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Eva Hennings ging den Flur entlang, ein paar Kollegen hoben die Köpfe und warfen ihr im Vorübergehen unverkennbar mitleidige Blicke zu. Vor Lou Feldmanns Tür blieb sie stehen, klopfte und trat ein. Feldmann stand am Fenster.

„Du springst ja doch nicht“, sagte Hennings.

Er wandte den Kopf nach ihr um. „Nicht hoch genug.“

„Du hast sie laufen lassen.“

Jetzt drehte er sich ganz um. „Sie ist mir auf dem Weg zum Knast aus dem Wagen gesprungen.“

„Das glaubt dir keiner.“

„Und wenn schon. Lass uns was essen gehen. Du kommst doch mit, oder?“

„Nein, Lou, im Moment lieber nicht. Ich mag dich, aber meinen Job mag ich mindestens genau so gern. Und wenn ich jetzt offiziell nicht zu dir auf Distanz gehe, bin ich draußen.“

Lou Feldmann ging allein zu Emil. Es war ein Bühnenauftritt.

Die Kollegen vom Stammtisch waren schon beim Mittagessen. Sie schienen auf ihn gewartet zu haben. Auch Ricardo war da. Bei Feldmanns Anblick schnellte Winklers junge Kollegin – jetzt fiel Lou der Name wieder ein – Franziska – in die Höhe und applaudierte ihm zu. Auch Winkler, der neben ihr hockte, stand auf, klatschte auch. „Bravo, Lou, bravo. Du bist ein Vorbild für uns alle.“

Feldmann ließ sich am Tresen ein Schnitzel mit Kartoffelsalat geben, brachte seinen Teller an den Stammtisch und setzte sich mit unbewegter Miene dazu. Franziska klatschte immer noch. Sie musste sich am Männerstammtisch profilieren. Feldmann sah in die blauen Augen in ihrem hochroten Gesicht. „Danke für den Applaus“, sagte er ruhig, während er nach Gabel und Messer griff. „Wenn du ihn ehrlich gemeint hättest, müsste ich mich zu Tode schämen, Frenzy.”

Winkler hatte mit dem Klatschen aufgehört und sich wieder hingesetzt. „Du Arschloch. Was meinst du eigentlich, wer du bist? Holst einfach die Straub aus dem Knast – das gibt garantiert ein Verfahren – und dann haut sie dir auch noch ab ...”

Feldmann rückte sich vor seinem Teller zurecht.

„Ich hab auch geklatscht“, sagte Ricardo und nahm einen Schluck aus seinem Bierglas, „heftigst. Aber ich musste aufhören, weil mir meine sensiblen Finger wehtaten. Du weißt ja, dass ich sie gelegentlich zu was anderem brauche.“

„Nicht zum Klavierspielen. Zum Killen“, sagte Franziska, die eifrige Polizistin mit dem roten Gesicht.

„Ja“, nickte Ricardo. „Wenn’s darum geht, wieder einen von euch aus der Scheiße zu holen.“ Er nahm noch einen Schluck und schob seinen leer gegessenen Teller von sich weg. „Immer schön dran denken: Das, was ich hier trinke, ist Zielwasser. Und irgendwann werde ich einen von euch erschießen.“

Ohne eine Reaktion abzuwarten, stand er auf und wandte sich Lou Feldmann zu: „Damit du mich richtig verstehst: Mein Applaus war ehrlich und aufrichtig. Ich beneide dich um deinen Mut.“

Wie immer ließ er sein Geschirr stehen, als er wegging.

Feldmann lächelte die Kollegen freundlich an, schaute auf sein Schnitzel, nahm einen Bissen: „Gelungen“, sagte er. „Emils Köchin ist gut.“ Er probierte den Kartoffelsalat. „Nicht ganz so gut“, stellte er fest. „Übrigens: Ich krieg einen Haftbefehl gegen Sergej Medwed.“

Der glatzköpfige Kriminalrat Norbert Möller durchbohrte Feldmann mit seinen Schweinsaugen. „Das glaube ich nicht.“

„Was glaubst du nicht?“, fragte Feldmann kauend. „Der Kartoffelsalat ist beim zweiten Versuch doch recht gut.“

Wenn Schweinsaugen Gift sprühen könnten, wäre ich jetzt tot, dachte er.

„Du bist ein hinterfotziger Mistkerl“, sagte Möller. „Wir sind hinter dem seit fünf Jahren her. Warum informierst du uns nicht?“

„Hab ich doch gerade getan“, sagte Feldmann und legte sein Besteck auf den leeren Teller.

Kollege Arno Schneider mit der fünfzig Jahre verspäteten Elvistolle im dichten Haar, dem seine Eitelkeit aus den Ohren kroch, war anzusehen, dass er sich in einer Zwickmühle befand. Einerseits fühlte er sich verpflichtet, seinem Chef gegen Lou Feldmann beizustehen, andererseits wollte er es sich mit Feldmann nicht verderben. „Lou Feldmann“, sagte er deshalb mit honigsüßer Stimme, „rück raus damit, wo du diese Remy Straub versteckt hast. Wir brauchen sie. Wir müssen uns auch mit ihr unterhalten. Dringend.“

Feldmann sah ihn kopfschüttelnd an. „Weißt du, Arno Schneider, ich hab immer den Eindruck, du bist ein Kapuzineräffchen und Möller hält dich an der Leine, damit du nicht irgendwann mal selbstständig denken lernst.“ Er stand auf. „Ich brauche noch ein Bier.“ Er ging mit seinem Glas zum Tresen und orderte ein zweites Bier.

Winkler erhob sich und verließ die Kneipe. Dabei wirkte er eher verzweifelt als zornig.

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