Читать книгу Praxishandbuch Altersmedizin - Группа авторов - Страница 56

5.2.2.2 Diagnostik des Frailty-Syndroms

Оглавление

Beim Frailty-Syndrom gilt es somit, einerseits eine valide Diagnose stellen zu können, zusätzlich aber auch eine Graduierung zu erzielen. Frailty kann dann diagnostiziert werden, wenn der Allgemeinzustand eines betagten Menschen sich derart verschlechtert, dass sein Risiko für die Entwicklung einer Krankheit oder für seinen baldigen Tod erhöht ist. Hierzu werden vorab zwei Assessment-Methoden verwendet: Die phänotypische Definition von Frailty nach Fried et al. aus der erwähnten Cardiovascular Health Study (Fried et al. 2001) sowie der Frailty-Index nach Rockwood et al. (2007b).

Bei der Fried-Methode werden folgende fünf Parameter erhoben:

• Gewichtsverlust > 5 kg in 12 Monaten

• Physische und psychische Erschöpfung

• Körperliche Schwäche

• Langsame Gehgeschwindigkeit

• Verminderte körperliche Aktivität

Die Diagnose »Frailty« kann gestellt werden, wenn mindestens drei Faktoren zutreffen. Wenn nur ein bis zwei dieser Faktoren positiv sind, wird von Pre-Frailty gesprochen. Dieses Assessment-Instrument wird zwar am häufigsten verwendet, hat aber auch seine Schwächen. Insbesondere weil noch nicht für alle Ethnien entsprechende Grenzwerte existieren, sind Ergebnisse aus verschiedenen Studien oft kaum miteinander vergleichbar (Drey et al. 2011a). So sind Bestrebungen im Gange, mit Modifikationen der Fried-Kriterien Populations-unabhängige Grenzwerte zu finden (Saum et al. 2012).

Für die Berechnung des Frailty-Index nach Rockwood werden die individuellen Defizite aus 70 Einzelfaktoren addiert (Rockwood et al. 2007b). Wenngleich viele dieser Faktoren dem Geriater aufgrund des »Comprehensive Geriatric Assessment« (CGA) geläufig sind ( Kap. 44) wie aktive Erkrankungen, Aktivitäten des täglichen Lebens und körperliche Befunde aus der klinisch-neurologischen Untersuchung, so ist die Erhebung dieses Index doch aufwendig, sodass die Graduierung in den meisten Studien bisher nach Fried erfolgte.

Für beide Methoden konnte gezeigt werden, dass sie eine drohende Behinderung wie auch Mortalität bei selbständig lebenden alten Personen wie auch bei Bewohnern in Langzeitpflegestrukturen vorhersagen können (Fried et al. 2001; Rockwood et al. 2007a; Woo et al. 2012). Da die meisten Betagten mit Frailty-Syndrom noch zu Hause leben, erscheint gerade in diesem Setting eine frühzeitige Diagnose wichtig. Dies ist einerseits mit dem Assessment-Instrument nach Fried (Fried et al. 2001) möglich (Drey at al 2011b; Rougé Bugat et al. 2012), aber auch mittels eines breiter gefächerten Assessments, das neben einem elaborierten geriatrischen Assessment auch speziell psychische und kognitive Faktoren mitberücksichtigt (Subra et al. 2012).

Insbesondere wenn Menschen mit Frailty notfallmäßig stationär aufgenommen werden müssen, gilt es, das Frailty-Syndrom zeitnah zu diagnostizieren, um wenn möglich einen Geriater in das folgende diagnostische und therapeutische Vorgehen mit zu integrieren (Salvi et al. 2012). Leider gibt es bis dahin immer noch keinen verlässlichen Biomarker, der in der Diagnostik von Frailty helfen könnte (Salvi et al. 2012). Die klinische Bedeutung inklusive ihrer gesundheitsökonomischen Relevanz hat auch dazu geführt, dass schon relativ früh Modelle zur Berechnung von Frailty erarbeitet wurden (Martinussen und Pipper 2005; Jones et al. 2004), deren medizinethische Konsequenzen allerdings nicht abgeschätzt werden können.

Praxishandbuch Altersmedizin

Подняться наверх