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Serienmorde

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Den vielen Verdächtigungen hinsichtlich Missbrauch und Mord an den eigenen Kindern zum Trotz begann Dagmar Overbys Laufbahn als Serienmörderin so gesehen erst nach 1916. In der späteren Gerichtsverhandlung wurden Beweise für acht Morde erbracht – wenngleich Dagmar Overby vermutlich deutlich mehr begangen und auch gestanden hatte. Die Mordserie kann in zwei Phasen eingeteilt werden: von 1916 bis zum Oktober 1917, als Overby sechs Kinder umbrachte, bevor sie eine Haftstrafe wegen Diebstahls in Jütland verbüßen musste, und von 1919 bis 1920, in der sie zwei Kinder ermordete.

Vom ersten Mord in der Jægersbrogade in Nørrebro bis zur Festnahme Overbys in ihrer Wohnung im Enghavevej in Vesterbro wurden die später getöteten Kinder über Zeitungsannoncen vermittelt. Unverheiratete Frauen inserierten auf der Suche nach Pflegemüttern, die sich um ihre unehelichen Kinder kümmern wollten, oder Pflegemütter taten per Annonce kund, dass sie sich gegen einen bestimmten Betrag unehelicher Kinder annahmen. Dagmar Overby beteiligte sich rege an diesem illegalen Handel mit Kindern – bereits 1888 hatte man ein Gesetz verabschiedet, das eine behördliche Genehmigung und Kontrolle des Pflegeverhältnisses vorsah. Sie inserierte und antwortete auf Annoncen verzweifelter Mütter. Sobald die Kinder bei ihr waren, brachte sie sie um - oft noch am Tag der Übernahme. Die Kinder wurden entweder erstickt oder ertränkt und anschließend im Kachelofen in Overbys Wohnung verbrannt, auf dem Speicher versteckt oder irgendwo in der Stadt regelrecht weggeworfen – unter anderem auf dem Friedhof in Nørrebro.

Auf dem Friedhof beging Dagmar Overby vermutlich auch ihren ersten Mord. Das Opfer war ein kleiner Junge, den sie von einer jungen Frau namens Rasmine Kirstine Jensen übernommen hatte, die geschieden war und Schwierigkeiten hatte, ein hartes Arbeitsleben und ein kleines Kind in Einklang zu bringen. Daher antwortete Rasmine auf eine Anzeige, die Dagmar Overby aufgegeben hatte, und nachdem man sich auf zwölf Kronen pro Monat geeinigt hatte, holte Dagmar Overby das Kind ab. Auf dem Weg nach Hause ging sie über den Friedhof in Nørrebro, und hier ermordete sie das Kind, wahrscheinlich aufgrund einer plötzlichen Eingebung, indem sie es mit einer Nabelbinde erdrosselte. Anschließend warf sie es in eine der öffentlichen Latrinentonnen der Kommune, wo es einige Tage später gefunden wurde. Im Großen und Ganzen beging sie die anderen Morde auf die gleiche Weise, oftmals verlangte Dagmar Overby allerdings eine Einmalzahlung in Höhe mehrerer hundert Kronen, bevor sie die Kinder übernahm.

Bemerkenswert ist, dass Dagmar Overby nicht alle Kinder ermordete, die sie adoptierte – in einigen Fällen behielt sie die ihr Anvertrauten tatsächlich, wie zum Beispiel Angelo, den sie zu sich nahm, nachdem sie im Herbst 1917 in den Enghavevej umgezogen war, und an den sie sich sehr stark klammerte.

Daher hatte sie auch eine Zeit lang große Angst, die Mutter Rosa Hansen könnte den Jungen zurückverlangen, aber während eines Gesprächs zwischen beiden wurde schnell klar, dass die Mutter daran nicht interessiert war, und so behandelte Dagmar Overby ihn wie ihren eigenen Sohn. Allerdings erwies es sich als schwierig, ihn auf ihren Namen taufen zu lassen, und so besorgte sie sich die Papiere eines der Jungen, die sie zuvor ermordet hatte. Frida Speer Hansen glaubte ja, ihr Kind sei noch am Leben, und so übergab sie Dagmar Overby bereitwillig die für eine Taufe notwendigen Papiere. Angelo wurde auf den Namen Angelo Axel Overby Hansen getauft und so auf verschlungenen Wegen offiziell Dagmar Overbys Pflegesohn.

