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Erneute Bekehrung

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Die Bewusstseinszustände zwischen Leben und Tod, die ich während des Unfalls erlebte, trugen zu meinem radikalen Umdenken in Bezug auf Religion, Glauben und Gott bei. Ehrlich gesagt ging es mir nicht um den Glauben selbst. Nach all dem, was mir passiert war, wusste ich allzu gut, dass es Gott gab. Ich musste keine großen Anstrengungen unternehmen, um an Ihm zu glauben. Es lag auch nicht an der Überzeugung, die ich über Nacht erlangte. Es handelte sich um die unumstrittene Tatsache, die mir offenbart wurde, und darum, dass ich auf wundersame Weise vor dem unvermeidlichen Tod gerettet wurde. All diese Erfahrungen kamen so geballt und schmerzhaft auf mich zu, dass ich es mit meinem Verstand nicht nachvollziehen konnte. In meinem Bewusstsein wurde Gott zu einer vollendeten und unbestreitbaren Tatsache. Daher wollte ich jetzt mehr über Gott erfahren, um Ihn näher kennenzulernen. Ironischerweise ging mein Wunsch wie von Geisterhand fast sofort in Erfüllung. Die Lehre sollte aber erschütternd sein. Bald tauchten die „Diener Gottes“ auf. Wie sich später herausstellte, hatten sie mit Gott kaum etwas zu tun, eher mit seinem dunklen Abbild. Das waren nämlich die Zeugen Jehovas, mit denen ich schon mal in Berührung kam. Dazu kamen die Pfingstler. Von dieser Gruppe wusste ich hingegen so viel wie nichts.

Die letzten beherrschten schon die Seelen von meinem Schwager und meiner Schwester in Stuttgart. Gerade durch sie wagte die Pfingstbewegung ihre ersten Schritte zu mir. Am Anfang wirkten sie sehr subtil und nüchtern, aber konsequent. Noch nie begegnete ich so freundlichen und gottesfürchtigen Menschen, die sich um die anderen so sehr kümmerten, insbesondere um die Erlösung der Seelen ihrer Nächsten. Sie unterhielten sich mit mir über Gott und zeigten mir verschiedene Bibelstellen, die mich dazu bringen sollten, mich in die Heilige Schrift zu vertiefen. Sie erzählten mir, dass Gott die Macht hatte mich von der Alkoholsucht zu befreien und den Menschen im Allgemeinen bis zur Unkenntlichkeit zu verändern. Allmählich überzeugten sie mich – nicht, weil sie ausgezeichnete Redner waren, sondern weil ich von der fortschreitenden Alkoholsucht befreit werden wollte. Wenn ich hörte, dass mein Glauben mir meine Sucht nehmen konnte, wollte ich diese Chance in Anspruch nehmen. Ich fing an mir das Wissen über ihre Religion anzueignen. In jenem Zeitpunkt hatte ich keine blasse Ahnung davon, dass ich später für ihre angeblich selbstlose und aus reinem Herzen fließende Lehre einen hohen Preis bezahlen musste, weil sie mein Leben für viele Jahre ruinierten! Ich wusste auch nicht, dass die Unterstützung, die man von den Pfingstlern erhielt, mit Selbstlosigkeit gar nichts zu tun hatte. Sie war lediglich eine Illusion, die den Menschen verführen und einlullen sollte.

Nach einem Jahr öffnete ich mich für die Lehre der frisch begegneten Christen. Sie belehrten mich eifrig und erwarteten, dass ich mich in einen neuen Menschen verwandelte. Inzwischen mussten sie einen gefährlichen Konkurrenten loswerden – und zwar die Zeugen Jehovas. Auch sie erhoben die Ansprüche auf meine Seele. Diese zwei Gruppierungen führten einen heimlichen Krieg um das Recht meine Seele zu evangelisieren. Infolgedessen verdrängten die Pfingstler die Zeugen Jehovas und übernahmen die geistliche Kontrolle über mich. Sie waren sehr gut mit der Bibel vertraut, und man konnte mit ihnen endlose Gespräche über Gott führen. Genau das war mir damals besonders wichtig. Am Anfang ahnte ich gar nichts Böses. Sie waren sehr fürsorglich und nahmen mich in eine geistliche Obhut. Und in ihrer Reihe befanden sich meine Familienmitglieder – Schwester Barbara und Schwager Krzysztof. Und die Familie sollte nach meinem Wohl streben, oder? Mit diesen Gedanken im Kopf vertraute ich meinen Verwandten und ihrem neuen Glauben. Das war mein großer Fehler, der tragische Folgen mit sich brachte.

Durch die Hölle in die Freiheit

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