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19. Liebe und Gewalt

Liebe ist mit Gewalt nicht vereinbar, auch wenn in der Bibel steht: „Wer die Rute schont, verdirbt den Knaben!“ Auch die alten Römer hatten Sprüche auf Lager wie „Wer sein Kind liebt, züchtigt es!“

Die Vorstellung, rohe Gewalt sei in der Erziehung notwendig, um aus einem Kind einen anständigen Erwachsenen zu machen, war bei meinen Eltern und Lehrern ausgeprägt vorhanden. Diese Einstellung ist Eltern und Erziehern nur schwer auszureden, wenn sie selbst geschlagene und gedemütigte Kinder sind.27

Obwohl körperliche Gewalt gegen Kinder z.B. in Deutschland seit dem Jahr 2000 gesetzlich verboten ist, meinen viele Eltern noch immer: „Ein Klaps auf den Hintern schadet nicht!“ oder „Es kann schon sein, dass mir einmal die Hand ausrutscht.“ Das Unterlassen körperlicher Gewalt gegen Kinder kann dazu führen, das Ausmaß an psychischer Gewalt zu verstärken. Kinder werden verbal beleidigt, gedemütigt, beschämt, verhöhnt oder lächerlich gemacht.

Bei mir hat die Aufforderung „Gib Ruhe!“ tiefe Spuren in meinem Körper und meinerPsyche hinterlassen. Es hat mich in meiner Lebendigkeit und Lebensfreude massiv ausgebremst.

In einer therapeutischen Begleitung einer 50jährigen Frau stellte diese zum Schluss fest, dass Liebe und körperlicher Schmerz für sie bislang innerlich nicht getrennt waren. Sie hatte ihren Schmerz aus den gewaltvollen Erfahrungen mit ihrem Vater immerzu weggedrückt. Um des scheinbar liebevollen Kontaktes willen, den sie sich als Kind so sehnlich wünschte, hatte sie die körperliche Gewalt von ihm klaglos in Kauf genommen.

27 Müller-Münch, I, (2012). Die geprügelte Generation. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.

Ich will leben, lieben und geliebt werden

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