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Heilung durch Schmerz

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Auch wenn ich rückblickend erkennen konnte, dass ich den Prozess, der zum Ende meiner Ehe führte, bereits viele Jahre zuvor eingeleitet hatte, war ich nicht auf das tiefe Gefühl des Verlustes vorbereitet, das ich empfand, als sie schließlich tatsächlich vorüber war. Anfangs hatte ich das Gefühl, mir fehle eines meiner Glieder. Wochenlang wachte ich vor Sonnenaufgang auf und fühlte einen heftigen Schmerz in meiner Kehle und in meinem Herzen, sobald mich aufs Neue die Erkenntnis übermannte, dass mein Mann nicht neben mir im Bett lag.

Einmal aus dem Haus, stellte ich fest, dass ich manchmal tagelang gut zurechtkam. Dann passierte es aber auch immer wieder, dass ich irgendwo hinging und eines dieser Formulare ausfüllen musste, die in unserem Leben allgegenwärtig sind, und ich dachte daran, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem ich das Kästchen »geschieden« würde ankreuzen müssen. Ich fürchtete diesen Tag. Ich erinnerte mich daran, wie schlimm es für meine Mutter war, als ihre Ehe endete. Aber sie hatte eine glückliche Ehe geführt, die ein jähes Ende fand, als mein Vater im Alter von 68 Jahren plötzlich auf dem Tennisplatz starb. Das war ein schrecklicher Schlag für sie gewesen. Dennoch erinnere ich mich daran, dass ich in den ersten Monaten meiner Trennung dachte, mein eigener Schmerz sei in gewisser Weise noch schlimmer, denn das Ende meiner Ehe ließ mich die zentralste Tatsache meines Lebens in den vergangenen 24 Jahren infrage stellen.

Auch wenn ich wusste, dass die Hälfte aller Ehen mit einer Scheidung endet, fühlte ich mich als unglaubliche Versagerin. Ich war dabei, zu der Art Frau zu werden, von der es immer hieß, niemand wolle sie einladen, weil sie den Ehemann einer anderen Frau stehlen könnte: eine Frau, in der Lebensmitte allein, unbegehrt, unerwünscht und darüber hinaus gefährlich für den Status quo. Verlust ist ein immer wiederkehrendes Thema in der Lebensmitte. Selbst Frauen, die in dieser Zeit keine Scheidung durchmachen, sehen sich oft anderen Verlusten gegenüber – sei es der Tod von Eltern oder Ehegatten, Entfremdung von einem Kind, Entlassung, körperliche Veränderung oder die Erkenntnis, dass die Jahre der Fortpflanzung vorbei sind. Für eine Frau, die niemals ein Kind geboren hat und immer gehofft hat, dies könne in Zukunft noch geschehen, kann das Ende der Fruchtbarkeit einen schrecklichen Verlust darstellen. Aber ganz gleichgültig, wie die Umstände auch sein mögen – fast jede Frau muss irgendeinen Traum aufgeben, den sie in ihrem Leben zu realisieren gehofft hat. Wenn man so etwas erkennen muss, ist es sehr schmerzhaft. Nach und nach erlaubte ich mir, all meine Trauer und all meinen Schmerz zu fühlen in dem sicheren Bewusstsein, dass sie mich nicht zerstören würden. Ich wusste, dass ich nur dann weiterleben konnte.

Weisheit der Wechseljahre

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