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IRON MAIDENKillers Berni Mayer

[EMI, 1981]

Maidens Chef de Cuisine Steve Harris sieht sich ja heute in einer Art verzerrter Selbstwahrnehmung als Prog Rocker, und obwohl progressive Elemente schon auf dem Maiden-Debüt von 1980 nicht ganz zu verleugnen waren, hat seine Band den ersten prä-Dickinson’schen Durchbruch geschafft, weil sie einen Punksänger beschäftigte. Der früh und doch gerade noch rechtzeitig geschasste und immer leicht verschämt in der Bandbiografie annotierte Paul Di’Anno hätte mit seinen kurzen Haaren, seiner Alkoholikerfresse und seinem Stilmix aus Dark Wave und Ledersklave auch bei einer frühen Inkarnation von The Damned spielen können, hätte er nicht diese Stimme gehabt, die im Sekundentakt zwischen Wave, Pubrock und Falsetto-Ausbrüchen alternieren konnte.

Pauls Attitüde blieb jedoch immer Punk, genau dafür flog er auch aus der Band. Doch bis es soweit war, fusionierte er hervorragend mit Harris’ ungestümem Songwriting, das sich das Beste aus Punk, Blues und Denkrock-Vorbildern wie Wishbone Ash und Yes herauspickte. Paul Di’Anno sagte es damals ja selbst: »Ich denk mal, wir sind die einzige echte New Wave of Heavy Metal Band. Wir sind die Einzigen, die sich einen Scheißdreck kümmern. Wir sind eine Metal-Band mit Punk-Attitüde.«

Obwohl »Killers« auch aufgrund Martin Birchs präziser Produktion (Steve Harris durfte hier das erste Mal seinen Bass reindrehen, bis er das prädominante Instrument ist) diese Attitüde am besten von allen Maiden-Alben spiegelt, handelt es sich bei dem Songmaterial eher um die Resterampe von Maidens erster Schreibphase. Doch vielleicht macht gerade das die Platte so ungezwungen, so wild und divers. Der Journalist Martin Popoff beschreibt es so: »›Killers‹ hat mehr Kudos verdient … Hier sind die Ideen cleverer, das Spiel mutiger und demonstrativer. Ein beeindruckendes Paket, das die erste Platte insgeheim sogar ein bisschen naiv wirken lässt.«

Im Vergleich zum nachfolgenden Greatest-Hits-Automaten »The Number Of The Beast« hat »Killers« außer dem Titelstück und »Wrathchild« keine echten Klassiker zu bieten, doch gerade das macht eine ständige Wiederentdeckung so reizvoll. »Killers« lehnt sich immer ein paar Zentimeter zu weit aus dem Fenster. Es übertreibt mit zwei Instrumentals (»Ides Of March« und »Genghis Khan«), wird einen Tick zu standardrockig mit »Another Life«, »Innocent Exile« und dem unterschätzten »Murders In The Rue Morgue«, versteigt sich in psychedelischen Rudimenten bei »Prodigal Son« und wird zu hektisch bei »Drifter« und dem grandiosen »Purgatory«, dessen Maxisingle einer von Derek Riggs’ besten Eddies ziert. Und auch wenn Neumitglied Adrian Smith auf »Killers« im Grunde noch nichts zu sagen hat, steht er als der Melodiker von Maiden schon hier für das Konzept Lässigkeit über Habitus.

Am Ende hat »Killers« nicht nur Paul Di’Anno den Kopf gekostet, sondern Bruce Dickinson einen neuen Job eingebracht. Für seine Audition hat er eigene Versionen von »Killers« und »Wrathchild« eingesungen und sie Harris geschickt. Dem scheinen sie offensichtlich gefallen zu haben, doch ich bleibe dabei: »Wrathchild« hatte nie mehr Wut und »Killers« mehr Mordlust als bei Di’Anno. Der übrigens heute noch Punk ist und im Rollstuhl »Wrathchild« singt, selbst wenn er sich den Text nicht mehr merken kann.

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