Читать книгу Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 2 - Frederik Strand, Frank Bøgh - Страница 6
Diebstahl, Lügen und Missbrauch
ОглавлениеWie erwähnt nahmen Dagmar Overbys soziale Probleme nach der Ankunft in Århus zu. Dabei ging es nicht um die Schule, Dagmar Overby kam sowohl an der Paradisgades Kommuneskole als auch an der Nørrebrogades Kommuneskole gut zurecht. Jedoch kam es immer häufiger zu Konflikten mit den Eltern, und der Vater schlug sie wiederholt. Die vielen Prügel waren zu einem gewissen Grad auf kleine Diebstähle zurückzuführen, die eine große Last für die arme Familie bedeuteten, und ihre Ursache sicher nicht zuletzt in Dagmars generell sehr streitbaren Gemüt hatten. Die Diebstähle häuften sich und wurden zu einem stetig wachsenden Problem. Manchmal lief Dagmar von zu Hause weg und streifte lange durch Århus und Umgebung.
Dieses Herumstreunen hatte seine Ursache allerdings nicht nur in Dagmars Lügen und in ihrer Streitsucht, sondern möglicherweise auch in einem Übergriff, dem sie innerhalb der Familie ausgesetzt war, als sie kaum das Teenageralter erreicht hatte. Ihr Großvater kam nach Århus, um sich für längere Zeit bei der Familie aufzuhalten, und teilte aufgrund der räumlichen Enge einen Schlafplatz mit ihr. Allem Anschein nach vergriff er sich schon in der ersten Nacht an ihr, woraufhin er die Familie umgehend verlassen musste und nie wieder zurückkam. Der Übergriff war ein Tabuthema, über das nicht gesprochen wurde, und man kann nur darüber spekulieren, welchen Einfluss der Missbrauch auf Dagmar Overbys emotionale und sexuelle Entwicklung hatte. Im späteren Gerichtsverfahren stellte sich heraus, dass Dagmar große sexuelle und emotionale Probleme Männern gegenüber hatte.
Anfang 1900 hatten Dagmar Overbys Diebstähle an ihrem Arbeitsplatz, einer Molkerei, für die sie als Botin tätig war, ein solches Ausmaß angenommen, dass sie ihre Stellung aufgeben musste. Daraufhin wurde sie nach Absprache zwischen dem Leiter der Polizei Århus und ihrem Vater auf Højgaarden, einem großen Hof auf Fünen, untergebracht. Innerhalb der geordneten Verhältnisse entwickelte sie sich gut, und die wohlhabende Gutsbesitzerfamilie, die Dagmar Overby sehr schätzte, sorgte dafür, dass sie konfirmiert wurde. Nach dieser guten Zeit ging Dagmar auf einen Hof in Tunderup und von dort aus weiter nach Ringe, wo sie als Hausmädchen auf einem weiteren Hof arbeitete. Die Aufenthalte in weniger geordneten Verhältnissen taten ihr jedoch nicht gut, und 1909 wurde sie auf dem Hof bei Ringe erneut des Diebstahls überführt, was zu einer Verurteilung und zu einer zehntägigen Gefängnisstrafe führte.