Ganz offensichtlich war Dagmar Overby sehr gut darin, andere Menschen einzuschätzen. Außerdem bediente sie sich komplizierter Manöver, um nicht aufzufliegen, wenn misstrauische Mütter ihre Kinder sehen wollten, nachdem sie diese in Dagmar Overbys Obhut gegeben hatten. In diesem Zusammenhang ging Dagmar manchmal so weit, Totenscheine und Sterbeurkunden zu fälschen, aus denen hervorging, dass die Kinder eines natürlichen Todes gestorben waren. So war es unter anderem auch im Fall des ermordeten Kindes von Ane Christensen. Im Herbst 1917 tauchte deren Schwester in Dagmar Overbys Wohnung auf und verlangte, das Kind zu sehen. Overby hatte es jedoch ermordet, und als die Schwester sich mit der Erklärung, das Kind sei infolge einer Bronchitis verstorben, nicht zufriedengab, war sie gezwungen, einen entsprechenden Totenschein zu beschaffen.

Dazu benutzte sie ihren Arzt, der auf Dagmar Overbys Aufforderung hin den Namen des Kindes in einen Totenschein eintrug, den Dagmar schon früher für ein anderes Kind angegeben hatte. Diesen Totenschein konnte Overby dann der skeptischen Schwester zeigen, wodurch dem Verdacht der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass der Arzt nicht an Overbys Verbrechen beteiligt war, sondern ihr nach eigener Aussage helfen und eine gute Tat vollbringen wollte. Vor Gericht sagte der Arzt später aus, Dagmar Overby sei sehr überzeugend gewesen, habe einen außergewöhnlich guten Eindruck auf ihn gemacht und sei ihm als ein pflichtbewusster Charakter erschienen.

Außerdem verschleierte Dagmar Overby ihre Mordserie, indem sie den Eltern, die ihr Kind zurückhaben wollten, ein sogenanntes Wechselbalg unterschob, also ein anderes Kind, als sie ihr ursprünglich anvertraut hatten. Darüber hinaus vertuschte sie ihre Verbrechen dadurch, dass sie lebende Kinder, die sie in Pflege hatte, als einige der Kinder ausgab, die sie umgebracht hatte. Traf sie auf der Straße Mütter der Kinder, die sie ermordet hatte, gab sie das Kind, mit dem sie gerade zufällig unterwegs war, als das Kind eben dieser Mutter aus. So spielte es sich unter anderem im Fall der schon erwähnten Rasmine ab, deren Kind das erste war, das Dagmar Overby ermordet hatte, auf dem Friedhof in Nørrebro. Bei dieser Gelegenheit war Rasmine begeistert darüber, wie gut Overby sich um ihr Kind gekümmert hatte, nicht wissend, dass ihr Kind in Wirklichkeit in der Latrinentonne der Kommune gelandet war.

Betrachtet man Dagmar Overbys Taten im Zusammenhang, kann man nicht umhin, sich über das Zusammenwirken von Zufälligkeiten zu wundern, die sowohl die einzelnen Morde als auch die anschließende Systematik kennzeichnen, mit der sie versuchte, die Geschehnisse zu verbergen. Hinzu kam ein außerordentlich nachlässiger und natürlich auch sehr respektloser Umgang mit den Leichen, die entweder in öffentliche Latrinentonnen oder Straßengräben geworfen oder in ihrer Wohnung versteckt wurden, unter anderem in dem Korb am Fußende ihres Bettes, auf dem Speicher oder im Küchenschrank, wo die Leichen mumifiziert wurden oder verwesten. Alles in allem zeichnen die Serienmorde das Bild einer psychisch komplexen und ungeheuer skrupellosen Mörderin. So kam es im weiteren Verlauf der Ereignisse zu heftigen Diskussionen über Dagmar Overbys Morde und über ihre Person.

Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 2

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