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5. WAFFEN UND GELÄNDE

Der nächste Abschnitt war der Waffenausbildung gewidmet.

Bei den Dienstwaffen handelte es sich um eine Pistole, Kaliber 7,65 der Marke Walther sowie einem Gewehr mit der Bezeichnung G1. Der Umgang mit diesen musste logischerweise zwingend erlernt werden.

Die Schusswaffen unserer Ausbildungshundertschaft wurden in einer speziell gesicherten Waffenkammer aufbewahrt. Der sogenannte Waffenwart, ein Beamter des Stammpersonals, war für diesen Raum verantwortlich. Die Waffen erhielten wir zum praktischen Unterricht gegen Unterschrift ausgehändigt und mussten nach Übungsende zurückgegeben werden. Im Anschluss erfolgte die erneute Verwahrung.

Ohne den Waffenwart war es nicht möglich, Zugriff auf eine Pistole oder ein Gewehr zu bekommen.

Die Gruppenführer vermittelten uns in zahlreichen Stunden den Aufbau der beiden gefährlichen Gerätschaften. Wir lernten, wie sie funktionieren, wie man sie zerlegt, wieder zusammenbaut und selbstverständlich dem allerwichtigsten Punkt! Wie man sie reinigt!

Der Sauberkeitswahn, anderes kann ich es nicht nennen, war in der Grundausbildung schon massiv ausgeprägt. Nach jedem Übungsschießen mussten wir Gewehr und Pistole mit speziell entwickeltem Reinigungsgerät in den Zustand der Ausgabe versetzen. Für die Säuberung wurde teilweise mehr Zeit als für das Übungsschießen verwendet.

Also Waffe auf den Zimmern zerlegen, vom Pulverdampf befreien, anschließend mit Balistol Waffenöl ganz leicht einölen und wieder zusammenbauen. Dadurch sollte ein möglicher Rostbefall des Metalls verhindert und damit die Langlebigkeit gewährleistet werden.

Das Entfernen des eingebrannten Pulverdampfes war richtig mühsam. Es gab einige Kollegen, die sich den Schlauheitspreis am Bande verdient hatten. Für sie war das einfach viel zu zeitaufwendig. Um die Sache abzukürzen und sich wieder wichtigeren Dingen kümmern zu können, wurden die verschmutzten Einzelteile in ein Waschbecken gelegt und mit kochendem Wasser übergossen. Das war zwar für die Waffe nicht das Gesündeste, die Pulver-Rückstände aber hatten dadurch nicht die geringste Chance.

Das ging so lange gut, bis einer unserer Gruppenführer diese „ungeheuerliche“ Vorgehensweise mitbekam und dabei aus allen Wolken fiel. Diese Art der Arbeitserleichterung trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht. Die ertappten Kollegen hatten nun für die nächsten Wochen die glorreiche Aufgabe, unter Aufsicht der gestrengen Vorgesetzten alle beim Schießtraining benutzten Waffen auf das Intensivste zu reinigen.

Mit schierer Muskelkraft und nicht mit Hilfe des kochenden Wassers.

Zur Umsetzung unseres erlernten Wissens kamen, außerhalb des Übungsschießens mit scharfer Munition in einem eigens dafür gebauten Schießstand, zusätzlich praktische Übungen dazu. Zu diesem Zweck entwarf man vermeintlich reale Szenarien. Danach wurde „Krieg der Welten“ gespielt. Wir formierten uns polizeitaktisch in Linien und bewegten uns ganz langsam, um etwaige Angriffe von Rechtsbrechern adäquat bekämpfen zu können.

Ort der Übungen einmal mehr das Freigelände hinter unserem Gebäude.

Im Einsatzoverall, dem Stahlhelm auf dem Kopf und bewaffnet mit dem wunderbar gereinigtem Gewehr G 1 und der wie neu glänzenden Pistole Walther, Kaliber 7,65 gingen wir geschlossen gegen imaginäre Staatsfeinde vor. Die Waffen waren bei solchen Übungen selbstredend nicht geladen.

Willi und ich „kämpften“ Seite an Seite. Nach einiger Zeit sagte er: “Mogst du den abgrundtiefn Schmarrn no länger midmacha oder ned.“ Da mir diese Übung völlig überflüssig erschien, flüsterte ich ihm zu, dass mir das absolut keinen Spaß machen würde und wollte wissen was er vorhatte. Er meinte leise: „Pass auf, i vertritt mir jetzt an Haxn und du stolperst und foist auf dei Gwahr, bei drei geht’s auf!“ Gesagt getan. Eins, zwei, drei und wir lagen verkrümmt und schreiend auf der Erde. Otto Hertle sprintete zur „Unfallstelle“ und wollte wissen was passiert ist. Mit schmerzverzerrten Gesichtern erklärten wir unser Missgeschick.

Die Übung war aufgrund dessen sofort für uns beendet. Augenzwinkernd flüsterte Willi zu mir: „Sigst, des hod etzad richtig guad funktioniert“. Wir schleppten uns beide in Richtung Unterkunft in der Hoffnung auf die dringend erforderliche ärztliche Behandlung. Ein Bild des Jammers. Mit einem eigens bestellten Dienst-Kfz wurden wir zum Polizeiarzt transportiert.

Jeder Polizeischüler durfte im gesamten Verlauf der Ausbildung die sogenannte „Freie Heilfürsorge“ in Anspruch nehmen. Eine Behandlung aufgrund Krankheit oder Verletzung erfolgte zuerst durch den in der Kaserne stationierten Polizeiarzt in der eigens vorhandenen Krankenabteilung und war völlig umsonst. Ich meine damit natürlich „kostenlos“.

Erlitt der Beamte schwerwiegendere Erkrankungen oder Verletzungen, wurde dieser an einen Facharzt außerhalb der Kaserne überwiesen. Auch die weiterführende Behandlung übernahm kostentechnisch Vater Staat.

In unserer Krankenabteilung, kurz das „Revier“ genannt, praktizierte ein angenehm ruhiger und sehr freundlicher Polizeiarzt, Dr. med. Krocker. Ein wunderbarer Mensch mit großem

Fachwissen und Einfühlungsvermögen. Ihm zur Seite zwei hübsche Krankenschwestern sowie zwei routinierte Polizisten mit Sanitätsausbildung. Dazu später aber mehr.

Der Doktor diagnostizierte bei Willi eine Bänderdehnung im Knie und bei mir eine schwere Prellung des Ellenbogens. Wir wurden beide für „EAD“, das hieß „ Eingeschränkt Außendienstfähig“, deklariert. Es bedeutete die vollständige Befreiung von allen Übungen im Verlauf der nächsten Tage. Darüber waren wir aufgrund unserer „unglaublichen“ Leiden schon sehr froh.

Selbstverständlich schonten wir uns in dieser Zeit, um etwaige Spätfolgen zu vermeiden und unsere volle Dienstfähigkeit auf dem schnellsten Weg wieder zu erlangen. Mir ging es bald wieder besser. Dank der Ruhe und der allgegenwärtigen, in Polizeiarztkreisen gern verwendeten Salbe mit Namen MOBILAT. Diese „heilte“ fast jede Krankheit innerhalb kürzester Zeit.

Nur bei Willi „versagte“ sie und ich machte ich mir große Sorgen. Immer wieder diese Schmerzen und keine offensichtliche Besserung in Aussicht. Mein Gott, dieser arme Mensch!

Nur an einem Tag der Woche waren seine Schmerzen wie weggeblasen, nämlich……….

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