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Die Flucht

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Es glückte Issel, ungesehen von Kopenhagen nach Næstved zu gelangen, wo er sich in der Kaserne meldete. Dort erhielt er die Uniform eines Gefreiten der Reiterstaffeln, und ein deutscher Oberleutnant, Günther Toepke, stattete Issel mit einem offiziellen deutschen Dokument aus, demzufolge sein Soldbuch verloren gegangen war und es sich beim Inhaber des Schreibens um den Reitersoldaten Hans Isermann handele. Anschließend setzte Issel seine Flucht in Richtung der dänisch-deutschen Grenze bei Kruså fort. Zahlreiche weitere zentrale Figuren der SS in Dänemark ergriffen in den Tagen nach der Kapitulation ebenfalls die Flucht. Viele schlossen sich den deutschen Truppen an, die bei der Befreiung 280.000 deutsche Soldaten zählten und nach Deutschland zurückgezogen wurden. Der Rückzug ging bewaffnet und überwiegend zu Fuß vonstatten. Die schweren Waffen ließen die Einheiten zurück, doch brachten die Soldaten leichte Waffen mit an die Grenze, wo die Briten unterstützt von der Widerstandsbewegung Papiere und Identität jedes einzelnen Mannes kontrollierten und sämtliche Waffen übernahmen, bevor die Erlaubnis erteilt wurde, die Grenze zu überschreiten.

Horst Issel wäre jedoch beinahe aufgeflogen, als er an der Grenze von der Widerstandsbewegung festgehalten wurde. Man fand es verdächtig, dass Issel kein Soldbuch hatte. Allerdings hatten die Widerstandskämpfer keine endgültigen Beweise, dass Issel log, was seine Identität anging, und in dem Durcheinander der Befreiung ließen sie ihn schließlich gehen. Zusammen mit drei anderen Deutschen überquerte Issel die Grenze bei Kruså, machte sich auf den Weg nach Flensburg und von dort nach Husum, wo er zufällig Wolfgang Söhnlein begegnete, der ebenso aus Dänemark geflohen war. Am selben Tag fuhren sie gemeinsam mit einem Zug weiter Richtung Süden, doch saßen sie nicht nebeneinander, da ihnen das als zu gewagt erschien. Nichtsdestotrotz erzählte Issel Söhnlein davon, er habe von der deutschen Abteilung des Roten Kreuzes Informationen erhalten, wonach die Amerikaner während der Einnahme von Hildesheim seine Frau und seine Kinder erschossen hätten, weil sie Nazis waren und die Amerikaner über Issels Machenschaften in Dänemark Bescheid wussten.

Einige Tage später begegneten Söhnlein und Issel sich erneut, diesmal in Volsemenhusen in Süderdithmarschen, also etwas weiter südlich. Hier berichtete Issel Söhnlein, er wolle versuchen, sich einem englisch-deutschen Freikorps anzuschließen, das nach Japan geschickt werden solle, wie er gehört habe. Ansonsten werde er sich zu „Seydlitz' Armee“ begeben, die auf Seiten der Russen kämpfte. Issel war verzweifelt bemüht, aus Deutschland wegzukommen, denn er fürchtete, verhaftet und der Gerichtsbarkeit übergeben zu werden. Bei dieser Begegnung zeigte er Söhnlein eine Zyankalikapsel, die er immer bei sich trug, und vertraute ihm an, er werde sie benutzen, sollte er keinen anderen Ausweg mehr sehen. Als die Widerstandsbewegung ihn an der Grenze bei Kruså aufgriff, hatte er die Kapsel im Mund gehabt und war kurz davor gewesen, sie zu zerbeißen.

Als Söhnlein später im Internierungslager Neumünster saß, hörte er vom Leiter des Fahrdienstes, Herrn Herrchend, dieser habe Issel in Heide gesehen. Danach gelang es Issel, seine wahre Identität bis Ende 1948 geheim zu halten.

Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 2

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