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5.1.3 Das Modell »Guten Lebens« im Alter

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Abschließend soll noch ein Modell vorgestellt werden, das in stärkerem Maße das Ziel der Beschreibung und Erklärung von Lebensqualität im Alter in den Blick nimmt ( Abb. 5.1.1).


Abb. 5.1.1: Modell »gutes Leben im Alter« nach M. Powell Lawton (1983, 1996) (Mit freundlicher Genehmigung der Oxford University Press)

Das von M. Powell Lawton entwickelte Modell eines »guten« Lebens im Alter (»good life model« , 1983) unterscheidet vier Bereiche der Beschreibung »guten Lebens« im Alter:

• Die Verhaltenskompetenz (behavioral competence) beschreibt objektive Fähigkeiten einer Person wie Alltagsselbständigkeit, geistige Leistungsfähigkeit, soziale Fertigkeiten; diese lassen sich durch Tests oder Verhaltensbeobachtungen erfassen ( Kap. 44).

• Die erlebte Lebensqualität (perceived quality of life) gibt wieder, wie das Individuum seine körperlichen, psychischen und sozialen Lebensbereiche subjektiv bewertet; diese ist nur über die Selbstbewertung zugänglich.

• Die objektive Umwelt (objective environment) wirkt auf Verhaltenskompetenz und erlebte Lebensqualität im Sinne ermöglichender oder einschränkender Bedingungen und kann auf objektivem und auf subjektivem Weg erfasst werden.

• Das subjektive Wohlbefinden (psychological well-being) schließlich ist das Ergebnis der drei vorher genannten Dimensionen; es lässt sich insgesamt, zum Beispiel als Lebenszufriedenheit, oder in seinen einzelnen Bereichen (zum Beispiel als Wohnzufriedenheit, Gesundheitszufriedenheit) erfassen.

»Gutes Leben« im Alter wird hier verstanden als Ergebnis eines Bewertungsprozesses des vergangenen, gegenwärtigen und zukünftig erwarteten Person-Umwelt-Systems eines Individuums, das anhand intrapersonaler und sozial-normativer Kriterien definiert wird (Lawton 1991): »Quality of life is the multidimensional evaluation, by both intrapersonal and social-normative criteria, of the person-environment system of an individual in time past, current, and anticipated« (Lawton 1991, S. 6).

Intrapersonale Bewertungskriterien sind persönliche Werthaltungen wie auch subjektive Bewertungen des bisherigen Lebens. Hier werden Maßstäbe der alten Menschen selbst in Bezug auf ihr Leben thematisiert. Sozial-normative Kriterien sind objektiv messbare Bewertungsmaßstäbe, die das Individuum mit seiner Kohorte und der Gesellschaft teilt. Dabei stehen von außen wirksame Maßstäbe für ein »gutes« Leben im Alter im Mittelpunkt. Wenn bei diesem Zugang das Person-Umwelt-System in den Mittelpunkt gerückt wird, heißt dies, dass es eben nicht genügt, zur Einschätzung von Lebensqualität nur die Person selbst oder nur die Umweltbedingungen zu betrachten, sondern dass für diese Bewertung immer Wechselwirkungen der Person mit ihrer sozialen und räumlich-dinglichen Umwelt ausschlaggebend sind. Das zeitliche Bezugssystem schließlich betont die dynamische Qualität der Bewertung des Person-Umwelt-Systems, d. h. die dabei wirksamen Bewertungsprozesse sind im biografischen Verlauf des Alterns Veränderungen unterworfen. Das Modell thematisiert also nicht Alternsverläufe oder Entwicklungsprozesse, sondern Einflussfaktoren auf die individuelle Bewertung der aktuellen Lebenssituation. Die Verschränkung von Modellen, die den Person-Umwelt Austausch für das Altern betonen mit allgemeinen Modellen des Alterns (z. B. erfolgreiches Altern, Selektive Optimierung und Kompensation, Baltes und Baltes 1989) ist noch zu leisten (Lang et al. 2011; Oswald und Wahl 2019, Wahl et al. 2012; Wahl und Oswald 2016).

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