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Der demografische Wandel beginnt

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Nach Jahren mit einem beständigen Bevölkerungszuwachs kam diese Entwicklung im Jahr 1964 zum Stillstand. Es begannen Entwicklungen, die auch heute noch anhalten, wie die kontinuierliche Abnahme der Einwohnerzahl und ein deutlicher Rückgang bei den Geburtenzahlen ab Mitte der 1960er Jahre. In keinem Jahr wurden in Oberhausen so viele Kinder geboren wie 1959, nämlich fast 5.000. Im Jahr 1970 waren es dagegen nur noch 3.000 Mädchen und Jungen, die in Oberhausen das Licht der Welt erblickten. Die Abnahme um jährlich etwa 200 Geburten bis in die Mitte der 1970er Jahre auf dann nur noch 2.200 Geburten wird häufig mit dem Schlagwort vom „Pillenknick“ erklärt. Ursächlich für diese Entwicklung waren neben der Verfügbarkeit der Antibabypille aber auch die Bevölkerungs- und Geburtenausfälle des 1. und 2. Weltkrieges und ein Wandel gesellschaftlicher Einstellungen.

Das Jahr 1959 markiert einen bis in die späten 1980er Jahre anhaltenden Trend in der Bevölkerungsentwicklung. Erstmals nach dem Kriegsende 1945 zogen in diesem Jahr mehr Menschen von Oberhausen fort als es Zuzüge nach Oberhausen gab. 1968, im Jahr der Schließung der Zeche Concordia, erreichte die Abwanderung mit über 13.000 Personen einen historischen Höchstwert. Allein aus der Differenz zwischen Zu- und Fortzügen ergab sich in diesem Jahr ein Bevölkerungsverlust von fast 6.000 Einwohnern11.


Tabelle 3: Bevölkerung nach Altersgruppen

* Rückschreibung auf Grund der Volkszählung vom 6. Juni 1961.

** Fortschreibung auf der Basis der Volkszählung vom 27. Mai 1970.

Quelle: Stadt Oberhausen, Bereich 4 - 5 Statistik und Wahlen

Städtische Planungen gingen zu Beginn der 1960er Jahre von einem Ansteigen der Einwohnerzahl auf 320.000 bis 340.000 bis zum Jahr 1990 aus. Tatsächlich nahm die Bevölkerung im Gegensatz zur Prognose vom Höchststand Anfang 1964 bis zum Jahresende 1969 um mehr als 10.000 Personen auf nur noch 249.000 ab. In Erwartung einer massiven Bevölkerungszunahme wurden zwischen 1961 und 1964 für den Sterkrader Norden Bebauungspläne aufgestellt, die in der Walsumermark, in Schmachtendorf und Königshardt zusätzlichen Wohnraum für mehr als 20.000 Menschen schaffen sollten. Die teilweise vorgesehene Bebauung mit bis zu acht Geschossen wurde aus heutiger Sicht glücklicher Weise nur an wenigen Stellen, wie z. B. an der Oranienstraße oder das „Blaue Haus“ in Königshardt, realisiert.


Tabelle 4: Wohnungsbestand nach Stadtbezirken 1970 bis 2010

Quelle: Stadt Oberhausen, Bereich 4 - 5 Statistik und Wahlen

Der gesamtstädtische Bevölkerungsrückgang und die rege Bautätigkeit im Norden der Stadt führten im Zeitraum von 1961 bis 1970 in Alt-Oberhausen (minus 11.700) und Osterfeld (minus 4.700) zu deutlichen Einwohnerverlusten, während die Bevölkerungszahl in Sterkrade um 6.400 Personen zunahm. Eine Entwicklung, die sich noch bis in die Mitte der 1980er Jahre in ähnlichem Umfang fortsetzen sollte: Von 1970 bis 1985 sank die Bevölkerungszahl in Alt-Oberhausen um weitere 16.100 Personen und in Osterfeld um 8.400 Einwohner, während sie sich in Sterkrade um 3.400 Einwohner erhöhte.

Der mit Ausnahme weniger Jahre nahezu beständige Rückgang der Einwohnerzahl seit 1964 wäre ohne die Zuwanderung von Ausländern noch deutlich höher ausgefallen. Das am 20. Dezember 1955 unterzeichnete Abkommen mit Italien über die Anwerbung und Vermittlung italienischer Arbeitskräfte nach Deutschland markiert den Beginn einer grundlegenden Veränderung der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und auch in Oberhausen. In den Jahren des fortdauernden wirtschaftlichen Aufschwungs und der Vollbeschäftigung etwa seit 1957 fehlten insbesondere im Bergbau und in der Industrie qualifizierte Arbeitskräfte. Diese Situation wurde durch die Abwanderung jüngerer Menschen in den Süden Deutschlands noch verstärkt. In Oberhausen erhöhte sich nach dem Abschluss weiterer Anwerbeabkommen mit den Ländern Griechenland, Spanien, Türkei und Jugoslawien die Zahl der hier lebenden Ausländer von 2.800 im Jahr 1955 auf 11.200 (1970). Zu dieser Entwicklung trug der in den 1960er Jahren beginnende Familiennachzug erheblich bei. Die auffälligste Entwicklung nahm die türkische Bevölkerungsgruppe, die sich von 22 (1960) auf über 2.600 Menschen in 1970 erhöhte12 (nähere Angaben siehe Tabelle 2 im Beitrag Langer).


Tabelle 5: Ausländer 1960 bis 2010 nach Stadtbezirken

Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4

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