Читать книгу Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4 - Группа авторов - Страница 27
Zeche Concordia als Filmkulisse
ОглавлениеBevor die Zechengebäude der Concordia abgerissen wurden, mussten sie noch als Filmkulisse herhalten. Der italienische Regisseur Visconti drehte auf dem Zechengelände in Lirich die „Götterdämmerung“, ein düsteres Werk über eine Industriellen-Dynastie in der Nazi-Zeit, in der viele die Familie Krupp zu erkennen glaubten. In einer großen Trauerprozession schritten die damaligen Stars Dirk Bogard und Ingrid Thulin über die von Oberhausener Statisten noch ein letztes Mal bevölkerte Zeche Concordia. Es gab einen Unfall bei den Dreharbeiten: Ein Güterzug rammte beim Rangieren die sechs Meter hohen hölzernen Kulissen. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Umso mehr Ärger gab es mit den Statisten, weil die italienische Produktionsfirma die versprochenen 50 DM nicht pünktlich zahlte. Es gab Proteste und tätliche Auseinandersetzungen vor der Stadthalle; selbst ein Photoreporter der NRZ wurde attackiert, seine Kamera beschädigt. Kulturdezernent Hilmar Hoffmann musste vermitteln. Am Ende entschuldigte sich die italienische Produktionsfirma: Die italienischen Devisenbestimmungen hätten verhindert, dass das Geld für die Bezahlung der Statisten rechtzeitig eintraf. Am Tag nach den Tumulten vor der Stadthalle konnte dann doch auf Concordia gedreht werden.139 Vierzig Jahre später würde das Oberhausener Theater den Visconti-Film als Stoff für ein phantasievolles Stück im alten Gästehaus der GHH in Sterkrade nutzen!
Der Wirbel um die „Götterdämmerung“ rief bei alten Oberhausenern die Erinnerung an die 1930er Jahre wach, als die hiesige Industrie schon einmal zur Kulisse eines Spielfilms wurde. Auch damals war es ein Trauerzug, den Regisseur Veit Harlan mit dem Star Emil Jannings an der Spitze über das Werksgelände der GHH an der Essener Straße marschieren ließ. Die Stahlwerke bildeten auch den Hintergrund einer Versammlung, bei der „Der Herrscher“ – so der Filmtitel – zu seinen Arbeitern sprach. Der allergrößte Teil des „Herrschers“ – einer fürchterlichen Schnulze um den alternden Generaldirektor, der sich in seine junge Sekretärin verliebte – wurde aber im Studio gedreht. Goebbels persönlich soll sich um diesen Film gekümmert und ihn für gut befunden haben.140