Читать книгу Ich will leben, lieben und geliebt werden - Franz Ruppert - Страница 13

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8. Lieben - eine conditio humana

Mit der Einnistung in der Gebärmutter beginnt ein Verhältnis der existenziellen Abhängigkeit zwischen einen neuen Menschen und einer Frau, die nicht er ist. Es ist seine Mutter und er ist in diesem Beziehungsverhältnis von nun ab ihr Kind. Dieses dauert intrauterin ca. neun Monate und extrauterin etwa 15 Jahre an. Das bedeutet, dass sich auch das Leben einer Frau grundlegend verändert, wenn sie schwanger ist, ihr Körper sich zu einem Mutterkörper umbildet und sie nun mit ihrem ganzen Dasein für ein neues menschliches Wesen zuständig und für dessen Wohl und Wehe verantwortlich ist.

DIE ANGST VOR SCHWANGERSCHAFT

Ob es wohl im Tier- und Pflanzenreich die Angst der weiblichen Exemplare einer Art davor gibt, befruchtet zu werden und schwanger zu sein? Bei uns Menschen gibt es das offenbar. Z.B. hatte meine Mutter Angst davor, mit mir schwanger zu werden.

Ich habe mich mit dieser ihrer Angst unbewusst identifiziert und das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass ich keine eigenen Kinder habe und auch froh war, als eine von mir schwangere Freundin das Kind abgetrieben hat. Ich hatte damals keinerlei schlechtes Gewissen.

Heute sehe ich das anders, wie ich vieles heute anders sehe in meinem Leben. In einer meiner Selbstbegegnungen (näheres zu dieser Methode im Schlusskapitel dieses Buches) habe ich diese Identifikation mit der Angst meiner Mutter für mich aufgelöst. Ich kann den folgenden Satz jetzt laut und deutlich sagen: „Ich möchte, dass meine Mama sich freut, dass sie mit mir schwanger ist und dass es mich gibt!“ Das hat mir ein Stück meiner ursprünglichen Lebensfreude zurückgegeben. Und meine Schuldgefühle verschwinden lassen, ihr zu Last zu fallen und meine Daseins-Scham aufgehoben. Ich bin heute gerne da und liebe es, lebendig zu sein.

DIE ERSTE LIEBESBEZIEHUNG

Dieses existenzielle Abhängigkeitsverhältnis zwischen einer Mutter und ihrem Kind muss auf Liebe gegründet sein, damit die Lebensreise dieser beiden Menschen gut weitergeht. Ansonsten wird es für beide Seiten, für die Mutter wie für das Kind zu einer nicht endenden Qual, aus der sie meist nur noch mit therapeutischer Unterstützung aussteigen können.

Die Beziehung zur eigenen Mutter ist die erste Liebesbeziehung eines jeden Menschen. Das Kind ist von Beginn seines Lebens an voller Liebe für seine Mama. Diese Liebe ist ein Urinstinkt, der auf den körperlich-emotionalen Kontakt mit der eigenen Mutter ausgerichtet ist. Bereits in der Gebärmutter baut das Kind eine liebevolle Beziehung zu seiner Mama auf und freut sich darauf, sie nach der Geburt vertieft kennenzulernen.

Für das Kind gibt es in diesem Frühstadium seines Lebens nichts Wichtigeres als die Beziehung zu seiner Mama. Sie ist seine Welt. Geht es der Mutter gut, geht es auch dem Kind in ihrem Bauch gut. Leidet die Mutter, leidet auch das Kind mit. Ist die Mutter z.B. suizidal, ist auch das Kind in höchster Lebensgefahr.

EXISTENZIELLES LIEBESBEDÜRFNIS

Ungeborene und Babys sind so klein und schwach im Verhältnis zu den Erwachsenen. Sie sind so verletzlich und brauchen ganz viel Zuwendung und Schutz, sonst überleben sie nicht. Jeder Mensch hat daher von Anfang an neben seiner enormen Liebesfähigkeit in Richtung seiner Mutter ein ebenso großes existenzielles Bedürfnis danach, von seiner Mutter bedingungslos angenommen, geliebt und geschützt zu werden.

Unsere Liebesfähigkeit und unser Liebesbedürfnis gehören zu den wesentlichen Grundbedingungen unseres Menschseins dazu. Wir Menschen vermehren uns sexuell, alle Menschenkinder entstehen im Bauch ihrer Mutter und wachsen ihr erstes Lebensjahr in diesem heran.13 Daher gehört die Liebe zur eigenen Mutter und das Verlangen nach ihrer Liebe zur zentralen conditio humana. So wie es das Wesen von Vögeln ist, dass sie Flügel haben, ist es das Wesen von uns Menschen, dass wir lieben können und geliebt werden wollen und müssen. Das sind unsere emotionalen Flügel.

Ich will leben, lieben und geliebt werden

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