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Aufmerksamkeitsfokussierung, Priming und Erlebniserzeugung durch Netzwerkbildung
ОглавлениеDie Prämissen hypnosystemischer Konzepte und der ericksonschen Hypnotherapie werden durch Forschungsergebnisse der modernen Neurobiologie, etwa zum Priming und Embodiment16, bestätigt (Storch et al. 2011). Erleben entsteht danach durch die autonome Bildung und Aktivierung neuronaler Netzwerke. Entscheidenden Einfluss haben dabei Bereiche im Stamm- und Zwischenhirn, insbesondere im limbischen System, die außerhalb der bewussten Wahrnehmung operieren und quasi als der »Vorstand« im Gehirn bezeichnet werden können (G. Roth 2009). Bewusste Großhirnprozesse können zwar eingreifen, sind aber langsamer und oft auch schwächer. Jene unbewussten Prozesse sind von zentraler Bedeutung für eine gesunde Entwicklung, für tragfähige, stimmige Lebensgestaltung und für Entscheidungen (Damasio 2002, 2010; G. Roth 2009). Sie melden sich im Bewusstsein als »somatische Marker«, als wichtige Feedbackschleifen aus dem Unbewussten, und äußern sich z. B. durch unwillkürliche Impulse, Körpersignale, Empfindungen, Änderungen der Atmung, Verspannungen, Gefühle etc. Diese Signale werden im hypnosystemischen Ansatz als wertvolle Kompetenzen beachtet, die eine optimale Kooperation zwischen kognitiven und unwillkürlichen (nonverbalen) Prozessen unterstützen können.
Die Dynamik solcher Netzwerkaktivierung wird auch als Priming (Bahnung) und als Fokussierung von Aufmerksamkeit bezeichnet. Durch spezifische Reize (z. B. Worte, Symbole, sonstige Bilder, Gesten, Mimik, Gerüche etc.) werden unbewusste Gedächtnisprozesse (»schlummernde« Netzwerke) aktiviert, die die bewusste Wahrnehmung und das Verhalten massiv mitbestimmen.