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SCORPIONSBlackout Holger Adam

[EMI, 1982]

Ich erinnere mich daran, Ende der 1980er-Jahre bis in die frühen Morgenstunden vor dem Fernseher ausgeharrt zu haben, weil in einem Wochenend-Musik-Nachtprogramm des ZDF ein Scorpions-Video angekündigt war. Ich glaube, es war ein Ausschnitt von »Rock in Rio« (1985) – »Rock You Like A Hurricane« oder »Big City Nights«? –, den ich dann irgendwann zwischen dem ganzen Pop-Schrott zu sehen bekam. Sitzfleisch war nötig, denn die Quellenlage war schlecht – damals auf dem Land: Kein Kabelanschluss, noch keine »Schüssel« auf dem Dach des Elternhauses und das einzige soziale Netzwerk war der Fußball-Verein. Dort gab es einen Mannschaftskameraden, der mir »Savage Amusement« auf Kassette aufgenommen hatte und einen weiteren, der hatte schon Satellitenfernsehen und wurde dauerhaft dazu angehalten, »Hard’n Heavy« mit Annette Hopfenmüller auf Tele 5 aufzunehmen. Die VHS-Kassetten wurden dann gesichtet und dienten zur weiteren Orientierung, welcher Tonträger gekauft wurde, wenn das Taschengeld wieder für eine CD oder Kassette reichte. (Es verstand sich dabei von selbst, dass man nicht kaufte, was andere schon hatten und man sich also überspielen konnte. Keine Ressourcen verschwenden!) Eine der nächsten Kassetten war dann »Blackout« (und auch »World Wide Live«), denn »Savage Amusement« war zwar irgendwie okay, aber was ich im Fernsehen sonst von den Scorpions gesehen hatte, war wesentlich besser, und schon im Vergleich zur lasziv inszenierten Dame mit Stachelschwanz war das Cover von »Blackout« der Knaller. – Und natürlich hielt auch ich das Selbstbildnis von Gottfried Helnwein für eine Abbildung von Rudolf Schenker. Egal, Hauptsache es fetzt! Und wie es fetzte! Rudolf Schenkers rechte Hand, die Rhythmus-Gitarre, die Riffs! Vor allem »Blackout«, »Now« und »Dynamite« – schnell, aber nicht zu schnell und präzise heruntergeschrubbt! Der Traum jedes headbangenden Kinderzimmer-Luftgitarristen, für mich – jedenfalls damals – die Essenz des Albums. Gerade heraus und voll auf die Zwölf. Die Songs drum herum auch schön und gut, aber als 13-Jähriger mit bestenfalls rudimentären Englischkenntnissen bezog ich »You Give Me All I Need«, die von Hermann Rarebell verfasste Ode an die abtrünnige Angebetete, eher auf mein Bedürfnis nach mehr Killer-Riffs und Power-Akkorden. Darüber hinausgehende Gefühlsduseleien waren mir – von vereinzelten, verschämten und vergeblichen Schwärmereien abgesehen – noch fremd. Was in »Arizona« abging, das habe ich also gar nicht erst gecheckt. Und so ist »Blackout« für mich ein Album, das durch eingängige Hardrock-Songs besticht, vor allem die erwähnten drei.

Das kann ich allerdings erst so hinschreiben, seit ich die obligatorische, post-adoleszente »Um Gottes Willen, die Scorpions!«-Phase überwunden habe. Seit 1990 (»Crazy World«, nein danke) waren sie mir (und gewissermaßen objektiv) peinlich, bis ich 2010 Markus Kavkas Interview mit Meine, Schenker und Jabs für das kurzlebige Fernsehformat »Number One« (Kabel 1) sah – und die Scorpions mit anderen Augen. Die Platten seit einschließlich »Crazy World« bleiben immer noch verzichtbar, aber mir dämmerte allmählich, wie interessant die Karriere der Band verlaufen war und wie stark der Eindruck ist, den sie nicht nur bei mir hinterlassen haben. Zunächst näherte ich mich vorsichtig – zu irgendwas muss ein abgeschlossenes Studium ja gut sein – aus akademischer Distanz: Eine kleine Kulturgeschichte des Rock’n’Roll in Deutschland und darüber hinaus lässt sich anhand der Bandgeschichte erzählen. Mittlerweile, mit meiner musikalischen Metal-Landei-Sozialisation im Reinen, kann ich auch ohne akademischen Überbau eine Lanze für die Band brechen. Vor allem – Michael Schenker hin, Uli Jon Roth her – für die Goldenen 1980er-Jahre, deren Höhepunkt »Blackout« markiert.

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