachlässigen Handlung weiter verstärken wird. Das gilt für jedes Verhalten, vom Schuhebinden bis zum Liebesspiel. All das ist Nervensache – immer und überall. Kein Training gibt es nicht!

Der Anfang ist besonders anstrengend. Eingeschliffene Verhaltensweisen zu ändern und Schlechtes zu verbessern ist mühsam. Der Körper hat sich darauf eingestellt. Wollen wir ihn verändern, so müssen wir uns von nun an jedes mal überwinden und die gewünschte Verhaltensweise dort realisieren, wo unser Nervensystem gelernt hat, anders zu handeln. Das ist die Quintessenz der Selbsterziehung: Auf gleiche Bedingungen, anders reagieren – besser reagieren. Schlussendlich wollen wir das „re“ abwerfen, selbstbestimmt agieren und Henry Miller lesen:

„Der gewöhnliche Mensch ist in eine Handlung verwickelt, der Held handelt. Der Unterschied ist gewaltig.“

Um über den gewöhnlichen Menschen hinauszugelangen, müssen wir lernen eingefahrene Muster zu verändern. Das ist mit Widerständen verbunden und gelingt nicht von heute auf morgen – vergleichbar mit dem Fällen und Entwurzeln eines alten und dem Pflanzen eines jungen Baumes. Erst wenn wir das neue, bessere, schönere Verhalten etabliert haben, wird es das alte ablösen. Wird das nicht umfassend genug gemacht, dann wird das alte Verhalten stets neu austreiben, reichen seine Wurzeln doch viel tiefer. Junge Pflanzen wollen gepflegt werden, bis sie stark genug sind, selbst für sich zu sorgen.

Ist das geschafft, ist die Sache erst einmal mal ins Rollen gebracht, dann wird sie fast zum Selbstläufer, so lange wir sie in Schwung halten und uns vom Schweinehund nicht wieder davon abbringen lassen.

Der Griff ins Karussell

Überhaupt erst einmal umzudenken und umzuleben ist das Schwierigste am Unterfangen. Verhaltensweisen haben eine eigene Kraft, eine eigene Dynamik und somit eine innewohnende Schwere und Trägheit, die sich allem erwehrt, was ändern will.

Das laufende Leben zu ändern ist der Griff ins Karussell. Wer zögerlich handelt, wird sich die Finger verbrennen und es schwerlich erneut wagen. Wer zupackt, aber nachlässig wird, wird viel investieren, aber nichts verändern. Wer nichts macht, verkommt zum Spektanten. Nur wer all seinen Mut zusammennimmt, den Zweifel erstickt, mit aller Kraft eingreift und nicht nachlässig wird, der hält den Lauf seines Lebens in Händen.

Nun ist klar, dass aller Erfolg bereits im Anfang liegt, sich nur verwirklicht, wenn er unnachgiebig verfolgt wird und dass der wichtigste Moment der ist, wenn man eingreift. Der Moment, an dem man es satt hat, zu warten, bis die Zeit was wandelt, sondern selbst anpackt und handelt. Das ist die Geburt des Helden, des agierenden Menschen, des über-gewöhnlichen Menschen, des Übermenschen.

Daher ist aller Anfang schwer und wird es immer erst schwerer, bevor es leichter wird. Leider missdeuten viele dieses Gefühl der Schwere als falschen Weg, weshalb sie meist abbrechen, obwohl sie schon fast über den Berg sind. Daher ist es wichtig, zu verstehen, dass man anfangs nicht nur gegen eingefahrene Prozesse bzw. schlechte Gewohnheiten kämpfen muss, sondern immer auch gegen ihre Trägheit.

Bedanken Sie sich dafür bei Ihrem Nervensystem, es wird sich mit einer Verstärkung dieses Gedankenmusters bedanken und so können Sie gute Freunde werden. Das sollten Sie nämlich, denn Ihr Nervensystem ist unbefangen, treu und verstärkend. Es kann Sie zu Grunde oder aufrichten. Nutzen Sie dieses Wissen und vergessen Sie es nie, denn Sie wissen es ja bereits: Vergessen fördert Vergessen und dafür sind Sie noch zu jung.

Leider geil, fett & faul

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