Читать книгу Lilli - Erwin Sittig - Страница 25
ОглавлениеSabine 2016
Lilli ist es peinlich gewesen, auf welche Art sie von Josef weggezerrt worden war.
Sie machte ihrer Mutter am nächsten Tag starke Vorwürfe.
„Endlich habe ich einen Opa gefunden und du willst ihn mir wieder wegnehmen. Das ist ungerecht!“
„Hör mal zu, kleine Dame“, begann Sabine und Lilli wusste bei der Anrede sofort, dass ihre Mutter richtig sauer war.
„Wir hatten ausgemacht, dass du im Haus bleibst, während ich weg bin. Kann ich mich auf dich nicht mehr verlassen? Sind diese guten Zeiten vorbei? Außerdem war es schon dunkel und da gibt es auch eine stille Vereinbarung zwischen uns: immer vor dem Dunkelwerden zu Hause sein. Zweite gebrochene Regel. Erschwerend kommt hinzu, dass du mir erzählst, der Mann sei ein Verbrecher und du gehst trotzdem zu ihm? Du solltest erst mit Tante Martha reden!“
Jetzt war Lilli wieder obenauf.
„Ich habe ja Tante Martha angerufen und die hat gesagt, wir brauchen keine Angst haben, das ist alles Blödsinn, was erzählt wird.“
„Das will ich von ihr selber hören.“
Sabine rief Martha sofort an und ließ sich die Geschichte nochmal bestätigen. Sie erfuhr natürlich wesentlich mehr Details. Nach dem Gespräch war sie wieder beruhigt und beschloss, sich bei Josef zu entschuldigen, zumal die Initiative von ihrer Tochter ausgegangen war.
Wenig später klingelte das Telefon. Peter Hahn war dran.
„Frau Schlegel. Ich wollte sie nur über erste Ergebnisse informieren.“
„Was, so schnell?“
„Ich habe mit der Vergangenheit ihrer Mutter angefangen. Ich denke, wir sollten erst das klären, damit sie vorbereitet sind, wenn sie sich später treffen. Nur wenn man weiß, was jemand durchgemacht hat, kann man auch verstehen, warum jemand so und nicht anders handelt.
Da ich den vollen Namen Ihrer Mutter hatte und sie den Namen ihrer Pflegefamilie behalten hat, konnte ich zumindest schon die Pflegefamilie ausfindig machen. Wir müssten überlegen, ob wir ein Treffen arrangieren wollen. Allerdings ist seltsamerweise der Mann verschwunden. Nicht mal die Frau weiß, wo er ist, oder will es nicht wissen. Da bin ich noch dran. Schlimmstenfalls könnte der Mann mit anderem Namen untergetaucht sein, oder er wurde ermordet. Selbst die Behörden wissen nichts über seinen Verbleib, was ungewöhnlich ist. Ich würde aber vorschlagen, dass wir aus Kostengründen in Richtung des Mannes nicht weiter ermitteln.
Frau Matuschke, die Mutter, treffe ich morgen. Sie will mir sagen, in welches Heim ihre Mutter Jutta kam und warum.“
„Ich denke auch. Lassen sie die Nachforschungen nach Herrn Matuschke weg. Es geht ja nur um meine Mutter.“
Nachdem sie aufgelegt hatte, sinnierte Sabine über die große Bedeutung einer Familie. Lilli sehnte sich nach weiteren Bezugspersonen, die sie lieben. Der Wunsch nach einem Opa kam nie so deutlich, wie heute an die Oberfläche. Sie erinnerte sich an ihr Gespräch mit Lilli vor ein paar Jahren, als sie 5 war.