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1.2.1 Die Teilwelten

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Sich ergänzende Teilwelten sind Wirtschaft, Recht, Religion, die Wissenschaften und die Kunst. Sie haben Ordnung, Struktur und System und das Merkmal, Bezüge zuzulassen, eine Verzahnung über sich hinaus. Sie galten schon im 19. Jahrhundert bei Karl Marx als die wesentlichen Funktionssysteme unserer Gesellschaft. Sie sind die Korsettstangen, die sie stabilisieren und, bei Defiziten, destabilisieren. Sie ermöglichen unsere persönlichen Welten, so auch die akademische, an der sie teilhaben. Schmerzlich wird es, wenn im Wirtschaftlichen nicht die passenden Regulierungen gefunden worden sind. Nach einem schwarzen Freitag und seinen katastrophalen Folgen weiß man, dass und wie reguliert werden muss. Wenn achtzig Jahre später eine Hypothekenblase platzt, weiß man, dass Selbstverständliches nicht funktioniert hat, weil Regulierungen außer Kraft gesetzt und politische Impulse über wirtschaftliche Vernunft gestellt wurden. Die Deregulierung einer ganzen Branche, der Finanzbranche, war ideologisch eingeleitet und verselbständigte sich in skrupelloser Gier. Thatcherismus und die Reagonomics der sogenannten smarten Chicagoer Boys veränderten die Regulierungen, was zu einer Betonung der sozialen Asymmetrie führte. Es war die Befürwortung eines Sozialdarwinismus auf ökonomischem Gebiet, die Sublimation des Boxkampfs zum Catchen hin, "freie Marktwirtschaft" ganz wörtlich genommen. Ein einmal erreichtes Niveau an Solidarität hingegen zwischen Kapital und Arbeit hat den Charakter einer akzeptierten Regel.

Wenn die gesetzgebende Versammlung, die Legislative, Gesetze erlässt (Bundestag und Bundesrat), deren Anwendung von der exekutiven Gewalt gewährleistet wird (z. Bp. Polizei), dann hat die Gerichtsbarkeit (Jurisdiktion) „lediglich“ die Aufgabe, das Recht zu handhaben, anzuwenden. Es ist nicht Sache eines obersten Gerichts, Entscheidungen zu treffen in der Art, wie die Finanzpolitik der EZB (Europäische Zentralbank) mit der des Bundestages abzustimmen ist. Es ist auch nicht dazu da, zu entscheiden, was von Seiten der Institutionen unter „Gerechtigkeit“ zu verstehen ist. Steuergerechtigkeit wird jeweils in den Parteiprogrammen entworfen, die Relevanz sozialer Maßnahmen entscheidet sich ebenfalls hier.

Es gibt typische Gefährdungen für diese Strukturen. Die Kirche, die ein System aufgebaut hat, erleidet Nachteile, wenn sie als System den Fehlern der Teile nicht gewachsen ist. Ein oberster Gerichtshof, der anfängt, Entscheidungen zu treffen, die Sache der Politik sind, vermischt die Instanzen. Eine Wirtschaftspolitik ist nicht zuständig für die Definition ihrer höchsten Ziele, die die Gesellschaft mit ihr verbinden möchte. Nur einer macht sich nichts aus der Frage nach Dimensionen, Zielen und Methoden. Es ist das Individuum, das sich seine Welt komplikationslos wünscht:

Richard Tauber, wenn er singt: "Du bist die Welt für mich – [egal ob mit oder ohne mittlere Reife] – Ich lebe ganz für dich."

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