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2.1.6 Selbstverwirklichung – was willst du noch mehr

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Bildung ist sicher auch, wenn man den Mut zur Lücke benutzt, um zu wählen, was man wirklich braucht. Es gibt die technische, rationale Bewertung für alles Kalkulierbare. Aber auf der Bedürfnispyramide H. Maslows (gest. 1970) muss man nicht unten stehen bleiben. Man darf anspruchsvoll sein und vom Quantitativen zum Qualitativen gehen. Da gibt es die feinen Dinge der Kultur, der Kunst, der Philosophie, die alle im Begriff der "Selbstverwirklichung" gipfeln. Für Maslow der Höchstbegriff, obwohl schwer zu definieren, da er das voraussetzt, was noch offen ist. Wie soll mich Mozart interessieren, wenn ich nicht weiss, dass es ihn oder überhaupt klassische Musik gibt. Eigentlich ein Dilemma, nach Münchhausen benannt. Es gibt die Abhängigkeit von den Eltern, von der Schule, vom Geld ja, auch von Omi mit ihrem Rumpudding Spezial, den sie wie eine Falle als Blickfang zu postieren versteht, um das Bleiben zu verlängern. Die Impulse werden uns also angeboten. Nur in wenigen Bereichen kann man langjährige Abhängigkeit riskieren, ohne zu befürchten, in der Autonomieentwicklung behindert zu werden. Die Welt der Kunst ist die der Phantasie und auch des Genusses. Sinn- und Gedankenausrichtung werden hier nicht zwingend aufgenötigt, bieten sich aber über eine Wahrnehmung, die deutlich die Phantasie anspricht, zur Auseinandersetzung an. Paul Klee hat gesagt, „Kunst macht das Unsichtbare sichtbar.“ Das meint ihre Erfindungsgabe. Man wird nicht bestreiten, dass sie es mit mehr Freiheit tut als jede Ideologie und einprägsamer als Philosophien ist. Denn Phantasie und Subversion sind Freiheit bis zur Obsession, die man aber erkennen kann. Die Prozesse, die sie im Geist auslösen, sind garantiert nicht vorgekaut. Das bist du selbst und darfst es sein. Was willst du noch mehr? Die Familie natürlich, den Beruf, Omis Rumpudding ganz vorne, das Geld. Das Paragliding im Doppelpack mit Oskar nicht zu vergessen, wenn der Wind das Lied der Freiheit singt. Dem voraus geht eine geistige Bewegung, die in der Antike mit Selbsterkenntnis bezeichnet wurde. Wenn der Mensch die Anstrengung leisten kann, sich zu erkennen, muss schon etwas da sein, was erkannt werden kann. Darin liegt eine Steigerung und Distanzierung vom "Selbst", nicht so sehr dessen "Verwirklichung". Sich selbst verwirklichen kann man auch als Züchter heimischer Lachtauben. Wer sich aber "erkennt", mag feststellen, dass er das Zeug zu einem Moralphilosophen hat, mit einer Tendenz zum Spießigen oder zur Libertinage. Was halt so in einem steckt. Wer sein Selbstbild und die in ihm steckende Ideologie verkennt, liefert Angriffsflächen für Kritik von außen. Sie kann schon mal sehr kurz gefasst und trotzdem sehr wirksam sein "Der König hat ja keine Kleider an!". "Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren." Dazu gehört in jedem Fall noch das Wissen um die Bedürfnisse, die ja, da sie uferlos sein können, sich zur Begrenzung geradezu anbieten. Auf dieser elementaren Basis persönlicher Philosophie ist ein angehender Akademiker unschlagbar. Er besitzt die Reflexivität, nicht auf sich selbst hereinzufallen, nicht sich selbst zu düpieren, sich zu verkennen. Er hat da selten einen dringenden Bedarf, sich in der Weisheit der Bescheidung zu üben, da er mit ihr längst in seinem Studentenleben herangewachsen ist. In einer solchen Situation der reduzierten Bedürfnisse kann man fürs Leben lernen. Wenn er irgendwo sozusagen ein geborener Meister ist, dann hier. Denn materiell versteht er ja meist, von wenigem zu leben. Nur im Geistigen duldet er keine Begrenzung. Dass dies sich nach dem Examen bei zunehmenden Lebensmöglichkeiten umdreht, sieht mancher als den gerechten Ausgleich seines Schicksals an.

Allgemeinbildung in der Akademischen Welt

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