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Tag 10: Alles wartet auf Dr. No
ОглавлениеMittwoch, 28. August 2013
Wann wird Ex-Finanzvorstand Dirk Jens Nonnenmacher seinen Standpunkt zu den Vorwürfen der Anklage kundtun?
Das ist die große Frage, die sich die Hamburger Presse mit jedem weiteren Prozesstag stellt. Nonnenmacher ist der prominenteste der sechs Angeklagten. Er gilt vielen als das Sinnbild für verantwortungslos handelnde, selbstgefällige Banker, die sich sogar angesichts der Milliardenschäden für die Volkswirtschaft durch ihr Tun von oben herab äußern und ungeniert ihre Boni einstreichen. Im Untreue-Prozess ist Nonnenmacher allerdings einer von sechs Angeklagten, auch wenn der Großteil der Medien ihn zum Hauptbösewicht stilisiert.
Dirk Jens Nonnenmacher mit Verteidiger Otmar Kury (l.)
Anfangs hieß es ...
Nonnenmacher wolle erst einmal abwarten und sich später äußern. Dann hieß es: Dr. No - so nennen ihn die publikumswirksamen Medien oft - werde dann etwas sagen, wenn die Juristen der HSH-Rechtsabteilung befragt worden seien. Vergangene Woche meinte Nonnenmachers Verteidiger Wagner: Für diese Woche habe sein Mandant ein Statement vorbereitet. Richter Tully wiederum sagte: Am 2. September ist noch einmal kurz der erste Zeuge geladen. Danach habe Verteidiger Wagner Zeit für eine „Einlassung“ seines Mandanten. So heißt das bei Gericht, wenn Angeklagte etwas zum Tatvorwurf sagen. Sich einlassen. Gerichtsunerfahrene mögen hier grinsen. Wie ich.
Nonnenmachers Versteckspiel ...
… ist nicht nachvollziehbar. Er muss eigentlich ein Interesse daran haben, seine Sicht in den Zeitungen, Magazinen und im Internet zu lesen. Denn was dort steht, hält Einzug in die Archive. Auf der anderen Seite: In den Vernehmungen der Parlamentarischen Untersuchungsausschüsse in Kiel und Hamburg zur Aufarbeitung der HSH-Krise hat er offen Schwächen der Bank und Mängel bei Omega55 zugegeben. Seine Selbstverteidigung vor Gericht wird dagegen kaum in diese Richtung laufen. Hier einige Aussagen Nonnenmachers, zitiert in den Abschlussberichten der Parlamentarischen Ausschüsse:
Zum Geschäft Omega55:
„Die Bank hätte die aufsichtsrechtlichen Mindesteigenkapitalquoten auch ohne das Geschäft Omega 55 eingehalten. Ziel sei es gewesen, selbst gesteckte Ziele im Hinblick auf die Eigenkapitalquoten zum 31. Dezember 2007 und den weiteren Stichtagen einzuhalten. [...] Gleichwohl habe die Bank sowohl bei der Eingehung dieser Transaktionen wie bei ihrer späteren Handhabung nicht so agiert, wie sie es hätte tun sollen. Die Kreditvorlage an den Vorstand habe - nach heutiger Kenntnis - Mängel aufgewiesen. [...] Die Omega-Transaktion sei aber ein Symbol für die damaligen Schwächen in den Kernprozessen der Bank. Das interne Kontrollsystem habe versagt.“
(Bericht PUA Hamburgische Bürgerschaft, 3.3.2011, Drucksache 19/8300, S. 108)
Zum Risikomanagement der HSH:
„Schon nach wenigen Wochen und Monaten in der Bank sei ihm klar geworden, dass im Bereich des Risikomanagements 'ungeheurer Weiterentwicklungsbedarf' bestanden habe. So sei ihm sofort aufgefallen, dass die Bank beispielsweise kein Kreditkomitee und kein von den Aufsichtsbehörden freigezeichnetes internes Marktrisikomodell hatte. Mit der Funktionstrennung von CRO und CFO ab Oktober 2007 sei man 'rein funktional' schon weitergekommen. Wie der Aufsichtsrat im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Risikofunktion eingebunden war, vermochte Herr Prof. Dr. Nonnenmacher nicht zu sagen: 'Dass da Schwächen sind, hat sicherlich die Flowers-Gruppe sehr klar beurteilen können mit Blick auf den Börsengang.'“
(Abschlussbericht PUA Landtag Schleswig-Holstein, 15.8.2011, Drucksache 17/1675, S. 177)
„... dass die HSH Nordbank bis zum Jahr 2008 erhebliche Schwächen in Bezug auf das Risikomanagement aufgewiesen hat. Das betraf vor allem die gesamte Risikokultur der Bank. Eine Risikokultur, die sich sowohl negativ auf die Organisation und die Prozesse zur Risikoüberwachung als auch auf Einzelfallentscheidungen ausgewirkt hat.“
(Abschlussbericht PUA Landtag Schleswig-Holstein, 15.8.2011, Drucksache 17/1675, S. 321)