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Mediale Sichtbarkeit

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Vor allem die mit Computern und Internet verbundenen Kommunikationsmedien, von Youtube-Kanälen über Websites bis hin zu sozialen Medien, ermöglichen eine Reihe neuer Formen der Sichtbarkeit für ÜbersetzerInnen, wobei die medialen Charakteristika sowohl Form als auch Inhalt der Sichtbarkeit mitprägen. Dabei wird deutlich, dass Sichtbarkeit auch inszeniert wird und die dafür eingesetzten Mittel nicht nur sprachlicher, sondern auch nonverbaler Natur sind. Der Schwerpunkt solcher Sichtbarkeitsinszenierungen verlagert sich dabei von der Übersetzung auf die Darstellung der Übersetzung und der Person. Zu den medialen Sichtbarkeitsformen zählen auch filmische Dokumentationen über ÜbersetzerInnen wie jene von Vadim Jedreynko (2009) über Svetlana Geier oder über Juri Elperin von Manfred Wiesner und Grigory Manyuk (2015). Hier spielen Kameraperspektiven, Schnitttechniken, Ton und Musik wesentliche Rollen bei der Sichtbarmachung der ÜbersetzerInnen, die medialen Bedingungen prägen wesentlich, was wir sehen und wie wir das Gesehene verstehen. Durch die Einbeziehung der medialen Vermittlungstechniken muss das Verständnis von Sichtbarkeit, wie sie erzeugt und wahrgenommen wird, somit auch um multimodale Aspekte erweitert werden.

Eine Sonderform dieser medialen Sichtbarkeit stellen fiktionale Darstellungen von ÜbersetzerInnen dar. Mit der Globalisierung, wie wir sie seit den 1980er Jahren erleben, setzte ein wahrer Boom an literarischen und filmischen Darstellungen von ÜbersetzerInnen ein, die als „master metaphor“ für aktuelle Zustände wie Migration, Identität, Entwurzelung, Mehrsprachigkeit usw. dienen (Delabastita 2009: 111). Interessanterweise werden, wie ich (vgl. Kaindl 2008) in einer Studie zeige, ÜbersetzerInnen häufig als einsame AußenseiterInnen, Heimatlose und GrenzgängerInnen beschrieben, deren Arbeit meist mühsam und frustrierend ist, wodurch sie häufig auch krank, mürrisch, depressiv, ja sogar schizophren werden. Die massive Präsenz fiktionaler Darstellungen ist, was die damit einhergehende Sichtbarkeit betrifft, sicherlich ambivalent zu sehen, da sie einerseits ÜbersetzerInnen aus ihrem Schattendasein holt, andererseits die häufige Verbindung ihrer Person und Tätigkeit mit den problematischen Seiten der Globalisierung ein negatives Bild erzeugen kann.

Die Sichtbarkeit der Übersetzung

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