Читать книгу Ausstieg / Glücksspieler / Gefährliche Erben - Drei Romane in einem Band - Elfi Hartenstein - Страница 45
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ОглавлениеEs war noch früh am Morgen. Dimitri Cordalis stand im Hauseingang und schaute seinem Hund zu, wie er in die Rosenhecke pinkelte, als Lou Feldmann am Gartentor klingelte.
„Sie wollen doch nicht etwa zu mir?“, fragte Cordalis.
Feldmann schüttelte den Kopf.
„Sie kennen den Weg“, sagte Cordalis, als er ihm die Gartentür öffnete. Feldmann nickte wortlos. Er wollte sich nicht anmerken lassen, dass er aufgeregt war und stapfte deshalb betont langsam die drei Treppen zu Cordalis’ Gästewohnung hinauf.
Andersen sah krank, alt und gebrechlich aus, wie er da in seinem exklusiven Dachapartment auf einem dunkelgrünen Sofa lag. Er schien noch ein paar Jahre älter geworden zu sein, seit Lou ihn das letzte Mal gesehen hatte. Und das war erst einige Tage her.
„Der Herr Hauptkommissar“, sagte er sichtlich erfreut und streckte ihm eine dünne Greisenhand entgegen. „Und so früh am Tag. Ist etwas passiert?“ Seine Hand fühlte sich in Feldmanns Hand kalt und matt an.
Feldmann schüttelte den Kopf. „Nichts von Belang.“
„Wenn Sie sich eine Tasse aus dem Schrank holen“, sagte Andersen mit Blick auf das Frühstückstablett auf dem niedrigen Tisch neben seinem Sofa, „es ist noch genug Kaffee da.“
Feldmann schüttelte wieder den Kopf. Einen kurzen Moment lang ließ er seine Augen über die zaghaften Sonnenstreifen wandern, die durch eines der großen Dachfenster auf den Parkettboden fielen, dann griff er entschlossen nach einem Stuhl und zog ihn zu sich heran.
Andersen beobachtete ihn aufmerksam, als er sich schräg vor ihn hinsetzte.
„Was also führt Sie her?“
„Ich möchte Ihre Kneipe pachten“, sagte Lou Feldmann. Und das war genau das, was er sich vorgenommen hatte zu sagen. Jetzt war es raus. Er wunderte sich, wie leicht es ihm gefallen war.
Andersen lächelte matt. „Hat man Sie rausgeworfen?“
Feldmann schüttelte zum dritten Mal den Kopf. „Vorläufig noch nicht. Ich will ihnen zuvorkommen.“
In der Pause, die nun entstand, stützte Andersen sich auf die Ellbogen auf und musterte Lou Feldmann hellwach und ebenso neugierig wie nachdenklich, bis dieser seine Anspannung und Ungeduld nicht länger bezähmen konnte. „Geben Sie sie mir?“
Er hätte sich auf die Lippen beißen mögen, aber Andersen zeigte nur auf eine Aktentasche, die neben dem Schreibtisch auf dem Boden stand. „Reichen Sie mir die mal rüber. Bitte.“
Feldmann gab ihm die Tasche.
Andersen ließ die Schlösser aufschnappen. „Ich hab da ein paar Standardverträge drin. Hatte damit gerechnet, dass ich ein paar Dinge regeln muss, bevor ich ...” Er brach ab, zog Papiere aus der Tasche, überflog sie, streckte sie Feldmann hin. „Lesen Sie.“
Lou Feldmann winkte ab. „Standardverträge sind Standardverträge. Das Einzige, was mich interessiert, ist: Wie hoch wird die Pacht sein?“ Er kam sich ziemlich bescheuert vor dabei. Einem todkranken Mann gegenüber so zu tun, als wäre das die Frage aller Fragen. Er senkte den Blick, betrachtete seine Schuhe und setzte trotzdem nach: „Und was passiert, wenn Sie den Löffel abgegeben haben? Werden Ihre Erben den Pachtvertrag akzeptieren?“
„Das lassen Sie nur meine Sorge sein“, sagte Andersen. „Und was die Pacht angeht: Umsonst kriegen Sie die Kneipe natürlich nicht. Weil Ihre Kollegen sonst meinen, ich hätte Sie bestochen.“
Ihre Augen trafen sich. Andersens Augen lächelten.
„Ich bin nicht bestechlich“, sagte Feldmann.
„Das weiß ich. Aber Ihre Kollegen wissen das nicht.“
Andersen griff nach einem Kugelschreiber, blätterte die Seiten durch, strich hier und da etwas aus, schrieb dort etwas dazu und setzte dann seine Unterschrift darunter. Dann schob er Feldmann die Papiere hin.
Der las sie durch, schüttelte ungläubig den Kopf. „Im Ernst? Ist das nicht viel zu billig?“
„Witze mache ich nur mit dem Tod.“ Andersen holte einen Schlüsselbund aus der Tasche, hielt ihn Feldmann hin, der zögernd danach griff.
„Ich habe einen Namen für die Gaststätte in den Vertrag geschrieben“, sagte Andersen. „LOU’s. Darauf bestehe ich. Einverstanden?“
Feldmann hob hilflos die Hände.
„Sie müssen nur noch unterschreiben“, sagte Andersen und gab ihm den Kugelschreiber.