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Nachmittags im Gerichtssaal: hitzig und bissig

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weiter Tag 5

Wer es im Prozess als Zuschauer oder Journalist bis in die Nachmittagsstunden schaffte, dem boten sich immer wieder furiose Einblicke in die Psyche und Taktik der Verteidiger und Staatsanwaltschaft - und in die Gemütslage mancher Angeklagten.

Verteidiger und Staatsanwalt herrschen sich an

So lieferte sich an diesem 5. Prozesstag Verteidiger Daum nicht nur mit Richter Bruns ein hitziges Zwiegespräch, sondern auch mit Staatsanwalt Wegerich einen heftigen Wortwechsel. Die Männer stritten sich, wer wen wann beim Reden unterbrechen darf. Bisher war Daum durch Höflichkeit aufgefallen. Diesmal aber warf er seine guten Manieren über Bord und fuhr sogar dem Vorsitzenden Richter Tully über den Mund. Dieser klärte kurzerhand die Situation wie ein Schiedsrichter und ordnete eine Pause an. Aber nicht nur die Anwälte gaben sich am Nachmittag manches Mal anders als in den ersten Stunden des Tages, wenn die mediale Aufmerksamkeit größer ist.

Die Angeklagten zeigen Nerven

Gewöhnlich strebten bei Pausen einige der Herrschaften nach draußen, andere blieben sitzen, einige tauschten sich untereinander aus. Diesmal aber fingen die Angeklagten an, hitzig über die Aussagen des Zeugen und die Fragen von Richter Bruns und Staatsanwalt Wegerich zu debattieren. Unverständnis und Ärger war von der Ferne herauszuhören. Friedrich als Ex-Kapitalmarktvorstand ereiferte sich, Visker und Nonnenmacher vertieften sich im Zwiegespräch, bei dem vor allem Nonnenmacher engagiert gestikulierend auf einen ernsten Visker einredete. Und das nur, weil die Richter die Vorstandsvorlage durcharbeiten wie einen Knetteig.

Den Zeugen Marc S. sah nur Ex-Vorstand Rieck kurz lächelnd an. Alle anderen ignorierten ihn nach meiner Beobachtung. Die Befragung ihres früheren Mitarbeiters machte den Ex-Banker sichtlich zu schaffen. Während draußen die Sonne sommerlich schien und die Gedanken der Passanten vor dem Landgericht vielleicht um Eiscreme, ein kühles Bad oder abendliches Picknick kreisten, kämpften hinter den großen Fenstern im stickigen Plenarsaal sechs Männer um ihre Ehre, Zukunft, Integrität.

Es war jede Minute zu spüren.

DR. NO und die Unschuldigen

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