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Terra incognita – Unbekanntes Land

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Ein Exkurs zur Neurophysiologie der Körperbeherrschung.

Unser Körper ist durchzogen von Nerven. Im Rückenmarkskanal der Wirbelsäule verläuft das Hauptkabel und das Gehirn ist die Zentrale. Wie die Wurzeln eines Baumes wachsen und verästeln sie sich. Sie übertragen Informationen vom Gehirn in den Körper sowie vom Körper und der Außenwelt in das Gehirn, sie steuern und hemmen Bewegungen sowohl der Muskeln als auch der Organe. Dabei beschäftigt sich der Körper fast ausschließlich mit sich selbst, nur wenige Informationen gelangen aus der Außenwelt nach Innen. Hauptsächlich ist das Nervensystem dazu da, um für innere Ordnung zu sorgen.

Wissenschaftler unterteilen das Nervensystem topologisch (also ortsbezogen) in das Zentrale Nervensystem (ZNS), bestehend aus Gehirn und Rückenmark, und in das Periphere Nervensystem (PNS), welches außerhalb des Rückenmarks verläuft.

Eine andere Unterteilung spricht vom somatischen Nervensystem, das willkürliche Bewegungen erlaubt, und vom vegetativen Nervensystem, das autonome Funktionen erfüllt. Das vegetative Nervensystem wiederum unterteilt sich in den Sympathikus (Aktivierung), den Parasympathikus (Regeneration) und das enterische Nervensystem (Verdauung).

Doch Vorsicht: Diese Unterteilungen sind und bleiben immer nur Modelle und nicht das wahre Nervensystem an sich oder wie Alfred Korzybski es formulierte:

„Die Landkarte ist nicht das Gebiet.“

Damit wollte er sagen, dass jeder menschliche Gedanke und alle gedanklichen Modelle immer abstrakt sind und deswegen nicht mit der Realität identifiziert werden sollten. Es sind immer nur Bilder und Gleichnisse, die bestimmte Aspekte hervorheben, andere verdecken oder gar welche erschaffen, die gar nicht da sind. Wissenschaft ist nun einmal das, was Wissen schafft und Wissen und Wahrheit sind wiederum zwei paar Schuh. Wissen ist menschlich, subjektiv und Wahrheit eher göttlich, objektiv und unerreichbar. Wahrheit ist stets Ziel, doch nie Hafen – deswegen ist das Forschen eine nie endende und um so faszinierendere Reise des ewigen Fragens und Hinterfragens.

Wie bei jedem komplexen Konzept ergibt sich ein tieferes Verständnis niemals nur durch Wörter allein, sondern immer erst im Leser, der es schafft, produktiv damit umzugehen und sie in sein Leben einzufügen bzw. es dadurch zu verbessern. Jeder Gedanke entfaltet sein Potenzial erst, wenn ein Mensch ihn sich einverleibt. Wie ein Saatkorn bleibt er wirkungslos, wenn er nicht in fruchtbaren Boden gepflanzt wird, der es ihm erlaubt, sein Potenzial zu entfalten.

Wissenschaftliche bzw. abstrakte Unterteilungen sind für uns weniger von Bedeutung. Doch warum macht die Natur so viele Wirbel um das Nervensystem? Warum ist es so schützenswert?

Unser gesamtes Erleben, Handeln und Steuern ist durch Nervenfasern bedingt. Sie verwurzeln unseren Geist im Körper. Je mehr sie das tun, je feiner sie verästelt und je stärker sie ausgeprägt sind, desto umfassender ist unsere Körperbeherrschung, desto mehr werden Körper und Geist zusammengeschweißt. Eine geistige Veränderung spiegelt sich also immer im Körper wieder und umgekehrt. Meist geschieht dies schleichend, weshalb der betroffene Mensch es kaum spürt. Aristoteles sah dies bereits vor knapp 2.400 Jahren ähnlich:

„Ändert sich der Zustand der Seele, so ändert dies auch das Aussehen des Körpers und umgekehrt; ändert sich das Aussehen des Körpers, so ändert dies zugleich auch den Zustand der Seele.“

Leider geil, fett & faul

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