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Meine Ehe geht bankrott

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Kurz nach Neujahr, Anfang 1999, trafen mehrere Briefe von unserer Bank ein, die lapidar feststellten, dass unser Konto überzogen war. Sie symbolisierten für mich, in welchem Ausmaß mein Mann und ich dabei versagt hatten, eine echte Partnerschaft aufzubauen. Unser Haushaltsbudget verfügte nicht über genügend Mittel. Das Gleiche galt für unsere Ehe. Als ich meinem Mann gegenüber andeutete, dass ich für eine Weile meinen eigenen Freiraum bräuchte und für diese Zeitspanne an getrennte Schlafzimmer dächte, bekam mein Mann einen Wutanfall und ging. Er kam nicht zurück. Beinahe über Nacht erhielt ich die Gelegenheit – und stand vor dem Risiko –, volle finanzielle Verantwortung für meinen Beruf und meinen Haushalt zu übernehmen.

Bis zu dem Moment, als mein Mann das Haus verließ, hätte ich mir in all den Jahren unserer Ehe nicht träumen lassen, dass es zu einer Scheidung kommen könnte. Ich hatte mir in meiner Fantasie immer vorgestellt, mein Mann würde sich ändern oder ich würde mich ändern oder irgendetwas würde sich ändern, sodass wir beide das Team werden würden, das ich mir erträumte. Jahrelang hatten mir Hellseherinnen und Astrologinnen versichert, dass wir füreinander bestimmt waren. Dies hier konnte einfach nicht wahr sein.

Doch trotz dem, was offenbar in den Sternen stand, und trotz unserer drei Jahre Paartherapie war ich am Ende des Wegs angekommen. Ich konnte mir nicht länger erlauben, an etwas festzuhalten, das ich als eine unausgeglichene Beziehung erkannt hatte. Ich musste zu mir selbst kommen. Ich war nicht länger willens, mich von jemand anderem kontrollieren zu lassen, sei es emotional, finanziell oder körperlich. Ich war schon zu weit vorangeschritten.

Schließlich war ich bereit, den letzten Teil der Selbstheilung in Angriff zu nehmen, auf den ich mich seit einem halben Jahrhundert vorbereitet hatte. Die Wechseljahre hatten mich dazu angespornt, die Ideale, die ich in meiner Arbeit vertreten hatte, in meinem eigenen Leben Wirklichkeit werden zu lassen. Ich wusste, ich hatte zwei Möglichkeiten: zu verstummen, um meine Ehe zu retten, oder den nötigen Mut zu finden, die Scheidung einzuleiten. Aber was für eine harte Entscheidung war das!

Einer der Gründe, warum mir diese Entscheidung so schwerfiel, war vielleicht, dass es die Fünfzigerjahre waren, in denen mein Gehirn für Beziehungen ausgelegt wurde. Wenn meine Ehe damals gescheitert wäre, hätte weitgehend Übereinstimmung geherrscht, dass ich unsere Ehe durch meinen Ehrgeiz zerstört hatte. Warum konnte ich nicht die Bedürfnisse meines Ehemannes über meine eigenen stellen? Warum bestand ich darauf, in meiner ehelichen Beziehung voll unterstützt und angenommen zu werden? Warum beharrte ich darauf, meinen Mann weiter zu drängen, als er mir folgen wollte? Ich tat es, weil ich keine andere Wahl hatte.

Irgendetwas in mir, eine innere Stimme, die direkt aus meiner Seele kam, drängte mich, so und nicht anders zu handeln, und ich musste mich ihr anvertrauen. Dennoch hatte ich Angst davor, wie es sein würde, ohne meinen langjährigen Partner zu leben. Aber dann erinnerte ich mich an etwas, das mir eine meiner Töchter mehrere Monate zuvor gesagt hatte: Die Atmosphäre bei uns zu Hause sei so unerfreulich, dass sie, sobald sie aufs College ging, in den Ferien wohl nicht nach Hause kommen würde. Das gab mir die Courage vorwärtszuschreiten.

Weisheit der Wechseljahre

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