Читать книгу Blaulichtgschichten - Gerhard Gruber - Страница 17
Оглавление11. ENDE DER GRUNDAUSBILDUNG
Der Vize-Chef der Gesamtkaserne, ein leicht lispelnder Polizeioberrat Hebert, jeweils einen goldenen Stern links und rechts am „Kragenspiegel“, sowie weitere hochrangige Mitarbeiter überprüften unseren Ausbildungsstand im Rahmen einer Besichtigung. Wer diese Stufe nicht überstand, wurde aus dem Polizeidienst ausgeschlossen und gekündigt.
Wir marschierten, grüßten, bauten die Waffen auseinander und wieder zusammen, reinigten Zimmer und Ausrüstung und absolvierten einen Sporttest in Form eines hundert Meter Laufes, der Disziplin Kugelstoßen sowie eines Weitsprunges. Dabei lieferten wir insgesamt eine passable Gesamtleistung ab und jeder Auszubildende stieg in die nächste Ausbildungsstufe auf.
Knapp war es nur bei unserem „Herkules“ Sigmund Manzenmüller aus Lindau am Bodensee. Sigmund war ein Bodybuilder der ersten Stunde und sah dementsprechend gewaltig aus. Er war so ein netter Kerl und hatte immer einen spaßigen Spruch auf Lager. Es bereitete ihm aber größte Schwierigkeiten, sein Gewehr ausgerechnet bei der Besichtigung zu zerlegen. Trotz seiner immens vorhandenen Kraft brachte er vor lauter Aufregung die Sicherheitsschraube nicht auf.
Nicht verwunderlich, wenn man in die falsche Richtung dreht.
Seine Aufregung steigerte sich in erheblichem Masse, nachdem er mitbekam, dass der genannte Kasernenvizechef ihm über die Schulter schaute und leicht lispelnd meinte: „Der kann es anscheinend gar nicht, das wird wahrscheinlich auch nix mehr werden!“
Sigmund fing an, entsprechend stark zu transpirieren und hatte eine Gesichtsfarbe, die einer überreifen Tomate glich. Wir waren uns sicher, dass er jetzt jeden Moment einen Schlaganfall erleiden würde und sich für ihn aufgrund dessen der Polizeidienst erledigt hätte.
Polizeioberrat Hebert zog urplötzlich eine Münze aus seinem Geldbeutel und wies Sigmund freundlich an, ihm das Gewehr zu geben.
Er sagte lispelnd: „Schau her Bua, etz nimmt ma so a Münzn und schraubt damit die Sicherungsschraubn in der richtign Richtung auf und scho geht`s, da brauchts ned a moi an Schraubnzieher!“
Sigmund war ob der unerwarteten Hilfe sehr erleichtert, nahm sein Gewehr und setzte den weiteren Vorgang ohne jede Beanstandung tadellos fort. Ich habe bis heute keinen glücklicheren Bodybuilder mehr gesehen. Er durfte danach selbstverständlich in die 2. Ausbildungsstufe wechseln.
Das Erreichen dieser Stufe hatte die erste Beförderung zur Folge und wir durften uns stolz Polizeioberwachtmeister nennen. An den Krägen unserer Dienstjacken blitzte nun auch der kleine silberfarbene „Hoffnungsbalken“ aus Blech.
Das Gesicht der Hundertschaft veränderte sich nun. Wir bekamen Unterstützung aus der Ausbildungskaserne Seeon. Diese Ausbildungsstätte wurde, zum Leidwesen der dort befindlichen Kollegen, aus wirtschaftlichen Gründen aufgelöst und die Auszubildenden komplett nach Dachau verlegt. Ich persönlich kannte Seeon nicht, es soll sich den Erzählungen nach um ein wunderbares Kleinod am schönen bayerischen Chiemsee gehandelt haben.
Von dort erreichten zusätzlich achtzig neue Azubis Dachau und ersetzten die bereits vorher genannten Kollegen, die in einen anderen Ausbildungsabschnitt wechselten. Jetzt war die Hundertschaft komplett und alle befanden sich auf gleichem Wissens- und Ausbildungsstand oder es sollte zumindest so sein.
Die Neuen wurden auch im Haus untergebracht und mussten integriert werden. Das hieß, dass die alte Zimmerbelegung aufgehoben wurde und eine Neueinteilung stattfand.
Die Zimmerbelegung änderte sich wie folgt:
Ich wechselte mit Willi und Manfred in das Zimmer 113, zusammen mit dem rothaarigen Münchner Hubert Brocksteiner, dem Augsburger Kurt Österreicher und Harald Kolliak aus München. Die Besatzung passte, zumal Willi, Manfred und ich sowieso die meiste Zeit miteinander verbrachten.
Hubert und Harry waren ruhige und angenehme Zeitgenossen, der Kurt ein kleiner sympathischer „Schwätzer“, immer mit einem Scherz auf den Lippen.
Hubert wurde am 01.03.1977 mit uns eingestellt, Harald und Kurt waren „Neuzugänge“ aus Seeon.
In „mein“ Zimmer 114 zog unter anderem Günter Breidinger aus München.
Einige Tage später fand in der Polizeikaserne Königsbrunn in der Nähe von Augsburg der erste große offizielle Termin statt.