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Geburten und Missbrauch

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Nach Verbüßung der Strafe ging Dagmar Overby zurück nach Århus, wo sie eine Anstellung als Küchenmädchen in einem Restaurant fand. Sie ließ sich auf ein Verhältnis mit einem der Kellner ein und wurde schwanger. Der Kindsvater wollte, dass sie abtrieb und gab Dagmar 500 Kronen, um die notwendigen Ausgaben begleichen zu können. Darauf ging sie nicht ein, sondern zog auf einen Hof außerhalb von Århus, wo sie eine Anstellung bekam. Zuvor hatte sie bei ihrer Schwester gewohnt, mit deren Mann sie ihrer eigenen Aussage zufolge eine Affäre hatte. Auf dem Hof kam es zu einer Beziehung zwischen ihr und dem Hofbesitzer, die aber nach einigen Monaten zerbrach, woraufhin sie eine Arbeit bei einem Holzunternehmen nahe Hammel annahm.

Zweifellos war es zur damaligen Zeit sehr schwierig, sich auf einem Hof als Gelegenheitsarbeiterin zu verdingen und ein kleines Kind zu haben. Ganz offensichtlich aber war Dagmar glücklich darüber, ein Kind zu haben, und mehreren Aussagen zufolge äußerte sie wiederholt, dass sie Kinder im Allgemeinen sehr mochte und ihr eigenes im Besonderen. Während einer Zugreise nach Randers erkrankte ihr kleiner Sohn jedoch, was laut Dagmar Overby daran lag, dass das Abteil nicht geheizt wurde. Die Krankheit wurde schlimmer, und in der Nacht des 9. Oktober 1911 verstarb der Junge, nachdem sich sein Zustand schon im Laufe des Abends deutlich verschlechtert hatte. In der Folge wurde der Junge vom örtlichen Arzt untersucht, der aber keinerlei Unregelmäßigkeiten feststellen konnte. Familie und Bekannte standen dem Todesfall allerdings skeptisch gegenüber, insbesondere weil der Junge blauschwarz im Gesicht gewesen war, wie kolportiert wurde, was darauf hindeutete, dass er erstickt worden war. Die Sache wurde aber nicht genauer in Augenschein genommen, Dagmar wurde lediglich von der Polizei vernommen, weil man gerade eine groß angelegte Untersuchung von Todesfällen in dem betreffenden Viertel durchführte. Ganz so nachlässig ging man jedoch nicht mit dem Missbrauch um, den Dagmar Overby später an ihrem dritten Kind beging.

Nach dem plötzlichen Ableben ihres Sohnes ging Dagmar Overby sehr schnell ein neues Verhältnis mit einem weiteren Mann ein, und zwar mit dem Fischhändler Anton Peter Nielsen, den sie im April 1912 heiratete. Auf Anton Peter Nielsens Seite lag dem Hochzeitswunsch wohl Liebe zugrunde, was aber kaum für Dagmar Overby galt. Sogar an ihrem Hochzeitstag bestand sie darauf, dass ihr Mann sie nicht berührte, und ihrer besorgten Mutter gegenüber betonte sie, „man kann sich ja jederzeit scheiden lassen.“ Diese nicht gerade idealen Voraussetzungen für eine glückliche Ehe führten dazu, dass Dagmar ihren Mann nach nur einem Monat des Zusammenlebens verließ und sich bei einem Bauern namens Jens Sørensen einnistete, mit dem sie alsbald ein sexuelles Verhältnis verband. Ihr Mann Anton Peter Nielsen wurde als Vater angegeben, was jedoch sehr zweifelhaft war, weil Dagmar neben ihrer Ehe mehrere Verhältnisse hatte. Das Kind wurde in Århus geboren und erhielt den Namen Erena. Kurz darauf wurde Dagmar Overby erneut schwanger. Jens Sørensen war entschieden dagegen, dass sie das Kind bekam, und so versuchte das Paar sowohl seine Beziehung als auch Dagmars Zustand zu verbergen. Deshalb war Dagmar auch allein, als sie schließlich niederkam, und es war keine Hebamme zugegen. Am Tag darauf beschlossen sie, das Kind loszuwerden, indem sie es durch ein Fenster in eine Scheune auf einem Hof bei Hornslet warfen. Dies führte zu einer umfänglichen Untersuchung, da man sich in der örtlichen Gemeinde fragte, wer ein Kind auf diese Weise behandelte. Man konnte jedoch weder Dagmar Overby noch Jens Sørensen mit dem Verbrechen in Verbindung bringen.

Der beschränkten und ärmlichen Gegebenheiten auf dem Land überdrüssig, zog Dagmar Overby im November 1914 nach Kopenhagen, um dort ihr Glück zu versuchen. Hier bekam sie zunächst eine Stelle als Dienstmädchen und Hausverwalterin außerhalb der Bro-Viertel. Wieder ließ sie sich sehr schnell mit Männern ein. Obwohl sie ihre Aufgaben gewissenhaft erfüllte, kam es aufgrund ihrer Lügen und ihres heftigen Temperaments zu Problemen sowohl am Arbeitsplatz als auch im Hinblick auf die Männer – unter anderem behauptete sie, ein Verhältnis mit einem Grafen in Jütland zu haben und drohte mehrfach, Selbstmord zu begehen.

Die Gegebenheiten in Kopenhagen waren also bei Weitem nicht so vielversprechend, wie sie von der jütischen Provinz betrachtet ausgeschaut hatten, und 1915 kehrte Dagmar mit Erena nach Jütland zurück. Nach einem gescheiterten Versuch, die Beziehung zu Jens Sørensen wiederzubeleben, wandte sie sich doch wieder nach Kopenhagen, wo sie 1915 einen Süßwarenladen in der Holmbladsgade erwarb. Hier lernte sie den Arbeiter Svend Carl Svendsen kennen, mit dem sie kurze Zeit später in der Jægersbrogade zusammenzog. Dagmar Overby und Svendsen blieben ein Paar bis zu ihrer Verhaftung 1920.

Schnell zeigte sich, dass der Betrieb des Ladens in der Holmbladsgade nicht von Erfolg gekrönt war, weshalb sie beschloss, ein Pflegekind aufzunehmen, teils um durch das Pflegegeld ein gesichertes Einkommen zu haben, teils um das Bedürfnis nach einem neuen Kind zu befriedigen. Ein Wunsch, den Svendsen nicht erfüllen wollte, da er meinte, sie könnten sich weitere Kinder nicht leisten. Dieses Pflegekind war der Startschuss ihrer Serienmorde.

Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 2

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