Читать книгу Durch die Hölle in die Freiheit - Gregor Kocot - Страница 33

Ein Tramper

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Kurz nach Weihnachten fuhr ich, wie viele meine Mitbürger, im Suff. Ich ließ einen Tramper mitfahren. Mein Fahrbegleiter war ein gutaussehender Mann im mittleren Alter. Es war frostig, die Straße war glatt, und ich raste schnell, ganz unbekümmert. Der Anhalter wies mich darauf hin, dass es keinen Grund gab, so schnell zu fahren. Er bat mich, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, damit es für uns beiden sicherer ginge. Er geriet in Panik, und ich kam auf die Idee, mich über seine Angst zu belustigen. Ich versetzte mich schauspielerisch in die Rolle eines Verrückten, der sein eigenes Leben, aber auch das Leben anderer geringschätzt. Seine Bemerkungen hielt ich für fehl am Platz. Auf diesem schmalen Weg drückte ich noch mehr auf die Tube, und wir fuhren ca. 100 km pro Stunde. Als der Tramper angefangen hatte, vor Entsetzen zu heulen, brüllte ich wie ein Stier, dass ich noch beschleunigen würde, wenn er nicht aufhört.

Die Panik, die ich bei meinem Mitreisenden erzeugte, machte mir viel Spaß, und zum Dank fuhr ich den Kerl fast direkt vor die Haustür. Ich musste ihm jedoch beim Aussteigen helfen, denn der Mann, der noch vor kurzem so munter und agil war, wirkte jetzt, als ob er plötzlich zwanzig Jahre älter sein würde. Er zitterte wie ein knackiger Opa.

Mehrmals unterhielt ich mich auf Kosten von anderen und riskierte mein Leben. War ich mir meiner Dummheit nicht bewusst, die mich zunehmend beherrschte? Warum konnte ich dieser Leichtsinnigkeit keinen Halt gebieten? Vielleicht hielt ich es nur für ein harmloses Spiel, das keine ernsthaften Folgen mit sich bringen konnte? Für viele endeten solche Verrücktheiten ganz tragisch. Warum sah ich es nicht ein? Vielleicht deshalb sollte es in Kürze mit meinen Autorennen vorbei sein – nicht tragisch, aber peinlich. Das, was auf mich zukam, rettete mich zweifellos vor dem schrecklichen Ende. Das war tatsächlich die bestmögliche Sache, die mir zu diesem Zeitpunkt meines Lebens geschehen konnte. Ich war nicht würdig den Führerschein zu besitzen, weil der Alkohol mich zu einem unverantwortlichen Mann machte.

Durch die Hölle in die Freiheit

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