Читать книгу Ich will leben, lieben und geliebt werden - Franz Ruppert - Страница 20
Оглавление15. Die Angst-Abhängigkeitsfalle
Das Mutter-Kind-Verhältnis ist grundsätzlich von Macht und Ohnmacht geprägt. Das Kind ist im Bauch seiner Mutter vollkommen von ihr abhängig. Wenn eine Mutter voller Ängste ist, dann übertragen sich ihre Ängste auch auf ihr Kind. Oft kümmern sich solche Mütter aber nicht um den, in der Regel traumatischen Ursprung ihrer eigenen Ängste. Sie lenken sich davon ab und verstecken sich hinter der Fassade einer besorgten Mutter. Sie blicken dann nur auf die Symptome, die ihr Kind mit großer Wahrscheinlichkeit entwickelt, das damit zurechtkommen muss, eine ängstliche Mutter zu lieben. Statt dass eine solche Mutter ihrem Kind Angst und Stress nimmt, ist sie für ihr Kind selbst eine Quelle beständiger Angst, mit der sie ihr Kind permanent überflutet.
So entstehen für manche Mütter wie für ihre Kinder Angst-Abhängigkeitsfallen, aus denen beide ein ganzes Leben lang ohne therapeutische Hilfe möglicherweise nicht mehr herauskommen. Auch die Mütter fühlen sich ohnmächtig und von ihren Kindern über alle Maßen in Anspruch genommen. Beide sitzen sie dann in einem Gemisch aus Todes- und Verlassenheitsängsten fest und haben jeder für sich Angst davor, sich ihren verdrängten und tief abgespaltenen Traumagefühlen zu stellen.
In der Angst gefangen zu sein bedeutet, immer mehr den Kontakt zu sich selbst aufzugeben und sich im Reagieren auf äußere Umstände zu verlieren. Es bedeutet insgesamt, zu weiten Teilen kein gutes Leben zu führen, weil wir im Dauerstress sind, uns in Streitereien verausgaben und in einer symbiotischen Verstrickung nur noch überleben statt aus vollem Herzen und mit Freude zu leben.
26 Brisch, K. H. (2014). Säuglings- und Kleinkindalter. Bindungspsychotherapie. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.