Читать книгу Ausstieg / Glücksspieler / Gefährliche Erben - Drei Romane in einem Band - Elfi Hartenstein - Страница 58

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Lou Feldmann fuhr über holprige, idyllische Pflasterstraßen durch Berliner Vororte, fuhr an Zeuthener Villen vorbei, parkte neben einem offenbar neuen Jaguar ein, der in einer Garagenauffahrt stand. Er drückte die Klingel, bei der es kein Namensschild gab, das Läuten war sehr laut zu hören, aber niemand kam. Feldmann klingelte erneut und betrat dann das direkt am Ufer des Zeuthener Sees liegende Grundstück, ging unterhalb der Villa in Richtung Wasser, dorthin, wo er auf dem Bootssteg eine knallrote Basketballmütze sah. Sie saß auf dem Kopf des Rechtsanwaltes Stefan Duderer, der neben einer Angel in einem Regiestuhl hockte. Duderer drehte sich kurz zu Feldmann um und schaute gleich wieder aufs Wasser. Feldmann stellte sich neben ihn auf den Steg. Duderer war etwa fünfzig, klein, untersetzt und, wie Feldmann wusste, obwohl die Kappe es im Moment verdeckte, glatzköpfig.

„Sie sind der einzige Angler, der im Nadelstreifenanzug angelt, nehme ich an“, sagte Feldmann.

„Und Sie sind unberechtigt auf ein fremdes Grundstück vorgedrungen, Hauptkommissar Lou Feldmann“, sagte Duderer, ohne ihn anzusehen.

„Haben Sie sich nicht so, Duderer. Außerdem bin ich kein Polizist mehr.“

„Gestern waren Sie noch einer.“

„Heute nicht mehr.“

„Wollen Sie, dass ich Sie verteidige? Mich können Sie sich nicht leisten, Feldmann. Und für mau arbeite ich nicht. Und für die Gerechtigkeit schon gar nicht. Die gibt es nämlich nicht, wie Sie vermutlich selbst wissen.“

Feldmann schaute in den Eimer, der neben Duderers Regiestuhl stand. Ein kleiner Fisch schwamm darin.

„Ein karges Abendmahl, falls das Ihr einziger Fang bleibt“, sagte er mit leisem Spott.

„Ich mag keine Fische“, sagte Duderer. „Die schenke ich den Nachbarn.“

„Sie verschenken was?“ Feldmann tat überrascht. „Das glaube ich nicht.“

„Was wollen Sie, Feldmann?“, fragte Duderer ungerührt. „Sie sind doch nicht hergekommen, um mit mir aufs Wasser zu starren und zu meditieren.“

„Ich möchte, dass Sie eine junge Frau verteidigen. Gegen den Willen ihres Vaters. Ein Mann, den Sie hassen.“

„Wer soll das sein?“ Duderer, plötzlich neugierig, sah Lou an.

„Richter Gnadenlos Franke“, sagte Feldmann.

Jetzt hatte Lou Feldmann Duderers volle Aufmerksamkeit. Der starrte wieder aufs Wasser. Dabei nahm er seine Kappe ab, wischte sich die Glatze mit einem großen karierten Stofftaschentuch und überlegte: „Remy Straub, seine Tochter. Hat sie inzwischen einen festen Wohnsitz?“

„Ja“, sagte Feldmann, „im Knast. Aber wenn Sie sie verteidigen, dann sicher nicht mehr lange.“

„Wer bezahlt mich?“

„Ich. Denn für das Pflichtverteidiger-Honorar allein kriegen Sie Ihren Arsch sicher nicht aus diesem Stuhl.“

„Wer ist der Ankläger?“

„Staatsanwalt Dr. Benno Roth.“

Duderer nahm die Angel und holte die Schnur ein.

„Lassen Sie Ihr Geld stecken, Feldmann. Das mache ich umsonst.“ Er sah Lou an. „Möchten Sie den Fisch?“

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