Читать книгу Ausstieg / Glücksspieler / Gefährliche Erben - Drei Romane in einem Band - Elfi Hartenstein - Страница 40
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ОглавлениеEva Hennings und Lou Feldmann hatten ihren Besuch angekündigt. Die Anstaltsleiterin erhob sich und reichte beiden die Hand. „Sie haben mich reingelegt“, sagte sie zu Feldmann. „Ich weiß nicht, warum ich überhaupt noch mit Ihnen sprechen soll.“
Feldmann schwieg.
Brettschneider setzte sich. „Was kann ich heute für Sie tun?“, fragte sie.
Feldmann nahm sich einen Stuhl, Hennings blieb stehen und schob der Anstaltsleiterin das ,Samantha‘-Foto hin.
„Steht Ihnen gut, die schwarze Perücke und die blauen Kontaktlinsen“, sagte sie kühl.
Brettschneider wurde fahl.
Lou Feldmann ließ seine Kollegin die Böse spielen. Sie hatte Wut gefressen.
„Sie wissen, dass dieses Bild das Ende Ihrer Karriere bedeutet?“
Brettschneider sah sie nur stumm an. Sie rang nach Worten. „Ich habe nichts Ungesetzliches getan“, stellte sie schließlich fest.
„Das sollten Sie selbst besser wissen“, entgegnete Hennings. „Oder haben Sie etwa ein Gewerbe angemeldet?“
Die Anstaltsleiterin ging nicht darauf ein. Sie schien entschlossen, dem Gespräch einen anderen Dreh zu geben. „Woher haben Sie dieses Foto?“, fragte sie.
„Von Remy Straub“, sagte Feldmann. „Wer sonst hätte es haben können? Dass Sergej Medwed es nicht hatte, wissen Sie ebenso gut wie wir.“
Eva Hennings nahm den Faden auf: „Sie hatten wohl Angst, dass Frau Straub Sie erkennt, wenn Sie ihr über den Weg laufen. Sollte sie deshalb in Ihrem Gefängnis sterben? Sie konnten sich ja nicht darauf verlassen, dass Sie ohne Perücke wirklich anders aussehen als ,Samantha‘.“
Brettschneider sagte eine Weile nichts. Sie überlegte. Sie suchte nach einer Strategie. Sie fand keine. Sie sah die beiden Polizisten an, sah die Härte in ihren Augen. Dann lenkte sie ein wenig ein, in der Hoffnung, dass ihr doch noch eine Lösung einfiele. „Von Mord war nie die Rede. Niemand wollte sie umbringen.“ Besonders souverän klang es nicht. Sie setzte erneut an: „Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe damit nichts zu tun.“
„Auch nicht mit der Ermordung der Vollzugsbeamtin?“, fragte Feldmann unerbittlich. „Immerhin bestand die Möglichkeit, dass sie nach dem gescheiterten Mordversuch an der Straub singt.“
Friederike Brettschneider war gelernte Juristin. Sie suchte nach Worten, die sie nicht belasteten, fand aber so schnell keine.
„Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Sie müssen nicht mit uns reden“, setzte Hennings nach.
Brettschneider sah ihre Zukunft den Bach hinuntergehen, sie musste einen anderen Weg finden. Lou Feldmann war immer ein umgänglicher Polizist gewesen.
Feldmann kam ihr zuvor. „Wenn Sie die Ermordung nicht in Auftrag gegeben haben, dann können wir dieses Foto vielleicht vergessen. Dann können Sie diesen Skandal vielleicht unbeschadet überstehen. Möglicherweise gibt es ja auch gar keinen, wenn Sie uns sagen, wer der Auftraggeber war.“
Brettschneider sah die Hintertür, die Feldmann ihr geöffnet hatte, und flog auf sie zu. „Frau Hanke sollte die Remy Straub nur einschüchtern. Sie hat sich darauf eingelassen, weil ihr das Wasser bis zum Hals stand. Medwed hat ihr Geld gegeben. Ich weiß nicht, was er mit ihr abgesprochen hat. Und ich weiß auch nicht, wer Frau Hanke umgebracht hat. Um Gottes willen. Mit Mord habe ich wirklich nichts zu tun.“
„Sie werden zu uns ins Kommissariat kommen und das zu Protokoll geben. Das Foto behalten wir so lange“, sagte Lou Feldmann und stand auf.