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SAGAWorlds Apart Joachim Hiller

[Polydor, 1981]

Weiß der Teufel, was wir uns damals dachten. Wir glaubten, wir seien die Härtesten, wegen unserer Musik. Wir hörten ja schließlich Rockmusik. Asia zum Beispiel. Oder Nightranger. Oder Foreigner. Oder Loverboy. Oder … Saga. 1983 wurde ich gefirmt. Das Katholenritual zur finalen Knutung der Jugend. Meine Mutter übernahm die Indoktrination der Firmlinge im heimischen Esszimmer, zum Glück waren meine besten Freunde in der Gruppe und auch … Mädchen! Eine gute Gelegenheit, die früher Eintreffenden mit den aktuellen musikalischen Neuerwerbungen zu beeindrucken, zumindest für ein paar Minuten. Und es muss ungefähr zu dieser Zeit gewesen sein, dass ich das 1981 in Deutschland auf Polydor erschienene »Worlds Apart«-Album der Kanadier Saga beim örtlichen Fachhändler »Günthers Plattenladen« erworben hatte.

Saga waren 1977 in Oakville südlich von Toronto gegründet worden, von den beiden Brüdern Jim und Ian Crichton. Michael Sadler wurde Sänger, wobei Ian und Michael die Hauptsongwriter waren und sich an allen Instrumenten (inklusive des mächtigen Moog-Synthies) austobten. »Worlds Apart« war schon ihr viertes Album, bereits mit dem titellosen Debüt von 1978 hatten sie in Deutschland (und Puerto Rico!) einen Überraschungserfolg erzielt, aber erst mit dem 1981er Album, in Großbritannien von Rupert Hine aufgenommen, kam auch der Durchruch im Megamarkt USA. Bis heute ist die Band aktiv, tingelt wahrscheinlich regelmäßig durch die ländlichen Regionen Westdeutschlands.

Das Online-Lexikon meiner Wahl rubriziert die Band tatsächlich neben dem nachvollziehbaren Progressive Rock auch als Power Pop und New Wave, doch speziell letzteres ist unfassbar absurd. Für mich, für uns war das damals Hardrock, das Gegenteil von Radio-Weichspüler-Pop, echte, ernsthafte Musik im Gegensatz zur von der Industrie verunstalten NDW. Dass manche Musik freilich besser altert als andere ist eine Binsenweisheit, und so löst das Hören von »Worlds Apart« heute eine Mischung aus Verwunderung, Entsetzen und Fremdscham aus. DAS fand ich mal gut?!? Doch lasse ich mich auf diesen Bombast ein, verschaffen mir Saga auch heute noch Gänsehautmomente, meiner Gattin, musikalisch ähnlich sozialisiert, geht es genauso. »On The Loose«, der Opener, hat kaum begonnen, und schon richten sich die Härchen auf dem Unterarm auf. Genau wie bei Song A3, »Wind Him Up«. Beides ist pompösester Pompösrock, aufgesupert mit allem, was die damalige analoge Studiotechnik so zu bieten hatte, und eine Extraportion flächige Synthie-Sahne gab es noch on top. Doch bei entemotionalisierter Betrachtung muss ich sagen, dass das Album mit dem seltsamen alten Mann auf dem Cover, der mit Schatzkarte im Nebel steht, nicht gut gealtert ist – genau wie der im Herbst 1983 erschienene Nachfolger »Heads Or Tales« mit dem Opener-Hit »The Flyer«.

Gut für Nachbarn und Eltern, dass mein Budget damals noch nicht für eine richtige Stereoanlage gereicht hatte – ein Dual-Plattenspieler mit Verstärker und schlappen 20 × 20 Watt musste es reißen. Mit mehr Power hätte ich die Bude abgerissen und meine Oma und ihr »Junge, das ist doch keine Musik, das ist doch nur Lärm!« übertönt. Gehört hatte ich Saga zuerst im Radio, auf SDR 3, erwähnte Hits auf BASF- oder Maxell-Chromdioxid-C90ern mitgeschnitten und dann vom Zwanni der Oma die LP gekauft, diese bis zur Materialermüdung gespielt, als Soundtrack endloser, trister Teenager-Sonntagnachmittage. Bis mich irgendwann Punk von diesem Schrott erlöste. Und bis dann 30 Jahre später das süße Gift der Nostalgie seine böse Wirkung entfaltete …

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