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Geschrei und harte Worte im Gerichtssaal
Оглавлениеweiter Tag 8
Am Nachmittag dieses 8. Tages ging es noch einmal hoch her. Nach der Mittagspause übergab Richter Tully das Wort an die Verteidigung, nachdem die Staatsanwaltschaft fragen durfte. Verteidiger Wolfgang Prinzenberg, Anwalt von Ex-Kapitalmarktvorstand Friedrich, richtete als erster dann teils suggestive Fragen an den Zeugen Marc S. - wie diese drei, sinngemäß wiedergegeben:
Prinzenberg: Gab es Versuche, etwas Falsches in die Vorstandsvorlage zu schreiben, um etwas zu vertuschen?
Marc S.: Nein.
Prinzenberg: War es üblich, sich auf die Einschätzung der Rechtsabteilung zu verlassen?
Marc S.: Ja, das war alternativlos. So waren die Prozesse und Arbeitsabläufe in der HSH Nordbank ausgerichtet. Es gab keine schriftlichen Gutachten.
Prinzenberg: Wie hat Ihnen die Rechtsabteilung Bescheid gegeben, dass sie Omega55 für „in Ordnung“ hält? Per eMail oder Telefon?
Marc S.: Das weiß ich nicht mehr. Dazu gibt es keine Unterlagen.
Prinzenberg las dem Zeugen auch eine eMail vor, in der sich ein anderer HSH-Mitarbeiter über eine „Unwucht in der Organisation“ in der Londoner Niederlassung beklagte, und dass die „Zusammenarbeit zwischen Global Market[21] und Kiel suboptimal“ sei. Marc S. erwiderte darauf, dass das, was der Kollege da geschrieben habe stimme, aber dass es sich bei den aufgetretenen Fehlern nicht um Fehler handelte, die in seiner Abteilung entstanden waren.
Verteidiger behandelt wie Kinder
Die sich immer wieder aufschaukelnde Anspannung zwischen Verteidigung und Staatsanwalt Wegerich - unter anderem durch Zwischenfragen - entlud sich kurz nach diesem Wortwechsel urplötzlich. Wegerich hatte einen Zwischenruf der Verteidigerin Münchhalffen mit den Worten kommentiert: „Rufen Sie bitte nicht dazwischen, nur weil sie sich langweilen!“ Worauf Verteidiger Prinzenberg aufgebracht schrie: „Sie behandeln die Verteidiger wie eine Bande sich im Dreck suhlender Kinder!“
Richter Tully unterbrach daraufhin die Sitzung und schlug den Streithähnen vor, die Sache zu klären. Nacheinander. Daran hatten beide kein Interesse.
Anmerkung:
[21] Mit „Global Market“ war vermutlich die Financial Institutional Group (FIG) in London gemeint, also die Organisationseinheit, für die Marc S. arbeitete.