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Jamesburg, New Jersey, 1969 CLARENCE

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Ich verließ das Haus, legte mein Saxofon ins Auto, stieg ein und startete den Motor. Ich hatte wieder einen Buick. Ich glaubte, nach dem Unfall würde ich nie mehr in einen Buick einsteigen, aber jetzt empfand ich das Ereignis als Segen. Es war eine mystische, äußerst nachhaltige Erfahrung gewesen. Ja, es bedeutete das Ende meiner Footballkarriere. Meine Verletzungen hielten mich davon ab, es weiterhin bei den Browns zu versuchen. So spielt das Leben.

„Du hast alles mitgebracht, Junge“, sagte Choo-Choo Charlie. Man nannte ihn Choo-Choo, weil er dich auf dem Feld in Grund und Boden lief.

Charlie hatte mir den Job an der Jamesburg Reform School besorgt. Ich war jetzt seit fast fünf Jahren dort und half diesen Jungs, die alle anderen schon aufgegeben hatten. Ich liebte diese Arbeit. Auch nur einen kleinen Fortschritt zu sehen verschaffte mir unge­heure Befriedigung. Viele dieser Kids waren geistig zurückgeblieben und würden niemals eine Chance bekommen. In Kombination mit Ignoranz und Armut bedeutete das Gefängnis oder Tod. Ich brachte ihnen bei, füreinander verantwortlich zu sein. Ich machte kleine Familien aus abgeschotteten Gruppen. Auf Exkursionen sagte ich immer: „Wenn auch nur einem was passiert, werden wir nie wieder so etwas machen können. Also passt aufeinander auf.“

Es war eine dankbare Aufgabe. Und sie ließ mir genügend Zeit, exzessiv Football zu spielen. Ich war Offensive Center und Defensive End in einem semiprofessionellen Team in New Jersey. Charlie war ein Mitspieler und zugleich mein Supervisor an der Schule. Zu den Spielen gingen wir gemeinsam.

All das änderte sich im Jahre 1968, als an der dunkelblauen Riviera auf der langen, von Bäumen gesäumten Zufahrtsstraße das Gaspedal klemmte – auf der Straße, die zu dem bevölkerten Vorplatz der Schule führte. In Sekunden beschleunigte das Auto auf 100 Meilen. Die Motoraufhängung war gerissen, und es gab keine Möglichkeit, den Wagen zum Stehen zu bringen. Ich versuchte es mit der Handbremse, aber ohne Erfolg. Ich wendete meine Augen von der Fahrbahn ab und bückte mich, um das Gaspedal anzuheben. Es war ein verzweifelter Versuch, er misslang. Als ich wieder nach vorn blickte, war ich nur noch Zentimeter vom Baum entfernt.

Es gab keinen Schmerz. Überhaupt keinen Schmerz. Ich entschwebte meinem Körper, während ich den Rettungssanitätern bei ihrer Arbeit an mir zusah. Einen von ihnen hörte ich sagen, ich sei tot. Doch ich befand mich in diesem Licht. Ich fühlte nur noch Euphorie. Ich fühlte, ich sollte loslassen, aber dann dachte ich, es ist noch nicht zu Ende mit mir, ich muss zurückkommen. Und ich kam zurück.

Also war ich jetzt mit einem anderen Buick auf dem Weg nach Asbury Park. Dort gab es eine Menge Clubs und viele Leute, die Musik machten. Der Ort fühlte sich lebendig an. Es kam mir vor, als sei hier der Mittelpunkt des Universums. Hier konntest du Musiker sein. Das war alles, was ich wollte.

Seit Jahren spielte ich Saxofon bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit. Es war wie ein Fieber, das stetig anstieg. Meine Abhängigkeit von der Musik wurde immer stärker, bis ich sie nicht mehr verleugnen konnte. Etwa zu dem Zeitpunkt wusste ich, dass ich, wenn ich mit meinem Saxofon nicht meinen Lebensunterhalt verdienen würde, genauso gut tot sein könnte. Es war eine solche Leidenschaft. Und ich habe sie immer noch.

Die Gründe kann nicht einmal ich mir genau erklären. Ich verließ Englishtown, fuhr die Straße hinunter und hielt vor einer roten Ampel. Die Nacht war warm, deshalb hatte ich die Fenster geöffnet. Auf der rechten Straßenseite gab es einen Club und ich hörte Musik. ­Countrymusic. Ich suchte mir einen Parkplatz, nahm mein Saxofon und ging hinein.

Die „Band“ bestand aus einem Country-Duo, sie nannten sich die Bobs. Der eine Bob spielte Gitarre und der andere Bob spielte Geige. Ich gesellte mich dazu und fand eine gemeinsame Sprache mit diesen Jungs, die unter normalen Umständen gar nicht mit mir reden würden. Ich blieb den ganzen Abend und spielte weiter mit. Am nächsten Abend kam ich wieder, auch am übernächsten Abend. Das ging so über zwei Wochen, so lange, wie die Bobs dort spielten. Ja, es war Shitkicker-­Musik, aber das kümmerte mich nicht. Ich machte Musik und nur das zählte.

Clarence Clemons - Big Man

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