Читать книгу Ausstieg / Glücksspieler / Gefährliche Erben - Drei Romane in einem Band - Elfi Hartenstein - Страница 56
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ОглавлениеLou Feldmann lehnte an seinem Wagen auf dem Parkplatz des Urban-Krankenhauses und ließ den Eingang nicht aus den Augen. Sylvie Westphal würde jeden Moment kommen, hatte man ihm versichert. Ihre Schicht war zu Ende. Und sie kam tatsächlich. Lou Feldmann winkte ihr, ging auf sie zu.
„Haben Sie Sehnsucht nach mir?“, fragte Sylvie.
Ohne auf Sylvies Koketterie einzugehen, sagte Feldmann: „Ich brauche Ihre Hilfe, Frau Doktor.“
„Besprechungen auf einem Parkplatz gefallen mir nicht, Herr Kommissar. Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee? Gleich da vorne auf dem Restaurantschiff?“
Sie gingen in Richtung Landwehrkanal. „Ich möchte etwas klarstellen“, sagte Lou Feldmann, „ich bin kein Bulle mehr und ich kann Sie zu nichts zwingen.“
„Seit wann?“
„Seit einer Stunde“, sagte Lou, „vielleicht eineinhalb.“
„Darf ich?“, fragte sie, wartete eine Antwort nicht ab, hob sein Jackett an der Hüfte hoch. „Keine Pistole, keine Handschellen. Auch kein Dienstausweis mehr?“
Lou schüttelte den Kopf.
„Wir können ein andermal darüber reden“, sagte Sylvie Westphal. „Wofür brauchen Sie meine Hilfe?“
„Es ist schwierig und nicht ganz legal“, sagte Lou.
Dr. Westphal lächelte. „Das ist genau das, was mich für gewöhnlich reizt. Aber dann sollten wir doch lieber nicht in dieses Café gehen. Wegen der fremden Ohren.“ Sie blieb stehen und winkte einem Bekannten zu, der soeben vom Schiff herunterkam. Dann schlenderten sie weiter und setzten sich auf eine Bank am Ufer.
„Remy Straub“, begann Lou, „Anfang zwanzig. Sie kannten die Iwanowa?“
„Nur dem Namen nach“, sagte Westphal.
„Remy Straub hat für sie gearbeitet. Sie wird gegen Iwanowas Mörder aussagen.“
„Was hat das mit mir zu tun?“
„Remy Straub ist im Gefängnis. U-Haft. Fadenscheinige Haftgründe. Sie dreht durch. Man will sie in die Klapsmühle schicken. Vielleicht könnten Sie als Ärztin, vielleicht als Ärztin ihres Vertrauens ...?”
„Sie sollten mir auch die Dinge sagen, die Sie bis jetzt verschwiegen haben.“
„Remy Straub hat vor acht Jahren – da war sie vierzehn – ihren Vater angezeigt, wegen sexuellen Missbrauchs. Dummerweise ist ihr Vater der Richter Gnadenlos Franke. Das Verfahren wurde niedergeschlagen. Daraufhin lebte Remy Straub auf der Straße, bis sie vor etwa einem halben Jahr von Elena Iwanowa in ihrem Café Lilo angestellt wurde. Der zuständige Staatsanwalt damals war Benno Roth. Und derselbe Benno Roth ist auch jetzt wieder zuständig. In irgendeiner Weise ist er anscheinend mit dem Richter verbandelt. Und dieser Richter will seine Tochter fertig machen. Ich habe keine Beweise. Aber die Sache stinkt. Ist die Zeugin erst mal in der Psychiatrie, ist auch ihre Aussage gegen Iwanowas Mörder nichts mehr wert.“
„Und was soll ich dabei machen?“
„Zu Staatsanwalt Roth gehen. Eine Besuchserlaubnis beantragen. Mit Remy Straub sprechen und dann vielleicht eine Haftunfähigkeitsbescheinigung ausstellen oder irgendetwas in dieser Art.“
Sylvie Westphal stand auf, sah Lou Feldmann eine Weile in die Augen, nickte dann. „Okay. Ich weiß, wer Benno Roth ist. Ein opportunistischer Schleimer. Karrieregeil. Und sehr besorgt, nichts zu tun, was seinem Aufstieg hinderlich sein könnte. Ich werde versuchen, ihn da zu packen.“