Читать книгу Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4 - Группа авторов - Страница 28
Bilanz
ОглавлениеIn der Rückschau stellen sich uns die 1950er und 1960er Jahre als eine Epoche dar, in der die Menschen mit großem Optimismus an die Bewältigung der Kriegsfolgen und an den Wiederaufbau ihrer Stadt herangingen. Ihre Zuversicht gründete sich bis 1960 auf beeindruckenden wirtschaftlichen Erfolgen und ebenso auf einer Bevölkerungskurve, die von 1946 bis 1963 einen Anstieg der Einwohner von 160.000 auf 260.000 verzeichnete. S. wird verständlich, warum auf die Anzeichen von Krise im Bergbau meist mit der Erwartung reagiert wurde, andere Branchen würden für einen Ausgleich sorgen. Eine Schrumpfung der Stadt passte schlicht nicht in die Vorstellungswelt der Wirtschaftswunder-Optimisten.
Kommunalpolitisch bemerkenswert ist die markante Umgestaltung der Parteilandschaft im Vergleich zur Weimarer Republik. Zwei Volksparteien, SPD und CDU, traten an die Stelle eines vielfältigen Spektrums bürgerlicher wie sozialistischer, aber auch rechts-konservativer Parteien. In Oberhausen wie im gesamten Ruhrgebiet verlor das ehemals starke katholische Zentrum in den 1950er Jahren zunächst an Bedeutung gegenüber der „christlichen Volkspartei“ CDU, sicher unter dem prägenden Einfluss der Bundespolitik und einer so markanten Persönlichkeit wie Konrad Adenauer. In den 1960er Jahren jedoch verschwand das Zentrum auch deshalb unter der Fünf-Prozent-Hürde, weil zahlreiche seiner Anhänger nun auch eine politische Heimat in der SPD fanden. Hugo Baum, späterer Sozialdezernent, ist dafür das prägnanteste Beispiel. Ohne die Öffnung der SPD für katholische wie evangelische Christen, und auch ohne die Integrationskraft sozialdemokratischer Persönlichkeiten von Luise Albertz bis zu vielen Multifunktionären in Stadtrat, Betriebsrat und zum Beispiel Gesang-, Sport- oder Schützenvereinsvorstand wäre der Aufstieg der SPD von rund 15 Prozent um 1930 zur absoluten Mehrheit von über 50 Prozent seit 1964 nicht vorstellbar gewesen.