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18. WOCHENENDBEREITSCHAFT

Ein ganz ungeliebter Dienst war die Aufrufbereitschaft im Rahmen der Wachperiode. Jeweils im Wechsel musste man zusätzlich zur „normalen“ Unterkunftswache ab Freitagnachmittag das ganze Wochenende in der Unterkunft verbringen.

Jeweils ein Zug mit Auszubildenden war als schnelle Eingreiftruppe für Ad hoc Einsätze, beispielsweise plötzliche Demonstrationen, Absuchen, Absperrungen, Kontrollstellen usw. vorgesehen.

Für die Zeit der Bereitschaft war striktes Alkoholverbot angeordnet. Dreimal am Tag, in der frühe, mittags und abends, mussten wir jeweils Antreten und die Vollzähligkeit durch Abzählen nachweisen.

Die Überprüfung erfolgte ausnahmslos durch den Wachhabenden.

Da an diesen Wochenenden immer öfter Kamerad „Langeweile“ anfing, die Regie zu übernehmen, wurde das Alkoholverbot irgendwann schlichtweg ignoriert und die Zeit zusätzlich mit Kartenspielen, meistens „Schafkopf“, totgeschlagen.

Die Chance, dass sich für uns Jungspunde ein Einsatz auftat, war aufgrund unseres Ausbildungsstandes ohnehin verhältnismäßig gering bis gar nicht vorhanden.

Bis auf einen Sonntag !!

Nach Aufnahme verschiedenster alkoholischer Flüssigkeiten, nur um eine gefährliche Dehydration im Schlaf zu vermeiden, lag die Besatzung friedlich des Nachts in ihren Betten. Gegen 02.30 Uhr plötzlich ein Riesenaufruhr mit Schreien und dem lauten Geräusch von Trillerpfeifen.

Die Schreie kristallisierten sich als folgende Anordnung des Wachhabenden heraus:

„Alarm, Alarm!! Der ganze Zug Antreten in voller Uniform in zehn Minuten, es wird ausgerückt!!!“

Nach kurzer Zeit standen die Mitglieder des Bereitschaftszuges, einige von uns leichenblass und schwer geschädigt nach dem intensiven Genuss der verbotenen Getränke, auf dem Platz vor dem Hundertschaftsgebäude.

Die Kollegen Miechle, Nehringer und Maurer hatten sich aufgrund der Hektik sowie des noch vorhandenen Alkoholpegels übergeben müssen.

Die Spuren waren deutlich in den Gesichtern zu sehen und bei dementsprechender Nähe zu den betroffenen Kollegen auch noch zu riechen.

Insgesamt befand sich ein Großteil der jungen Staatsdiener in einem jämmerlichen Zustand und erwarteten „neugierig“ den Grund dieser nächtlichen Weck-Aktion.

Es ging dabei um die Absuche eines Waldgebietes im Raum Dachau nach einer vermissten älteren, männlichen Person. Die örtliche Polizeiinspektion hatte uns aufgrund der Größe des abzusuchenden Gebietes angefordert.

Der Vermisste konnte nach intensiver Suche innerhalb von zwei Stunden Gott sei Dank wohlbehalten gefunden werden. Es handelte sich um einen demenzkranken Rentner.

Aber es gab im Anschluss noch weitere „Vermisste“. Ein paar Kollegen, ich decke über deren Namen den Mantel des Schweigens, hatten sich offensichtlich zustandsbedingt im dichten Wald verlaufen und waren unauffindbar.

Unter den Gruppenführern machte sich große Nervosität breit und wir begannen, die fehlenden Kollegen unter lautem Rufen zu suchen.

Nach circa zwei Stunden konnten wir sie alle in einem mehr oder weniger gutem Zustand aufgreifen und uns, Gott sei es gedankt, ohne menschliche Verluste in Richtung Heimat aufmachen.

Der Einsatz wurde offiziell Montag früh beim Morgenappell vom „Pa“ aufgearbeitet und besprochen. Bezüglich der peinlichen Kollegensuche hielten wir alle, auch die Gruppenführer, „dicht“. Unsererseits war der Einsatz in jeder Beziehung optimal verlaufen, daran gab es nichts zu rütteln.

Aufgrund der erfolgreichen Absuche erhielten wir ein großes Lob mit dem Vermerk, dass die Ausbildung bislang ja doch nicht umsonst war und wir unbedingt so weitermachen sollten.

Dies taten wir aber nicht, da nach diesem Vorfall die Bereitschaft alkoholfrei von statten ging.

So etwas wollten wir nicht mehr erleben, da herrschte Einigkeit.

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