Читать книгу Durch die Hölle in die Freiheit - Gregor Kocot - Страница 28
Astronomie
ОглавлениеAls ich in jener Zeit ein Gespräch über Astronomie hörte, konnte ich nur passiv zuhören, weil ich kaum etwas davon verstand. Daher entschied ich mich dafür, dieses Thema soweit zu erforschen, dass ich nicht mehr als Laie dastand. Mit großem Interesse wälzte ich viele Fachbücher, und mein Lieblingsautor war Hoimar von Ditfurth. Dieser deutsche Schriftsteller schrieb von Gott weder positiv noch negativ. Er verschwieg einfach dieses Thema, weil er sich auf die weltlichen Angelegenheiten konzentrierte. Seine Werke wie zum Beispiel „Im Anfang war der Wasserstoff“ oder „Kinder des Weltalls“ begeisterten mich sehr, und daher verschlang ich solche Bänder. Ich las auch die Bücher von anderen Schriftstellern, weil ich mir Einblicke verschaffen wollte, was die Wissenschaftler von der Existenz Gottes hielten. Ich wollte dadurch meine neuen Ansichten untermauern. Da ich keine gebildete Meinung dazu hatte, ging ich davon aus, dass die Wissenschaftler vertrauenswürdige Menschen sein würden, die man zum Vorbild nehmen sollte.
In seinen Schriften stellte ein amerikanischer Astronom die Existenz Gottes deutlich in Frage. Er erklärte, dass die besten Teleskope schon fast das ganze Weltall ins Visier genommen hätten, und es sei kein „Versteck“ entdeckt worden, wo sich Gott aufhalten würde. Nach vielen Jahren finde ich solche Aussagen über Gott witzig, naiv und einfach dumm. Der Autor – angeblich ein aufgeklärter Mensch – hatte keine Ahnung davon, dass der Geist über die Materie herrscht. Derzeit wusste ich es auch nicht und schenkte den Wissenschaftlern Gehör, die ich jetzt für bedauernswerte Menschen halte.
In dem Buch eines französischen Schriftstellers („Geschichte des Gottesvolkes“) wurden die biblischen Wunder wissenschaftlich kritisch hinterfragt. Alles war fachlich begründet und für die Leute wie mich sehr überzeugend. Das war eines der atheistischen Werke, die mich zutiefst beeindruckten.
Als ich mich weiter in diese Theorien vertiefte, wurde ich darin bestärkt, dass Religion lediglich ein Märchen für die großen Kinder sei und dass es Gott wahrscheinlich gar nicht gebe. Dadurch entfernte ich mich immer weiter von dem Schöpfer und verlor eine spirituelle Verbindung mit Ihm. Infolgedessen verlor ich auch den Kontakt mit der Realität des Lebens. Ich ließ mich von dummen Weisheiten leiten, die nicht nur nutzlos, sondern auch gefährlich waren. Ich hatte gar keine Ahnung, dass ich Makulatur las. In dieser Literatur waren lediglich die nicht zum Ziel führenden und vergeblichen Erörterungen und Auslegungen, aber keine wahre Weisheit zu finden.
Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben.
(1 Mose; 2:16-17; Einheitsübersetzung).
Die Botschaft der oben zitierten Bibelstelle lässt sich folgendermaßen auslegen: Es gibt Geheimnisse, die man nicht zu sehr ergründen darf. Es ist tatsächlich ratsam, bestimmten Dingen nicht auf den Grund zu gehen. Sonst kann uns ihre furchtbar unerklärliche Heimlichkeit der Lebensfreude berauben. Was mich anbelangte, waren es nicht Geheimnisse, sondern Lügen, die mich später tragisch verkommen ließen. Ich starb einen geistlichen Tod, weil ich mich von den Lügen verführen ließ. Ich strebte so sehr danach, Allgemeinwissen zu besitzen, dass ich mich gar keine Gedanken darüber machte, dass diese Lektüren einen negativen Einfluss auf mich haben konnten. Innere Unruhe und Unsicherheit – das waren die Früchte, die meine Forschungen trugen. Nicht die Himmelskunde selbst brachte mich zu Schaden. Es ging nämlich darum, dass ich in dieser Literatur nach den Beweisen suchte, die mir helfen sollten, die uralten Grundsätze des biblischen Glaubens als ungültig zu betrachten. Ich weiß jetzt gar nicht, warum ich danach strebte, und ob ich mir überhaupt im Klaren darüber war, was ich eigentlich tat.
Diese Bestrebungen brachten eine Unruhe mit sich, die in mir keimte, und die schon durch frühere nutzlose Erkundigungen gesät wurde. Daher kam ich ganz locker an die vermeintlichen Beweise dafür, dass das Weltall nicht von göttlicher Weisheit, sondern von sich selbst gesteuert wird. Vielleich wollte ich sie finden, seien sie wahr oder nicht. Ohne Gott war ich schon ein anderer Mensch. Die Lebensfreude, die mich bisher begleitete, verschwand jetzt. Ich ließ mich seitdem mit dem Alkohol erfreuen, was nur oberflächlich funktionierte. Vielleicht führten gerade diese tragischen Entdeckungen dazu, dass Alkohol zu meinem besten Begleiter und Mittel zur Bekämpfung der Langeweile wurde.